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ÖFB-Team: Gedacht, man ist näher dran?

Frankreich war zu gut. Aber warum war Abstand so groß? Die ÖFB-Ursachenforschung:

ÖFB-Team: Gedacht, man ist näher dran?

Das österreichische Nationalteam bekam beim 0:2 in Frankreich doch recht deutlich seine Grenzen aufgezeigt.

Dabei generierte man aus der guten Leistung beim 1:1 im Hinspiel in Wien durchaus Selbstvertrauen und die Hoffnung, auch im Stade de France gegen den (ersatzgeschwächten) Weltmeister mithalten zu können.

Letztlich hoffte man vergeblich. Zumindest an diesem Fußball-Abend war ein deutlicher Klasseunterschied zu erkennen.

Wobei Nicolas Seiwald auch nach dem Schlusspfiff noch die Meinung vertrat: "Wenn wir unsere Top-Leistung abliefern, können wir die Franzosen in Schach halten. Aber so war es einfach schwer. Wenn ihre Einzelspieler vorne wie Kylian Mbappe einmal ins Tempo kommen, ist es richtig schwierig, sie aufzuhalten."

Von seiner Top-Leistung war das ÖFB-Team letztlich doch ein Stück weit entfernt, und das in zahlreichen Bereichen.

Nicht der beste ÖFB-Tag

Auch deshalb möchte Xaver Schlager das Ergebnis nicht allein an der individuellen Qualität der Franzosen festmachen:

"Man kann sich immer etwas vorwerfen. Es war nicht unser bestes Spiel. Trotzdem hat man gesehen, dass sie einfach brutal sind - brutal schnell, körperlich brutal gut, taktisch, fußballerisch. Sie haben das schon sehr gut gespielt, deswegen war es auch schwierig. Aber wir haben auch nicht unseren besten Tag gehabt."

Was man machen hätte können, um einen besseren Zugriff auf die Partie zu bekommen?

"Schwer zu sagen, weil sie sehr viele Spieler hinten hatten, sie haben mit drei und zwei davor aufgebaut. Wenn wir da mehr Spieler nach vorne bringen, geben wir ihnen hinten mehr Räume - und ich glaube, jeder hat gesehen, wenn man Mbappe Raum gibt, ist es schwierig. Deswegen muss man abwägen, wie viel Raum gibt man her und wie viel Raum nicht", analysiert Schlager.

Schlager trauert Chance hinterher

Wie Teamchef Ralf Rangnick sah der Leipzig-Legionär Österreich in den ersten 15 Minuten nach dem Wiederanpfiff im Aufwind, genau in dieser Phase fiel das 0:1.

"Bei ihrer Verletztenliste können sie wahrscheinlich auch mit der zweiten Mannschaft Weltmeister werden. Das haben wir von Anfang an gewusst. Da braucht man einen perfekten Tag. Frankreich war einfach zu gut."

Maximilian Wöber

Kurz zuvor hätte der Mittelfeldspieler das ÖFB-Team in Führung bringen können: "Ich sollte den Ball nicht annehmen, sondern versuchen, ihn mit dem Kopf vielleicht gleich aufs Tor zu bringen. Das sind eben falsche Entscheidungen, die man in Sekunden-Bruchteilen trifft."

Frankreich dürfte es zudem gelungen sein, Rot-Weiß-Rot mit seiner Aufstellung zu überraschen.

"Ich glaube, mit einer Fünferkette hat nicht jeder gerechnet", muss Christopher Trimmel zugeben, der findet, dass man es in der Defensive nicht so schlecht gemacht habe.

Chancen gegen Weltklasse-Gegner

Nach vorne ging jedoch wenig. "Gegen so einen Weltklasse-Gegner musst du deine Möglichkeiten nutzen, dann hast du vielleicht eine Chance, einen Punkt mitzunehmen", so der Union-Berlin-Legionär, der jedoch auch einräumen muss: "Wir müssen uns auch gegen Weltklasse-Gegner erst einmal mehr Chancen herausspielen."

Auch Schlager bezeichnet die offensive Leistung als "ausbaufähig. Wir haben ja nicht fünf, sechs Torchancen gehabt, sondern ein oder zwei."

Alles in allem fühlte sich dieses Match für die ÖFB-Elf nicht allzu angenehm an.

Ein bisschen wie im Handball

Maximilian Wöber: "Es ist brutal, wenn du von den Franzosen ein bisschen wie im Handball eingeschnürt wirst Man verschiebt von links nach rechts, probiert, jeder kommt irgendwo einen Schritt zu spät. Dann fehlen natürlich auch ein wenig die Kräfte, wenn es ins Umschalten geht. Frankreich war einfach richtig stark."

Richtig stark trifft es. "Bei ihrer Verletztenliste können sie wahrscheinlich auch mit der zweiten Mannschaft Weltmeister werden. Das haben wir von Anfang an gewusst. Da braucht man einen perfekten Tag. Frankreich war einfach zu gut", so der Salzburg-Verteidiger.

Gewusst ja. Aber dachte man, man sei näher dran? "Wir wussten, dass sie von den Einzelspielern her immer noch unglaublich sind. Aber ja, ich glaube, dass wir als Kollektiv in Wien gezeigt haben, dass wir ihnen sehr weh tun und auch gewinnen können. Wir wollten auch hier Punkte mitnehmen. Aber dazu hätten wir von Anfang an bissiger und griffiger sein, mehr Balleroberungen provozieren und in den wenigen Umschaltphasen wirklich eiskalt sein müssen."

Die Show im Stade de France

Abseits vom Sportlichen fiel durchaus auf, welche Show im Stade de France abgezogen wurde. Gerade vor dem Anpfiff war Gänsehaut-Feeling angesagt, das man beispielswiese im in die Jahre gekommenen Happel-Stadion kaum erzeugen kann.

Der Auftritt in dieser Arena dürfte für einige ÖFB-Kicker durchaus ein Erlebnis gewesen sein, wenngleich man vom Drumherum wenig mitbekommen hat.

Wöber: "Es ist nicht alltäglich, dass man vor 70.000 Leuten und mit Lichtershow und allem drum und dran spielt. Aber im Spiel kriegt man das nicht wirklich mit."

Nachsatz mit Galgenhumor: "Vor allem wenn man so viel laufen muss wie heute."

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