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Sitzer gegen Polen: So sehr hadert Marc Janko

Frust nach vergebenem Sitzer. Steht er dem ÖFB-Team weiter zur Verfügung?

Sitzer gegen Polen: So sehr hadert Marc Janko Foto: © GEPA

Marc Janko hat schon viele wichtige Tore für Österreich geschossen.

Sein 29. Länderspiel-Treffer wäre besonders wichtig gewesen. Leider bleibt es beim Konjunktiv, denn bei der 0:1-Heim-Pleite gegen Polen lässt der Routinier in der 88. Minute einen Sitzer aus, mit dem er den 1:1-Ausgleich erzielen hätte müssen.

"Natürlich könnte man sich jetzt in Ausreden flüchten und sagen: Fehlende Spielpraxis. Das habe ich bei mir jedoch nie gelten lassen. In neun von zehn Fällen ist der Ball drinnen. Das war natürlich sehr bitter. Der Frust ist extrem groß bei mir", meint der 35-Jährige geknickt.

Jankos Wahnsinns-Chance im Video:

(Text wird unter dem Video fortgesetzt)

Nicht immer nur Sonnenschein

Nach einer herrlichen Flanke von Maximilian Wöber setzte Janko einen Kopfball aus kurzer Distanz daneben. So erlebte der Lugano-Legionär die Szene:

"Es war ein super Chip in den freien Raum. Zwei Verteidiger sind stehengeblieben und haben spekuliert, dass der Tormann ihn hat. Ich bin weitergelaufen und habe auch spekuliert, dass ich den Ball vielleicht erwischen könnte, bin aber nicht mehr richtig mit dem Kopf hinter den Ball gekommen und habe leider daneben geköpfelt."

Es gehört zum Stürmer-Leben dazu, dass man Chancen vergibt - diese lässt sich jedoch auch mit großer Routine nicht umgehend abhaken: "Natürlich nagt das speziell nach dem Spiel an einem. Ich hätte jetzt auch gerne andere Interviews gegeben, wenn ich ihn reingemacht hätte. Aber so ist der Sport, so ist das Leben. Es gibt nicht immer nur Sonnenschein. Ich kann es leider nicht mehr rückgängig machen."

Eigentlich ein Familien-Wochenende geplant

"Eigentlich hatte ich schon ein Familien-Wochenende geplant. Ich habe nicht damit gerechnet, dass es so viele Ausfälle gibt. Ich bin mit einer großen Freude hierher gereist und wollte dem Team helfen. Das hat leider nicht richtig gut funktioniert."

Marc Janko

Es ist dies bereits der dritte ÖFB-Lehrgang in Folge, bei dem Janko als eiserne Reserve im Angriff nachnominiert wurde. Bei Lugano drückt der Niederösterreicher die Ersatzbank, in diesem Kalenderjahr kam er nur auf acht Liga-Minuten.

Die rot-weiß-rote Stürmer-Problematik ist bekannt. Auch mangels Alternativen vertraut Teamchef Franco Foda in Zeiten der Personalnot auf die Fähigkeiten des langjährigen ÖFB-Goalgetters, der in dieser Partie sein 69. Länderspiel bestritt und damit übrigens mit einem gewissen Hans Krankl gleichgezogen hat.

"Meine Nachnominierung war wieder einmal sehr überraschend", findet Janko, "eigentlich hatte ich schon ein Familien-Wochenende geplant. Ich habe nicht damit gerechnet, dass es so viele Ausfälle gibt. Aber es ist, wie es ist. Ich bin mit einer großen Freude hierher gereist und wollte dem Team helfen. Das hat leider nicht richtig gut funktioniert. Auf der anderen Seite kann man sagen: Ich bin zu meinen Chancen gekommen. Der Rest ist Interpretationssache."

Die Stürmer-Frage als Dauerbrenner

Nur wenig Spielraum für Interpretationen gibt es in der Stürmer-Frage. Ein verlässlicher Stoßstürmer, wie es Janko jahrelang war, fehlt dem ÖFB-Team derzeit. Aktuell bekleidet Marko Arnautovic diese Rolle, der könnte jedoch auch beispielsweise am linken Flügel für Schwung sorgen.

Michael Gregoritsch und Guido Burgstaller, die im Nationalteam bisher noch mit Toren geizten, mussten verletzungsbedingt absagen, mit Bochum-Legionär Lukas Hinterseer fiel ein potenzieller Nachrücker ebenfalls aus. Auch die Offensivkraft Hannes Wolf fehlte. Weitere Alternativen gibt es kaum.

