Ihn habe die Energieleistung seiner Mannschaft an viele ähnlich angelegte Spiele aus den vergangenen zwei Jahren erinnert. Bei den ersten beiden Nations-League-Auftritten auswärts gegen Slowenien (1:1) und Norwegen (1:2) hatte das ÖFB-Team bekanntlich noch Probleme, dieses Gesicht zu zeigen.
"Die Enttäuschung des Türkei-Spiels (bei der EURO, Anm.) war nicht so einfach zu verarbeiten. Das ging mir so und so ging es auch allen Spielern. Deswegen war es natürlich auch nicht ganz so einfach, den Schalter in diesen beiden Auswärtsspielen direkt wieder umzulegen", mutmaßt Rangnick im "ORF".
Die beiden ausbaufähigen Auftritte in Ljubljana und Oslo seien vielleicht sogar eine wichtige Erfahrung gewesen, um rasch wieder zum gewohnten Selbstbewusstsein zurückzufinden, meint der Teamchef.
"Alle Spieler waren absolut der gleichen Meinung wie wir auch, dass wir genau dieses Engagement, diese Energie brauchen. Und das haben sie heute gezeigt. Deswegen war das heute auch wieder ein typisches Spiel von uns, ein typisches Spiel von Österreich", ist der Fußball-Professor stolz auf seine Schützlinge, die am Donnerstag vor allem gegen den Ball schon nahe am rot-weiß-roten Optimum dran waren.
Noten: Vier Einser für die ÖFB-Kicker
Das Gegenpressing als Spielmacher
Das Pressing gegen die teils schwer überforderten Kasachen funktionierte auch deshalb so gut, weil die Gäste öfter als eigentlich angedacht versuchten, flach von hinten herauszuspielen. Trainer Stanislaw Tschertschessow schickte seine Mannschaft, anders als in den letzten Spielen, mit einer Vierer- statt Fünferkette sowie einem durchaus mutigen Offensivansatz aufs Feld der Raiffeisen Arena und überraschte Rangnick laut dessen Aussage damit.
Überrascht wurde Tschertschessow aber auch selbst von seiner Mannschaft, die unter anderem unmittelbar vor dem 1:0 plötzlich anfing, vor dem eigenen Sechzehner zu kombinieren, und Österreich damit praktisch zum Pressen aufforderte.
"Wir wollten eigentlich nicht hinten rausspielen, aber der Spieler hat sich so entschieden. Wir haben den Gegner zum 1:0 eingeladen. Die Spieler haben durch die Intensität des Spiels ab und zu vergessen, was wir uns vorgenommen haben", murrt Tschertschessow.
Und Rangnick sagt dazu: "Der Schlüssel war heute natürlich unser Spiel gegen den Ball. Unser bester Spielmacher war das Gegenpressing. Immer, wenn das gegriffen hat, hatten wir Torchancen."
Chancenverwertung ausbaufähig, Rasen bespielbar, Hoffnungen hoch
Dass nicht mehr dieser Torchancen auch den Weg ins Tor fanden, ist das einzige Haar in Rangnicks Suppe an diesem Abend. "Es hätte zur Halbzeit schon 3:0, 4:0 stehen müssen", meint der 66-Jährige bezugnehmend auf die insgesamt drei Aluminiumtreffer von Alexander Prass (2x) und Junior Adamu in Durchgang eins.
Ansonsten erlebte Rangnick einen rundum zufriedenstellenden Abend, dem auch der etwas mitgenommen wirkende Linzer Rasen keinen Abbruch tat. "Man hat zwar gesehen, dass er an einigen Stellen etwas abgenutzt ist, aber im Spiel hat man es nicht gemerkt. Der Platz war gut bespielbar und ich hoffe, dass das auch so bleibt", blickt der Teamchef bereits auf Sonntag, wenn das ÖFB-Team in der Raiffeisen Arena aufläuft.
Gegen Norwegen ist ein Sieg dann schon fast Pflicht, will man seine Chancen auf den direkten Wiederaufstieg in Liga A aufrecht erhalten. Momentan halten die Skandinavier bei drei Punkten mehr als Österreich, zudem sind sie das gewonnene direkte Duell vorne.
Rangnicks Vorschau auf die Partie am Sonntag: "Sie haben vorne Qualität, das haben wir gesehen. Aber wenn wir so auftreten wie heute, indem wir immer am Gaspedal sind, wird das sicher ein interessantes und auch heißes Spiel."