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Ex-PSG-Legionärin Georgieva: "Ich wäre sehr gerne geblieben"

Die Österreicherin wagte vergangene Saison den Sprung zu PSG. Jetzt trifft sie im Nations-League-Kracher auf einige Ex-Mitspielerinnen.

Ex-PSG-Legionärin Georgieva: Foto: © GEPA

Marina Georgieva verbrachte vergangene Saison beim französischen Spitzenklub Paris Saint-Germain. Am Dienstag trifft sie im ÖFB-Länderspiel gegen Frankreich im Viola-Park auf einige Mitspielerinnen.

Im Interview mit LAOLA1 spricht die Österreicherin über ihre harten Zeiten in Frankreich, ihr neues Abenteuer in Florenz, einen Friseur im Trainingszentrum und anstehende Aufgaben mit dem ÖFB-Frauen-Nationalteam.

LAOLA1: Ihr dürft im topmodernen Viola Park in Wien vor einer Rekordkulisse gegen Frankreich ran. Noch nie waren so viele Fans bei einem Frauen-Länderspiel in Österreich. Was bedeutet das für den österreichischen Frauen-Fußball?

Marina Georgieva: Ich sage nur: Endlich! Wir haben uns schon lange gewünscht, in Wien zu spielen. Jetzt dürfen wir, und dass das gleich so aufgeht mit so vielen verkauften Tickets, ist cool. Dass wir den Rekord brechen, habe ich innerlich geahnt. Dass es jetzt so viele sind, ist enorm erfreulich. Es bestätigt unsere Leistungen in der Vergangenheit. Daheim in der Hauptstadt zu spielen, ist super aufregend.

"Endlich!": Die ÖFB-Frauen dürfen in ein topmodernes Stadion
Foto: © GEPA

LAOLA1: Mit Frankreich erwartet euch die Nummer fünf der Welt. Was kommt da auf euch zu?

Georgieva: Das wird ein wahnsinnig hartes Spiel. Da müssen wir viel Laufbereitschaft, Kampfgeist, Zusammenhalt und Geduld zeigen. Wir wollen auf jeden Fall Punkte mitnehmen. Der Klassenerhalt in der Nations League ist unser Ziel.

LAOLA1: Gerade was deine Position - die Innenverteidigung - angeht, herrscht im Nationalteam ein großer Umbruch. Carina Wenninger (Karriereende 2023) und Viktoria Schnaderbeck (Karriereende 2022) sind nicht mehr dabei. Wie kann man solche Spielerinnen kompensieren?

Georgieva: Sowohl fußballerisch als auch charakterlich ist es sehr schwer, die beiden zu ersetzen. Das sind Top-Fußballerinnen und Top-Charaktere. Wir müssen das Beste geben, um sie bestmöglich zu ersetzen. Das zeigt sich in den Spielen. Der Rest muss mehr Verantwortung übernehmen. Viktoria und Carina waren große Autoritätspersonen.

"Dass es sich so entwickelt hat, war in meinen Augen sehr unerwartet. Im Nachhinein hat sich herausgestellt, dass der Trainer einfach nicht mehr auf mich baut"

Marina Georgieva über ihre Zeit bei PSG

LAOLA1: Du bist ja ausgebildete Innenverteidigerin. Im Test gegen Island musstest du als Außenverteidigerin ran. Wo siehst du dich positionstechnisch?

Georgieva: Prinzipiell ist die Innenverteidigung meine Haupt- und Lieblingsposition. Manchmal kann man sich das nicht aussuchen. Es gibt Verletzungsausfälle oder taktische Hintergründe, bei denen die Trainerin anders entscheidet. Das ist zu respektieren. Ich bin ein flexibler Typ, und habe das Glück, viele Positionen spielen zu können. Dementsprechend ist es kein Problem, woanders eingesetzt zu werden.

LAOLA1: Jetzt geht es am Mittwoch mit Frankreich gegen deine Wahlheimat der letzten Saison. Du bist in einem Jahr PSG nicht oft zum Einsatz gekommen. Wie ist es dazu gekommen?

Georgieva: Ich hatte einen guten Start und richtig gute Spiele. Ich würde sogar sagen: einige der besten Spiele meiner Karriere. Dass es sich so entwickelt hat, war in meinen Augen sehr unerwartet. Im Nachhinein hat sich herausgestellt, dass der Trainer einfach nicht mehr auf mich baut. Aber ich bin in guten Verhältnissen gegangen. Nicht weil ich weg wollte oder der Verein mich nicht mehr wollte, ich habe einfach nicht mit dem Trainer zusammengepasst. Das war der einzige Grund, warum ich mich entschieden habe, Paris zu verlassen. Ich wäre sehr gerne geblieben, ich habe auch vom Verein das Feedback erhalten, dass sie mich gerne gehalten hätten.

Bei PSG kam Georgieva kaum zum Zug
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LAOLA1: Wie bist du mental damit umgegangen?

