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Gregoritsch: "Wir müssen treffen - ganz einfach!"

Stürmer-Krise? Laufen für Arnie? Lehren von Janko? Gregoritsch selbstkritisch:

Gregoritsch: Foto: © GEPA

Schlusssätze bringen Themen bisweilen ganz gut auf den Punkt, also meint Michael Gregoritsch:

"Wir werden an Toren gemessen, das ist einfach so. Wir haben keine Krise, aber wenn wir das Thema beenden wollen, ob wir eine Krise haben, dann müssen wir treffen. Ganz einfach!"

Das Thema ist vermutlich nicht sonderlich schwer zu erraten, nämlich die Stürmer-Problematik im Nationalteam. Neben Guido Burgstaller ist der Augsburg-Legionär der Hauptbetroffene dieser Debatte.

Bei seinem Medientermin am Montag lässt sich Gregoritsch intensiv auf dieses Thema ein und nähert sich selbigem auch schon vor seinem naheliegenden Schluss-Statement reflektiert.

Chance in Bosnien nicht genutzt

Die Ausgangsposition ist keine unbekannte: Burgstaller und Gregoritsch reüssieren zwar bei ihren Arbeitgebern Schalke und Augsburg, im ÖFB-Dress wollte bislang jedoch noch nicht so richtig der Knopf aufgehen.

Burgstaller hat nach 23 Länderspielen ein Tor zu Buche stehen. Gregoritsch kommt auf die gleiche Ausbeute, allerdings nach erst neun Länderspielen. Im September beim Nations-League-Auswärtsspiel in Bosnien-Herzegowina bekam der Steirer erstmals in einem Pflichtspiel die Chance von Anfang an und vermochte selbige nicht zu nutzen.

"Das war nicht meine beste Partie. Ich habe meine Chance damals nicht genutzt und das hat schon gebissen an mir", gibt Gregoritsch zu. Vor der Pause agierte er in Zenica an vorderster Front, nach dem Seitenwechsel hängend, dann lief es ein wenig besser:

"Ganz vorne habe ich mir schwer getan gegen die Innenverteidiger. In den ersten 20 Minuten habe ich ganz gut begonnen, war auch gut im Pressing drinnen und habe immer wieder versucht, Pjanic zuzustellen, dabei dann aber die Offensive ein bisschen vernachlässigt. Das war nicht das, was ich mir unter meiner eigenen Leistung vorstelle."

Man sitzt nach schlechter Leistung nicht im Dunkeln

In der zweiten Halbzeit sei er dann besser in den Zwischenräumen gewesen: "Da hatte ich dann auch mehr Ballkontakte und habe Marko Arnautovic zwei, drei Mal in Szene setzen können, das war dann mehr mein Spiel. Nach der Pause habe ich mich wohler gefühlt, aber im Endeffekt war es immer noch nicht so, dass ich sagen könnte, das ist mein Anspruch oder meine gewollte Leistung."

"Man will auf jeden Fall so spielen, dass es danach keine Diskussionen mehr gibt, ob man von Beginn an spielt oder nicht. Das ist mir nicht gelungen. Ganz klar: Das war damals zu wenig."

Michael Gregoritsch

Für den 24-Jährigen war es insgesamt erst das zweite Länderspiel, bei dem er die Hymne auf dem Spielfeld hörte (neben Bosnien das Testspiel in Luxemburg). Besteht die Gefahr, dass man verkrampft und alles zerreißen will, wenn man eine seltene Chance bekommt?

"Man will auf jeden Fall so spielen, dass es danach keine Diskussionen mehr gibt, ob man von Beginn an spielt oder nicht. Das ist mir nicht gelungen. Ganz klar: Das war damals zu wenig."

Aus diesem Blickwinkel ist auch verständlich, dass sich der Stürmer in der Folge über seinen Auftritt ärgerte. Zu lange dürfe man sich mit diesem Ärger jedoch nicht aufhalten:

"Man kann sich nicht wochenlang ärgern, wenn man am Dienstag spielt und am Wochenende wieder in der Bundesliga spielen muss. Aber es ist schon so, dass man dann daheim sitzt und sich fragt, warum es nicht funktioniert hat. Man schaut sich einige Szenen des Spiels noch einmal an. Man macht sich also auf jeden Fall Gedanken, aber man sitzt jetzt auch nicht im Dunkeln und macht nichts mehr, nur weil man schlecht gespielt hat."

"Absolut akzeptable" Defensivarbeit für Arnautovic

Zu viel zu grübeln hat noch selten den Knoten bei einem Stürmer gelöst. Genau diese Gefahr ist bei den ÖFB-Strikern jedoch durchaus gegeben. Burgstaller war nach dem Testspiel in Dänemark durchaus anzumerken, dass er unter seiner schlechten Treffer-Quote in Rot-Weiß-Rot leidet.

