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Laptop-Trainer vs. Ex-Kicker? "Reine Respektsache"

ÖFB-Direktor appelliert im Zwist zwischen Laptop-Trainern und Ex-Kickern:

Laptop-Trainer vs. Ex-Kicker? Foto: © GEPA

Die Adaption der Aufnahmekriterien für die Trainerausbildung hat bei ÖFB-Sportdirektor Peter Schöttel in den ersten Monaten seiner Amtszeit hohe Priorität genossen.

Die Details dieser Reform werden erst bekannt gegeben. Dass Trainern, die keine Profi-Karriere als Spieler vorweisen können, der Zugang erleichtert wird, ist jedoch kein Geheimnis.

Dies ist bekanntlich ein hochemotionales Thema in der Zunft der (angehenden) Coaches. Der Zwist zwischen den beiden Lagern mit Ex-Spielern auf der einen und Trainern ohne Profi-Erfahrung auf der anderen Seite ist Schöttel jedoch ein Dorn im Auge.

"Ich verstehe das gar nicht, denn es hat ja beides seine Berechtigung", schüttelt der 51-Jährige den Kopf, "das habe ich im Trainer-Seminar auch gesagt, das ist reine Respektsache! Es wird sich keiner genieren, dass er hoch Fußball gespielt hat. Ich weiß ja, wie geredet wird, wie die sogenannten Laptop-Trainer - die Betonung liegt auf sogenannt - über die Ex-Kicker reden, die angeblich faul sind, und wie die Ex-Kicker über die anderen reden, dass sie keine Ahnung haben, weil sie selbst nicht gespielt haben. Beides falsch!! Es geht um einen neuen Beruf."

Wer gut ist, soll sich nach oben coachen können

Konkrete Maßnahmen zur Aussöhnung sind im konkreten Fall schwierig. Das Schlüsselwort ist wohl Respekt. "Ich kann nur appellieren", betont Schöttel - und das eine oder andere Zeichen setzen.

"Wir wollen talentierten Trainern, die nicht die ganz große aktive Spielerkarriere absolviert haben, leichter die Möglichkeit als bisher zu geben, nach oben zu kommen, wenn sie nachweisbar erfolgreich, kreativ und fleißig sind in ihrem Job. Ohne dabei aber andererseits auf die zu vergessen, die lange Profi-Fußball gespielt haben."

Peter Schöttel

Die Türe für Trainer ohne klingenden Namen aus ihrer Zeit als Spieler zu öffnen, sei ein solches Zeichen. Verändert werden nicht nur die Zugangskriterien zur höchsten Ausbildung, der UEFA-Pro-Lizenz, sondern auch jene zur A- und B-Lizenz.

"Wir sind sehr lange zusammengesessen. Es ist jetzt noch ein bisschen zu früh, um ganz konkret darauf einzugehen, aber es geht schon in die Richtung, wie es in den Medien gebracht wurde: Einerseits talentierten Trainern, die nicht die ganz große aktive Spielerkarriere absolviert haben, leichter die Möglichkeit als bisher zu geben, nach oben zu kommen, wenn sie nachweisbar erfolgreich, kreativ und fleißig sind in ihrem Job. Ohne dabei aber andererseits auf die zu vergessen, die lange Profi-Fußball gespielt haben. Denen wollen wir den Weg natürlich nicht verschließen, weil es hier Sorgen von Ex-Kollegen von mir gibt, wo es quasi heißt: 'Jetzt muss man gar nicht mehr kicken können.' Wenn sie gut sind, soll es für beide die Möglichkeit geben, dass sie es bis ganz oben schaffen."

Das Zauberwort heißt Erfahrung

Das Zauberwort, auf das sich beide Parteien möglicherweise einigen können, heißt Erfahrung. Diese ist nämlich für beide ein Trumpf, den es zu respektieren gilt.

"Wenn jemand, zum Beispiel nach einer Verletzung, schon mit 20 Jahren anfängt, dann hat er mit 30 schon zehn Jahre als Trainer hinter sich, hat viel erlebt, viel richtig gemacht, aber auch seine Fehler gemacht. In den unteren Ligen beziehungsweise im Nachwuchs- und Akademie-Bereich kristallisieren sich ohnehin die Besten heraus. Denen wollen wir den Weg erleichtern", betont Schöttel.

"Wir dürfen Kandidaten wie zum Beispiel Joachim Standfest nicht vergessen. Der hat bis 38 gespielt. Wenn er jetzt zwölf Jahre warten muss, bis er oben ist, ist es auch spät."

Peter Schöttel

Gleichzeitig wirbt der 63-fache A-Teamspieler um Verständnis für Ex-Profis mit Trainer-Ambitionen: "Wir dürfen Kandidaten wie zum Beispiel Joachim Standfest nicht vergessen. Der hat bis 38 gespielt. Wenn er jetzt zwölf Jahre warten muss, bis er oben ist, ist es auch spät. Denn was man trotz allem den Ex-Spielern nicht nehmen sollte: Du kriegst schon wahnsinnig viel mit, wenn du selbst dort gestanden bist. Du kennst alles. Du wirst von der Öffentlichkeit zerstört oder in den Himmel gelobt. Wenn du lange gespielt hast, hast du im Normalfall auch den einen oder anderen richtig guten Trainer gehabt, von dem du gelernt hast. Viele, die nicht Karriere gemacht haben, beneiden die Ex-Spieler schon dafür."

"Aber: Wir wollen es aus unserer Sicht gerechter machen. Wir wollen ganz oben die besten Trainer haben und nicht die besten Spieler unter den Trainern. Das ist ein anderer Beruf, bei dem Erfahrung sehr wichtig ist - und da rede ich jetzt gar nicht nur von Taktik, denn das kannst du mittlerweile sehr leicht selbst nachschauen oder jemanden dazunehmen, der das abdeckt. Auch Dinge wie soziale Kompetenz, Menschenführung oder Stressresistenz sind ganz entscheidend", erläutert der ÖFB-Sportdirektor weiter.

"Nagelsmänner" und "Tedescos" in Österreich?

Schöttel ist alleine schon von seinem Charakter her eine Person des Ausgleichs. Man darf gespannt sein, ob es ihm gemeinsam mit den für die Trainerausbildung verantwortlichen Dominik Thalhammer und Thomas Eidler gelingen wird, die Emotionen aus dieser Thematik herauszubekommen.

"Dominik und Thomas beschäftigen sich wirklich intensiv mit der Materie, sind fachlich sehr gut und denken zum Teil quer, was unserer Direktion Sport generell sehr gut tut", lobt ihr Vorgesetzter.

Vielleicht darf sich auch Fußball-Österreich bald über Trainer-"Wunderkinder" wie Julian Nagelsmann oder Domenico Tedesco freuen. "Solche Talente gibt es definitiv", beschwört Schöttel, "es gibt in den Akademien wirklich sehr gute junge Trainer. Aber genauso wie du irgendjemanden brauchst, der sich als Spieler fordert und dorthin bringt, dass du an deine Grenzen gehst, damit du dich entwickelst, wollen wir uns sehr genau anschauen, wie das bei den Trainern ist."

Und einen jungen Chefcoach ohne große Karriere als Spieler hat ja neuerdings auch die Bundesliga zu bieten, seit Werner Grabherr endgültig zum Trainer des SCR Altach befördert wurde.

Schöttel meint erfreut: "Er ist jetzt mit 32 Jahren Bundesliga-Trainer - und zwar einer, von dem mir mittlerweile viele sagen, dass er richtig gut sein soll."

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