Georgieva: Das ist natürlich eine sehr schwierige Situation. Für einen Profisportler ist es das Schlimmste, wenn man nicht spielen darf. Ich hatte das Glück, eine tolle Mannschaft zu haben, die mich sehr unterstützt hat. Ich bin ein Mensch, der versucht, Sachen auszuschalten, die ich nicht verändern kann. Am Anfang hatte ich keine Sorge, mich in die Mannschaft zu kämpfen. Ich habe mich darauf konzentriert, an mir zu arbeiten. Da waren die Trainings auf höchstem Niveau, wenn ich nicht 100 Prozent da war, war es schwer mitzuhalten. Wenn man realisiert hat, dass man alles geben kann, und es nicht so wirklich wahrgenommen wird, dann kommt die richtig schwere Phase. Dann muss man sich auf den Platz zerren und realisieren, dass man alles geben kann und es irrelevant ist. Er war vor allem das zweite halbe Jahr, welches mein Leben und meine Trainingssituation erschwert hat. Ich habe es für diese Situation aber gut gemacht und positives Feedback bekommen.

LAOLA1: Jetzt spielen auch Ex-Mitspielerinnen von PSG im französischen Team. Habt ihr euch vor dem Wiedersehen ausgetauscht?

Georgieva: Tatsächlich. Mit einigen Spielerinnen bin ich ein bisschen in Kontakt, zwar nicht so viel wie mit den Legionärinnen, die in Paris gespielt haben. Aber ich freue mich auf jeden Fall auf das Wiedersehen.

LAOLA1: Letztes Jahr waren bei PSG bei den Herren Mega-Stars wie Messi, Neymar oder Mbappe im Team. Seid ihr denen öfter über den Weg gelaufen?

Georgieva: Prinzipiell waren wir in einem Trainingszentrum untergemietet und nicht mit den Männern zusammen. Das war qualitativ nicht so hoch. Es gibt ein ganz neues Trainingszentrum für die Männer, die Frauen sind in das alte der Herren gezogen. Beim Bau ist aufgefallen, dass im neuen Trainingszentrum noch Kapazität übrig ist. Es wird jetzt aktuell etwas ausgebaut. In Zukunft ist geplant, dass das Frauen-Team im neuen Trainingszentrum mit den Männern untergebracht wird.

"Wir haben ein wahnsinniges Trainingszentrum. (...) Wir haben alles vor Ort, sowohl Kryo (Kältetherapie) als auch einen eigenen Zahnarzt, einen Hautarzt und sogar einen Friseur. Neben einem SPA-Bereich gibt es auch die Möglichkeit direkt vor Ort MRT-Untersuchungen durchzuführen"

Marina Georgieva über den AC Fiorentina

LAOLA1: Seit diesem Sommer stehst du bei der AC Fiorentina unter Vertrag. Hast du dich in deiner neuen Heimat schon eingefunden?

Georgieva: Wir haben ein wahnsinniges Trainingszentrum. Ich weiß nicht, ob es das in dieser Form in Europa noch einmal gibt, auch im Männer-Bereich. Das Trainingszentrum ist für uns und die Herren. Es enthält wahnsinnige Möglichkeiten, ich bin sehr zufrieden. Wir haben alles vor Ort, sowohl Kryo (Kältetherapie) als auch einen eigenen Zahnarzt, einen Hautarzt und sogar einen Friseur. Neben einem SPA-Bereich gibt es auch die Möglichkeit direkt vor Ort MRT-Untersuchungen durchzuführen. Das sind Sachen, die ich so nicht kenne in einem Trainingszentrum.  Da wurde an alles gedacht. Mit dem Umfeld fällt es leichter, professionell zu arbeiten.

LAOLA1: Wie läuft es sportlich für dich?

Georgieva: Es ist schwierig, wenn man eine Saison hinter sich hat, wo man ausgesprochen wenig gespielt hat. Es gibt gewisse Punkte, an denen man wieder arbeiten muss, die man wieder manifestieren muss. Das gelingt in Florenz ganz gut. Wir arbeiten akribisch. Der Verein hat letztes Jahr viele Gegentore bekommen. In der Vorbereitung haben wir uns defensiv stabiler präsentiert, und aus dem Spiel heraus keinen einzigen Treffer zugelassen.

LAOLA1: Letztes Jahr war der Klub auf Platz vier der Serie A. Wo will der Verein in dieser Saison hin?

Georgieva: Wir wollen definitiv unter die ersten drei Plätze, damit würden wir uns für die Champions League qualifizieren.

LAOLA1: Mit 26 Jahren bist du noch im besten Fußball-Alter. Was sind deine persönlichen Ziele?

Georgieva: Ich will gesund und verletzungsfrei bleiben. Sportlich möchte ich zu einem Top-Klub. Wobei es theoretisch möglich ist, dass die Fiorentina selbst so ein Top-Klub wird. Ich möchte wieder oben mitspielen, wo auch immer das sein wird. Auf jeden Fall möchte ich in einem Land tätig sein, wo der Frauen-Fußball vorangeschritten ist. Mit der Nationalmannschaft erhoffe ich mir ganz viele Siege, bei Welt- und Europameisterschaften dabei zu sein und eventuell auch einmal etwas zu gewinnen. Das wäre mein größter Wunsch und mein größtes Ziel. Man kann alles erreichen, was man es sich in den Kopf setzt und wenn man ehrgeizig genug ist.

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