Auf Schalke sei er der Knipser, im Nationalteam müsse er vielleicht eine Spur mehr "hakeln", war eines der Argumente des Kärntners. Eine Begründung, die Gregoritsch durchaus nachvollziehen kann: "Das wird teilweise übersehen: Welche Aufgaben haben wir in der Mannschaft? Müssen wir ein bisschen mehr in der Defensive arbeiten?"

"Wir haben einen Ausnahmekönner bei uns in der Mannschaft, für den wir vielleicht auch einmal die Arbeit mitmachen müssen - und das ist auch absolut akzeptabel, dass wir für Marko auch einmal einen Lauf mehr nach hinten machen und er uns vorne die Tore schießt."

Michael Gregoritsch

Unter anderem geht es darum, Arnautovic ein wenig zu entlasten: "Im Nationalteam ist es so, dass wir versuchen, die Innenverteidiger oder Sechser anzulaufen. Wir haben einen Ausnahmekönner bei uns in der Mannschaft, für den wir vielleicht auch einmal die Arbeit mitmachen müssen - und das ist auch absolut akzeptabel, dass wir für Marko auch einmal einen Lauf mehr nach hinten machen und er uns vorne die Tore schießt. Im Verein ist es vielleicht so, dass für uns einmal ein Weg mehr gemacht wird."

Das Nationalteam sei derzeit keine Mannschaft, die pro Spiel fünf Torchancen für den Mittelstürmer kreiert und zehn Möglichkeiten für alle anderen: "Sondern es sind vielleicht ein, zwei Chancen für die Mittelstürmer und vier, fünf für die anderen. Für uns geht es einfach darum, dass wir diese ein, zwei Chancen verwerten. Mit Toren können wir die Diskussion am besten beenden. Für 'Burgi' und mich ist es eigentlich nicht großartig ein Thema, aber wir wissen, dass wir besser spielen können. Wir wissen auch, dass wir mehr Tore schießen können. Aber es ist nicht so, dass wir uns im dunklen Kammerl verstecken."

Das Recht des Stürmers, sich feiern zu lassen

Beim Oktober-Lehrgang fehlte Gregoritsch verletzungsbedingt. In seiner Abwesenheit spielte Burgstaller zwei Mal von Beginn an und wurde laut Meinung seines Kollegen "zu negativ bewertet".

"Wenn der Stürmer nicht trifft, wird er nicht gut bewertet. Wenn der Stürmer trifft, ist er für alle der Held - und das ist auch unser Recht, da dürfen wir uns dann feiern lassen. Wenn man nicht der Held ist, müssen wir aber auch damit umgehen können", findet Gregoritsch.

Richtig ausgelöst wurde die Stürmer-Diskussion wohl dadurch, dass im Oktober an seiner Stelle Routinier Marc Janko nachnomminiert wurde. Der 35-Jährige brachte frischen Wind ins Team. Dass Östererich keine jüngeren Nachrücker in petto hat, ist jedoch kein allzu gutes Zeichen.

Jankos Quote würde die Diskussion beenden

"Wir sind natürlich nach einem Stürmer gekommen, der in 67 Länderspielen 28 Tore gemacht hat. Das ist eine außergewöhnlich gute Quote. Da wollen wir auch hinkommen, wenn wir die Diskussion beenden wollen."

Michael Gregoritsch

Gregoritsch bedauert, dass er das Wiedersehen mit dem "Weltklasse-Typen" Janko versäumt hat, weil er sich immer super mit ihm verstanden und auch viel gelernt habe, was in der aktuellen Situation womöglich hilfreich ist:

"Ich habe von ihm sehr viel für später mitgenommen - vor allem die Ruhe, die er immer hatte. Denn ihm ist es ja ähnlich gegangen wie 'Burgi' und mir, er hat sehr oft ordentlich eine am Deckel gekriegt. Aber er hat die Ruhe bewahrt und gesagt: 'Ich kriege schon meine Chancen und werde meine Tore machen.' Es wäre etwas Besonderes, annähernd auf seine Torquote zu kommen."

Mit seiner Ausbeute im Nationalteam hat Janko seinen Nachfolgern so gesehen kein einfaches Erbe hinterlassen: "Wir sind natürlich nach einem Stürmer gekommen, der in 67 Länderspielen 28 Tore gemacht hat. Das ist eine außergewöhnlich gute Quote. Da wollen wir auch hinkommen, wenn wir die Diskussion beenden wollen."

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