Janko nahm in der Vergangenheit seine Nachfolger stets in Schutz und lehnt es weiterhin ab, von einer Stürmer-Krise zu sprechen:

"Was soll ich jetzt über die Stürmer-Thematik in Österreich philosophieren? Wir haben mit Michael Gregoritsch und Guido Burgstaller zwei spielstarke Stürmer in unseren Reihen, die in der deutschen Bundesliga gute Leistungen bringen. Marko Arnautovic kann vorne überall spielen - für ihn sehe ich nicht die eine klassische Position, er ist überall sehr gefährlich und wichtig für die Mannschaft. Dahinter ist Hannes Wolf, bei dem es ähnlich wie bei Marko ist - er kann offensiv nahezu alles besetzen. Den richtigen Stoßstürmer haben wir mit Michael Gregoritsch. Was dahinter in den Nachwuchs-Nationalmannschaften kommt, weiß ich ehrlich gesagt nicht. Ich kann nicht viel dazu sagen, außer dass ich die Stürmer, die leider ausgefallen sind, sehr schätze und dass sie große Qualität haben."

"Die Polen wissen nicht, wie sie gewonnen haben"

Fakt ist: Von der beneidenswerten Qual der Wahl, wie sie Polen im Angriff hat, ist Österreich derzeit ein gutes Stück entfernt. Ein Kaliber wie Siegtorschütze Krzystof Piatek als Joker bringen zu können, kann in einer Partie wie dieser den Unterschied ausmachen. Denn bei mehr Kaltschnäuzigkeit - nicht nur bei Jankos Szene - wäre für das ÖFB-Team natürlich viel mehr drinnen gewesen.

"Natürlich werden jetzt nach der vergebenen Chance die Stimmen lauter werden, die sagen, ich soll zu Hause bleiben. Aber an meiner Haltung hat sich nichts verändert. Wenn der Teamchef mich ruft, komme ich sehr gerne."

Marc Janko

"Nach dem Match ist es natürlich immer leicht gesagt, aber ich bin der Meinung, die Polen wissen nicht, wie sie heute gewonnen haben", ärgert sich der 1,96-Meter-Riese, "wir waren meiner Meinung nach klar die bessere Mannschaft. Durch eine verlängerte Standardsituation in Rückstand zu geraten, ist sehr ärgerlich. Richtige Chancen hatten sie meiner Meinung nach nicht wirklich. Wir haben uns mindestens auf Augenhöhe befunden."

Am Freitag tritt der ÖFB-Tross mit null Punkten im Gepäck die Reise zum zweiten Gruppen-Spiel nach Israel an. Die Qualifikation dauert noch lange, einen weiteren Ausrutscher sollte man sich dennoch nicht erlauben.

"Es ist noch nichts verloren. Es sind noch neun Spiele zu spielen, genügend Punkte zu holen. Polen war der vermeintliche Gruppenfavorit. Wir haben gesehen, wie sie Fußball spielen. Wie sie als Favorit aufgetreten sind, sollte uns Mut geben - auch wie wir uns präsentiert haben. Spätestens nach diesem Spiel muss allen bewusst sein, dass wir in dieser Quali gegen jede Mannschaft gewinnen können und auf jeden Fall das Zeug haben, noch Gruppen-Erster zu werden."

Eine schwierige Nacht

Zuvor gilt es jedoch, diese bittere Pleite zu verdauen. Wie schnell es gelingen würde, den Schalter umzulegen und sich auf Israel zu konzentrieren? "Vielleicht im Flugzeug, aber heute wird es wahrscheinlich eine schwierige Nacht werden."

Janko befindet sich in einer Karriere-Phase, in der jedes Länderspiel sein letztes sein könnte. Ein verdienter Schlusspunkt wäre diese vergebene Chance keinesfalls.

Vielleicht ergibt sich in Haifa die Möglichkeit, diesen Lapsus wieder gut zu machen. Oder er wird nochmals einberufen. Ob er sich den Länderspiel-Termin im Juni schon rot im Kalender angestrichen habe?

"Natürlich werden jetzt nach der vergebenen Chance die Stimmen lauter werden, die sagen, ich soll zu Hause bleiben. Aber an meiner Haltung hat sich nichts verändert. Wenn der Teamchef mich ruft, komme ich sehr gerne."

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