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ÖFB-Team: Foda sieht Lichtblicke und Defizite

Teamchef fordert nationalen Schulterschluss und nennt bestes Länderspiel 2018:

Der 2:1-Last-Minute-Erfolg in Nordirland war Sieg Nummer sieben für Österreich im Jahr 2018. Das große Ziel, der Gruppensieg in der Nations League, wurde allerdings verfehlt.

Entsprechend bilanziert Teamchef Franco Foda das abgelaufene Länderspiel-Jahr mit gemischten, allerdings überwiegend positiven Gefühlen.

"Klar war nicht alles perfekt. Ich weiß auch, dass wir noch besser spielen können, auch mir haben nur gewisse Spielphasen gefallen. Darüber müssen wir nicht diskutieren, aber trotz allem sehe ich recht positiv in die Zukunft", erklärt der Deutsche und fordert eine Art nationalen Schulterschluss in Sachen Nationalteam:

"Es ist wichtig, dass wir die Dinge zwar kritisch ansprechen, was wir auch tun, dass wir jedoch alle die Stimmung hoch halten. Nur gemeinsam werden wir uns nächstes Jahr für die EM qualifizieren - da gehören die Fans und die Mannschaft dazu, aber auch die Medien."

Häuptlinge hinter den Führungsspielern gesucht

Das erste Jahr seiner Amtszeit diente weitestgehend dem Aufbau eines Kaders für die Mission der Qualifikation für die EURO 2020. Als besondere "Lichtblicke" unter den neuen Gesichtern nennt Foda zwei Spieler: "Xaver Schlager und auch Peter Zulj haben sich relativ schnell in der Mannschaft integriert und gute Leistungen gezeigt."

"Früher gab es einen Janko, den ich jetzt noch einmal aktiviert habe, Junuzovic, Fuchs, Harnik. Die alle haben Verantwortung übernommen. Jetzt kommen Jüngere nach - und mit ihnen muss man die nötige Geduld aufbringen."

Franco Foda

Generell plädiert der 52-Jährige jedoch dafür, noch ein wenig Geduld zu haben. Nach den Rücktritten einiger langjähriger Nationalspieler sei das Gesicht der Mannschaft verändert worden.

"Es kommen einige Spieler nach, die jetzt im Spiel Verantwortung übernehmen müssen. Das war früher der Fall, da gab es einen Marc Janko, den ich jetzt noch einmal aktiviert habe, einen Zlatko Junuzovic, einen Christian Fuchs, einen Martin Harnik. Die alle haben Verantwortung übernommen. Jetzt haben wir einige Spieler mit Julian Baumgartlinger, David Alaba, Marko Arnautovic, Sebastian Prödl oder Aleksandar Dragovic, die schon länger dabei sind. Aber es kommen Jüngere nach - und mit ihnen muss man die nötige Geduld aufbringen", fordert Foda.

Geduld mit Spielern wie Lazaro und Gregoritsch

Beispiele für Kadermitglieder, die sich bei ihren Vereinen, großteils auch im Ausland, längst durchgesetzt haben, die aber im ÖFB-Dress noch nicht konstant genug performen, gibt es einige.

Exemplarisch diskutiert der ÖFB-Coach Valentino Lazaro, der in Belfast den Bann gebrochen und sein erstes Länderspiel-Tor erzielt hat, sowie Stürmer Michael Gregoritsch.

"Beides sind Spieler, die erst einmal in die Mannschaft hineinwachsen müssen. Es war jahrelang so, dass ein Harnik am rechten Flügel gesetzt war, im Sturm hat jahrelang ein Janko gespielt. Jetzt gilt es einfach, diesen jüngeren Spielern das Vertrauen zu schenken. Ich bin überzeugt, dass wir an diesen beiden Spielern auch in Zukunft noch viel Spaß haben werden."

