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ÖFB-Tore: Wenn's mal wieder länger dauert

Blitzstarts waren eine Spezialität der Österreicher. Doch diese Zeiten sind vorbei. Warum nur?

ÖFB-Tore: Wenn's mal wieder länger dauert Foto: © GEPA

Es gab Zeiten, da wusste der routinierte ÖFB-Fan, dass er sich nach der Hymne gar nicht erst hinzusetzen braucht, weil er sowieso gleich wieder wegen eines Torjubels aufspringen muss.

Diese Zeiten sind passé.

Wer die Speisekarte ÖFB-Team im Jahr 2024 aufschlug, las in der Kategorie Spezialitäten zuoberst "Blitzstart".

Bratislava und die Folgen

Alles begann in Bratislava mit dem Weltrekord-Tor von Christoph Baumgartner. 6,3 Sekunden kurz lief das Spiel, ehe der Ball im slowakischen Tor einschlug.

In den folgenden sechs Spielen benötigten Rangnicks Mannen nie länger als zehn Minuten, um in Führung zu gehen – abgesehen vom EM-Auftakt gegen Frankreich, wo sie gar nicht ins gegnerische Tor trafen.

2025 sieht die Sache ganz anders aus. Abgesehen von den Spielen gegen Weltranglisten-Schlusslicht San Marino war stets Geduld gefragt.

2024:

Gegner

Erstes ÖFB-Tor

Schütze

SVK

1.

Baumgartner

TUR

2.

Schlager

SRB

10.

Wimmer

SUI

5.

Baumgartner

FRA

-

-

POL

9.

Trauner

NED

6.

Malen (ET)

TUR

66.

Gregoritsch

SLO

28.

Laimer

NOR

37.

Sabitzer

KAZ

10.

Baumgartner

NOR

8.

Arnautovic

KAZ

15.

Baumgartner

SLO

27.

Schmid

2025:

Gegner

Erstes ÖFB-Tor

Schütze

SRB

37.

Gregoritsch

SRB

-

-

ROU

42.

Gregoritsch

SNM

3.

Arnautovic

CYP

54.

Sabitzer

BIH

49.

Sabitzer

SNM

7.

Schmid

ROU

-

-

"Das ist ein Thema", gibt Nicolas Seiwald unumwunden zu.

Patrick Wimmer lacht: "Der Baumi kriegt kein Dribbling mehr hin." Ernst meint er das natürlich nicht.

Die Gegner stellen sich ein

Seiwald hat eine Erklärung parat: "Wir haben oft zum ersten Mal gegen diese Mannschaften gespielt. Die waren dann mit unserem Pressing überfordert, wir haben sie in den ersten Minuten überrumpelt. Die Mannschaften stellen sich auf uns ein, versuchen, am Anfang nicht so viel Risiko zu nehmen, spielen lange Bälle, um das Pressing zu überspielen."

"Wenn jeder weiß, wie wir spielen, wie kann es sein, dass wir Gruppenerster sind?"

Patrick Wimmer

Das klingt plausibel, aber wenig zufriedenstellend. Wenn sich die Gegner auf das ÖFB-Spiel eingestellt haben, wird es immer schwieriger – nicht nur mit den frühen Toren, sondern überhaupt.

Auf die Frage nach einem Plan B winkt Seiwald ab: "Wir gehen es wieder gleich an, versuchen, Druck auszuüben. Die Spielertypen, die wir haben, passen perfekt zu diesem Spielstil. Deswegen bleiben wir da drauf. Die Idee bleibt die gleiche."

Die Ausführung war das Problem

Der Leipzig-Legionär sieht den typischen ÖFB-Stil immer noch als erfolgsversprechend an: "Immer, wenn wir es gut gemacht haben, haben wir gewonnen. Es lag nicht am Spielstil, dass wir in Rumänien verloren haben, sondern an der Ausführung."

Und auch Wimmer fragt sich: "Wenn jeder weiß, wie wir spielen, wie kann es sein, dass wir Gruppenerster sind?"

Dass es sich mit einer frühen Führung leichter spielt, ist aber freilich allen ÖFB-Kickern klar.

Deswegen verspricht Christoph Baumgartner: "Wir werden versuchen, dass wir wieder mal einen guten Anstoß haben, um gleich mal ein Zeichen zu setzen."

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