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Andreas Weimann als "Casting-Gewinner"

Wie kam es eigentlich zum Einsatz des England-Legionärs auf ungewohnter Position?

Andreas Weimann als Foto: © GEPA

Auf den Tag genau acht Jahre nach seinem letzten Startelf-Einsatz im Nationalteam (2:1-Sieg in Tschechien) spielte Andreas Weimann wieder einmal von Beginn an für Österreich.

Der Legionär bei Bristol City war neben Karim Onisiwo eine von zwei Überraschungen in Ralf Rangnicks erster Anfangsformation und erfüllte dabei die Erwartungen des Teamchefs.

"Andi Weimann war bislang ein wenig unter dem Radar. Er hat ein richtig gutes Spiel gemacht. Das zeigt, wenn ein Spieler selbst nur in der zweiten Liga in England spielt, kann er jemand sein, der zurecht hier mit dabei ist", lobt der Deutsche.

Der 30-Jährige selbst freut sich irrsinnig, dass er zum Kreis der elf Auserwählten zählte: "Und das auf einer Position, die ich noch nie gespielt habe. Linker Wing Back war ich zuvor noch nie."

Wie kam es dann zu dieser mutigen Wahl?

Im Training einige Kandidaten ausprobiert

Bei Hannes Wolf tat Rangnick die Idee, ihn auf dieser Position zu probieren, schon vor dem Lehrgang kund. Mit Weimann gab es diesbezüglich kein Vorgespräch.

Er selbst geht davon aus, dass er sich im Training aufgedrängt habe, sprich eine Art Casting für sich entschieden hat:

"Der Teamchef hatte angesprochen, dass er glaubt, dass wir links nicht so viele Spieler haben. Im Training hat er einige ausprobiert. Ich habe ihm gefallen und dann eben die Chance bekommen."

Weimann: "Verstehe alle Positionen ganz gut"

Weimanns Stärken liegen klar in der Offensive, dennoch sei es eine Position, mit der er sich anfreunden könne:

"Ich persönlich glaube, dass ich eigentlich fast jede Position spielen könnte. Vielleicht nicht Innenverteidiger, aber sonst denke ich, dass ich alle Positionen ganz gut verstehe. Es war ungewohnt, aber ich denke, dass ich einen okayen Job gemacht habe."

Wobei Weimann diesen Job nicht allzu lange übernehmen musste, da Rangnick schon nach rund 25 Minuten das System weg vom 3-5-2 auf ein 4-2-2-2 geändert hat.

Der Wiener erläutert, dass die kroatischen Flügelspieler hoch standen, weshalb es etwa für ihn schwierig gewesen sei, auf den rechten Verteidiger Druck auszuüben. Das ÖFB-Pressing habe nicht so funktioniert, wie man sich das vorgestellt habe.

4-2-2-2-Variante zuvor nicht trainiert

"Der Trainer hat jedoch schon im Vorfeld gesagt, dass wir auf 4-2-2-2 umschalten, falls es nicht funktioniert, und ich dann weiter vor rücke. Nachdem wir umgestellt haben, ist es eigentlich sehr gut gelaufen", so Weimann.

"Das erste Ziel ist, mit Bristol aufzusteigen. Ich bin sehr glücklich dort, bin schon vier Jahre im Verein und fühle mich sehr wohl. Ich habe also eigentlich keinen Grund, einen Wechsel zu suchen."

Andreas Weimann

Spannend ist, dass dies völlig ungeprobt funktioniert hat.

"Eigentlich haben wir nur mit der Dreierkette trainiert", verrät der England-Legionär, der dies jedoch nicht überbewerten will:

"Auch wenn wir es nicht mit der Formation trainiert haben, hat uns der Trainer schon zuvor gezeigt, dass sich vom Pressing her nicht viel verändert. Ich habe trotzdem das Pressen des Rechtsverteidigers übernommen. Aber wir hatten dann in der Mitte mehr Spieler, sind leichter zu ihnen gekommen."

Marathon-Mann in der Championship

Im zweiten Spiel dieses Lehrgangs gegen Dänemark wird es spannend zu beobachten, wie intensiv Rangnick das Thema Rotation anlegen wird.

Weimann ist in der Championship gestählt und hat dort in dieser Saison für Bristol nicht nur alle 46 Partien von Anfang an bestritten, sondern insgesamt nur 23 Spielminuten verpasst. Dies ergibt in der Liga eine Saison-Einsatzzeit von 4117 Minuten.

"Unsere Saison hat am 7. Mai aufgehört, also hatte ich drei Wochen Pause und fühle mich eigentlich ganz frisch. Beim Nationalteam spielen wir jetzt Freitag-Montag, im Verein spielen wir fast jede Woche Samstag-Dienstag. Ich bin das also gewohnt und denke, dass ich alle vier Spiele dieses Lehrgangs schaffen könnte. Aber der Teamchef hat ohnehin schon angesprochen, dass wahrscheinlich kein Spieler alle vier Spiele spielen wird."

Am liebsten mit Bristol in die Premier League

Weimanns Marathon-Saison war zudem bekanntlich sportlich ausgesprochen erfolgreich: "Ich habe 22 Tore und zehn Assists gemacht, es ist sehr gut gelaufen."

Ob die Rückkehr ins Oberhaus weiter der Traum sei? "Sicher würde ich gerne noch mal Premier League spielen", sagt Weimann, betont jedoch gleichzeitig:

"Ich habe noch zwei Jahre plus Option auf ein weiteres Vertrag. Das erste Ziel ist, mit Bristol aufzusteigen. Ich bin sehr glücklich dort, bin schon vier Jahre im Verein und fühle mich sehr wohl. Ich habe also eigentlich keinen Grund, einen Wechsel zu suchen."

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