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Sabitzers Bayern-Schmerz: "Habe nichts verlernt"

Marcel Sabitzer gesteht harte Zeit bei Bayern. Er weiß, was Rangnick wichtig ist.

Sabitzers Bayern-Schmerz: Foto: © GEPA

Kein anderer noch aktive österreichische Fußballer kennt Ralf Rangnick so gut wie Marcel Sabitzer.

77 Mal stellte ihn der nunmehrige Neo-Teamchef in Trainer-Zeiten bei RB Leipzig auf, dementsprechend herzlich fiel das Wiedersehen im Rahmen des ÖFB-Teamcamps in Bad Tatzmannsdorf aus.

"Es ist sicher ein Vorteil, dass ich ihn kenne. Dass er schon viele Spieler kennt, ist ein Vorteil für ihn. Wir freuen uns, dass er da ist und wollen gemeinsam erfolgreich sein", erachtet Sabitzer die Reunion als perfektes Match.

Eine große Bevorzugung erwartet und erhofft sich der Legionär vom FC Bayern München aber nicht: "Ich habe auch davor viel gespielt und ganz gute Spiele gemacht. Ich habe ein Standing hier und den Anspruch, dass ich jedes Spiel machen will."

"Hatte ich in meiner Karriere noch nicht"

Davon war Sabitzer zuletzt beim deutschen Rekordmeister meilenweit entfernt. Die erste Saison nach dem Wechsel von RB Leipzig an den Weißwurst-Äquator war auch für den ehrgeizigen Rackerer eine Enttäuschung.

"Natürlich reflektiert man, wenn man so ein Jahr erlebt - das hatte ich in meiner Karriere noch nicht. Es gab Analysen, warum und wieso. Aber dass es ein anderes Pflaster ist, es nicht von Beginn an laufen kann und es für viele Spieler im ersten Jahr nicht wie erwartet war, ist nun mal so. Man muss nur seine Schlüsse daraus ziehen", resümiert der Mittelfeldakteur.

Bayern-Chance? "Ich habe ja nichts verlernt"

Das tut der Vorfreude auf die kommende Saison aber keinen Abbruch. Sabitzers Ziel ist es, erneut anzugreifen und sich mehr Spielzeit zu erkämpfen, auch wenn die Rollen aufgrund der starken Konkurrenz erstmals verteilt sind.

"Trotzdem hat man Möglichkeiten, dass man reinrutschen kann. Ich werde von Tag eins an meine Chance glauben und mein Ding durchziehen. An meine Stärken glaube ich ja, ich habe nichts verlernt. Ich habe es nur nicht so entfalten können", ist sich Sabitzer sicher.

Nun gelte es aber, die eigene Qualität noch mehr zum Ausdruck zu bringen und das zweite Jahr erfolgreicher zu gestalten als das erste. "Ich habe in den Jahren auf höchstem Niveau gezeigt, dass ich ein Top-Spieler bin."

1.076 Spielminuten stehen für Bayern heuer auf seinem Konto, nicht gerade viel für 27 Einsätze in der deutschen Bundesliga (944) und fünf in der Champions League (132).

"Dachte auch bei Bayern, dass Trainer mich kennt und mir vertraut"

Wie wichtig Vertrauen ist, lernte Sabitzer nun noch mehr kennen. Vertrauen mache im Fußball alles aus, um sich zu entfalten und Leistung zu bringen. ÖFB-Teamchef Rangnick kannte er schon zuvor.

Doch auch zum FC Bayern holte ihn mit Julian Nagelsmann ein früherer Leipzig-Coach, der dadurch nicht die Katze im Sack kaufte. "Auch bei Bayern dachte ich, dass ich einen Trainer habe, der mich kennt und mir vertraut. Irgendwie hat es aber doch nicht funktioniert."

