27 Jahre nach der Gründung einer Frauennationalmannschaft hat der Österreichische Fußballverband (ÖFB) sein erstes großes Erfolgserlebnis zu vermelden. Bei der Frauen-Europameisterschaft 2017 in den Niederlanden belegte das Damen-Team sensationell den dritten Platz, ein Sommermärchen, mit dem kaum zu rechnen war.

Vom Erfolg der österreichischen Damen-Nationalmannschaft wurden auch die Buchmacher überrascht. Wer ab dem Viertelfinale im Rahmen einer Sportwette dem Team aus der Alpenrepublik ein Unentschieden zugetraut hatte, konnte richtig viel Geld gewinnen, da das auf Platz 24 der Weltrangliste notierte Team in jedem Spiel krasser Außenseiter war.

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Blick zurück zu den Anfängen

Die politische Wende 1990 in Europa gab auch für die Damen-Nationalmannschaft des ÖFB den Startschuss. Ab 1990 erlebte der Frauenfußball in Europa einen Boom, von dem sich auch österreichische Mädels und Frauen anstecken ließen. Die Mitgliederzahlen stiegen rasant an und die Arbeit der Verantwortlichen mündete endlich darin, eine von der FIFA anerkannte Fußballnationalmannschaft der Frauen zu etablieren.

Zwar fanden sporadisch schon seit den 1970er Jahren Spiele einer österreichischen Damen-Mannschaft statt, diese waren aber noch inoffiziell und vom Weltverband nicht anerkannt. So kam es beispielsweise bereits am 12. Juli 1978 in Linz zu einem Spiel gegen das Frauenteam der Schweiz, das mit 2:6 verloren ging.

Der Triumph der deutschen Frauennationalmannschaft bei der in Deutschland ausgetragenen EM 1989 bedeutete den Durchbruch für den Frauenfußball in Deutschland und hatte auch Auswirkungen auf die Nachbarländer. Noch 1989 wurde kurz vor dem Ende der DDR eine Nationalmannschaft gegründet. Sie bestritt nur ein einziges Länderspiel gegen die Tschechoslowakei (0:3) im Mai 1990. Im selben Jahr folgte dann die Gründung der ÖFB-Nationalmannschaft der Frauen.

Ein bisschen war der Frauenfußball-Boom in Österreich auch dem "Wunder von Cordoba" zwölf Jahre zuvor geschuldet. Damals konnten die österreichischen Herren bei der WM 1978 in Argentinien einen historischen 3:2-Sieg über die bundesdeutsche Nationalmannschaft feiern.

Die folgende Infografik gibt mit statistischen Details einen Überblick über die Anfänge der Frauennationalmannschaft des ÖFB:

Infografik zur österreichischen Frauen-Nationalmannschaft im Fußball. Quelle: LAOLA1.at

Erstes Länderspiel gegen die Schweiz

Am 25. August 1990 kam es im schweizerischen Richterswil zum ersten offiziellen Länderspiel einer österreichischen Frauen-Nationalmannschaft. Gegner war wieder das Team aus der Schweiz und dieses Mal gingen die österreichischen Frauen mit einer 1:5-Niederlage vom Platz. Das einzige und damit erste Tor überhaupt erzielte Christa Zötsch. Es sollte das einzige Tor in ihrer nur drei Spiele umfassenden Länderspielkarriere bleiben.

Erster Sieg im siebten Länderspiel

Drei Jahre mussten die Damen auf den ersten Sieg in einem offiziellen Länderspiel warten. Nachdem bereits 1991 ein 1:1-Unentschieden gegen die Tschechoslowakei gelang, konnte am 11. September 1993 der erste Sieg gegen Ungarn eingefahren werden. Bis dahin hatte Österreich lediglich Freundschaftsspiele gegen die Schweiz, Tschechoslowakei und Ungarn ausgetragen. Im dritten Spiel gegen Ungarn gelang durch ein Tor von Elke Scheubmayr ein 1:0-Sieg.

Erste Teilnahme an der Qualifikation für die EM 1997

Zwischen dem 12. September 1995 und dem 28. September 1996 nahm Österreich das erste Mal an den Qualifikationsspielen zur Fußball-Europameisterschaft der Frauen teil. Dabei ging es noch nicht um die Teilnahme an der EM 1997, da die Damen aus der Alpenrepublik noch in der Kategorie B eingeteilt waren. Mannschaften der Kategorie B spielten um den Aufstieg in die Kategorie A. Österreich spielte in einer Gruppe mit der Schweiz, Jugoslawien und Griechenland. Hier erreichte die Mannschaft wie Jugoslawien und die Schweiz zehn Punkte, belegte aber aufgrund des schlechteren Torverhältnisses nur den dritten Platz.

Höchster Sieg gegen Armenien und Aufstieg in die Kategorie A

Die Spielstärke der österreichischen Damen wurde im Laufe der Jahre immer besser. Bei der Qualifikation zur Fußball-Europameisterschaft der Frauen 2005 konnte erstmals der erste Platz in den Gruppenspielen der Kategorie B erzielt werden, was automatisch den Aufstieg in die Kategorie A bedeutete. Da die FIFA die Kategorie A für die Qualifikation zur Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen 2007 um fünf Mannschaften aufstockte, stieg Österreich als Gruppensieger der Gruppe 7 bei der Quali zur EM 2005 automatisch in die Kategorie A auf. In den Gruppenspielen gelangen über Armenien zwei 11:0-Siege, die bis die höchsten Siege einer österreichischen Frauen-Nationalmannschaft darstellen.

Erstmalige Qualifikation zur EM 2017

Zwischen dem 17. September 2015 und dem 20. Oktober 2016 fanden die Qualifikationsspiele zur EM 2017 statt. Österreich traf dabei in Gruppe 7 auf Norwegen, Israel, Wales und Kasachstan. Am Ende sprang der zweite Platz hinter Norwegen heraus, der zur Teilnahme an der Endrunde in den Niederlanden berechtigte. Das Ergebnis ist bekannt: Mit einem dritten Platz gelang der bisher größte Erfolg eines Frauen-Teams des ÖFB. Die Mannschaft überstand das Turnier ohne Niederlage und scheiterte im Halbfinale erst im Elfmeterschießen an Dänemark. Ein wahres Sommermärchen für den ÖFB.

Noch belegt die Frauen-Nationalmannschaft Österreichs in der Weltrangliste den 24. Platz. Aber am 1. September 2017 veröffentlicht die FIFA das neue Ranking, bei dem die Mannschaft durch den dritten Platz bei der EM um einige Plätze nach oben geschnellt sein dürfte.