Lazaro würde bei Hertha BSC auf der rechten Seite momentan die defensivere Rolle einnehmen, was durchaus einen Unterschied macht: "Das heißt, er hat das Spiel vor sich. Beim Nationalteam spielt er eine Position davor und steht oft mit dem Rücken zum gegnerischen Tor. Das ist schon ein großer Unterschied. Aber das hat er früher immer gespielt und ich vertraue absolut auf ihn. Er hat sehr große Anlagen."

Foda kennt die Defizite

Gregoritsch bekam im Windsor Park eine seiner bislang noch seltenen Chancen von Anfang an und kam offensiv kaum zur Geltung. Foda verteidigte ihn schon in Belfast und nun auch nach der Rückkehr nach Wien:

"Bei 'Gregerl' ist es einfach so, dass er in Augsburg eine etwas andere Aufgabe hat. Ich war zufrieden mit ihm. Er hat viel Laufarbeit für die Mannschaft im Spiel gegen den Ball verrichtet. Klar war das Problem, dass wir ihn in den ersten 20 Minuten nicht so gut in Szene gesetzt haben, wie das unser Vorhaben war. Aber trotz allem ist es in der zweiten Halbzeit auch für ihn besser gelaufen. Ich messe einen Stürmer nicht nur an Toren, sondern auch daran, was er für die Mannschaft arbeitet."

"Jetzt müssen wir einfach auch wieder unser Positionsspiel nach vorne entwickeln, uns im Spielerischen verbessern."

Franco Foda

Generell sei in Belfast "nicht alles gut" gewesen, gerade die erste Halbzeit habe ihm persönlich nicht so gut gefallen. Der frühere Sturm-Coach lobt jedoch Charakter und Mentalität seiner Mannschaft und erinnert die Kritiker der Leistung daran, dass man auch den Gegner miteinberechnen müsse.

Sein persönliches Fazit der Partie: "Wir müssen mitnehmen, dass die Mannschaft auch in schwierigen und engen Situationen trotzdem performen kann. Das heißt nicht, dass alles super ist. Also ich kenne schon noch unsere Defizite und Schwachpunkte, die wir verbessern müssen. Aber ich bin jemand, der auch die positiven Dinge heranzieht und bewertet. Nicht nur das, was schlecht ist."

Sieg gegen Deutschland bestes Länderspiel

Als gut bewertet Foda - das ganze Länderspiel-Jahr betrachtend-, dass das Nationalteam wenig Gegentore bekommt und die Fortschritte in Sachen Flexibilität. 2019 soll in der EM-Qualifikation jedoch definitiv eine Weiterentwicklung zu erkennen sein.

"Jetzt müssen wir einfach auch wieder unser Positionsspiel nach vorne entwickeln, uns im Spielerischen verbessern", verdeutlicht der gebürtige Mainzer, "wir hatten das schon. Es gab Spiele, in denen wir wirklich gut kombiniert haben, in denen wir gutes Umschaltspiel hatten, schnell und zügig nach vorne gespielt haben. In Nordirland hat uns der Gegner von der 1. Minute an unter Druck gesetzt und gepresst. Wir haben trotzdem versucht, von hinten raus einen kontinuierlichen Spielaufbau zu entwickeln - auch in Drucksituationen. Wir müssen den Mut verinnerlichen, auch unter Druck Fußball zu spielen."

Bezüglich bester Länderspiel-Leistung im Jahr 2018 macht es sich Foda laut eigener Aussage einfach und nennt den Sieg gegen Deutschland: "Aber auch gegen Russland und Slowenien haben wir sehr gut gespielt. Es gab viele Spiele, in denen wir teilweise gut gespielt haben, oft war es eine Halbzeit - manchmal ein bisschen mehr oder ein bisschen weniger. Wir müssen es einfach schaffen, dass wir über 90 Minuten eine konstant gute Leistung abrufen - im Offensiv- wie auch im Defensivverhalten."

Keine Frage: Für Foda bleibt auch 2019 viel zu tun.

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