Deutscher Meister, "aber Zeit hat mich geprägt"

Für den Kopf ist es eine willkommene Abwechslung, nun beim ÖFB-Team wieder gebraucht zu werden. Natürlich hat Sabitzer bei einem absoluten Top-Klub wie Bayern nicht nur negative Erfahrungen gemacht.

"Aber dass es nicht so verlaufen ist, wie ich es mir erhofft habe, ist auch klar. Die Zeit hat mich natürlich irgendwo geprägt. Mal so eine Phase zu durchleben, ist natürlich hart, schadet aber im Nachhinein nicht, weil ich mental stark genug bin, um Positives rauszuziehen.

Marcel Sabitzer

"Ich habe die Jahre davor ja nichts gewonnen, jetzt schon. Ich bin deutscher Meister geworden, das nimmt mir keiner. Ich hatte 32 Einsätze, obwohl ich Verletzungen hatte und spät zur Mannschaft kam. Es ist ja nicht alles nur schwarz zu malen", stellt Sabitzer klar.

"Aber dass es nicht so verlaufen ist, wie ich es mir erhofft habe, ist auch klar. Die Zeit hat mich natürlich irgendwo geprägt. Mal so eine Phase zu durchleben, ist natürlich hart, schadet aber im Nachhinein nicht, weil ich mental stark genug bin, um Positives rauszuziehen. Ich muss nur wieder bereit sein, neu anzugreifen."

Sabitzer sieht ÖFB-Führungsrolle als Verpflichtung

Das hat Sabitzer auch im Nationalteam vor. Dabei sehe sich der mittlerweile 28-jährige Steirer durchaus als Führungsspieler, der schon lange dabei ist und seine Erfahrungen an die jungen Wilden weitergeben will.

"Natürlich ist es irgendwo die Verpflichtung von David (Anm.: Alaba), Marko (Anm.: Arnautovic) und mir, dass wir ein Anker zum Festhalten für junge Spieler sind. Wir haben alle schon viele Spiele für Österreich auf dem Buckel", führt Sabitzer aus.

"Es ist auch klar, dass es Spieler braucht, die Energie reinbringen, Verantwortung übernehmen und sich auch hinstellen, wenn es mal nicht läuft. Es ist logisch, dass ich mich in dieser Rolle sehe."

"Gibt klare Regeln, wofür Rangnick steht"

Zehn Jahre ist der Sohn von Ex-Nationalspieler Herfried Sabitzer bereits im Kreise des ÖFB-Teams dabei. An Selbstvertrauen mangelt es dem Allrounder nicht, der sich gerne in den Dienst der Mannschaft stellt.

"Ich zeichne mich ja aus, dass ich vorangehe, coache, den anderen helfe und auch mal emotional bin - auch einmal einem Schiedsrichter gegenüber, um ein Zeichen zu setzen. Das habe ich immer gemacht. Ich fühle mich wohl in der Rolle."

Rangnick kennt die Stärken und möglicherweise auch Schwächen Sabitzers bestimmt gut. Auch umgekehrt hat der Spieler einige Dinge an seinem Ex-Coach wiedererkannt, die typisch für den Neo-Teamchef sind.

"Typisch ist, dass er klar kommuniziert, was er haben will, dass es klare Regeln gibt, wofür er steht. Das soll sich dann auf dem Platz auch widerspiegeln. Die Übungen kannte ich zum Teil natürlich. Es hat Spaß gemacht bis jetzt."

"Klare Prinzipien, Abläufe und Positionierungen brauchst du"

Die Rahmenbedingungen und klaren Ansagen sind unerlässlich für einen neuen Teamchef, um dem Kader sein Konzept näher zu bringen. Vor dem ersten Auftritt in Kroatien am Freitag muss klar sein, was Rangnick verlangt.

"Es schadet natürlich nicht. Natürlich brauchst du auch einmal Freiheiten auf dem Platz und die wird es auch weiter geben in der Offensive. Aber klare Prinzipien, Abläufe und Positionierungen brauchst du in der heutigen Zeit", hat Sabitzer dazu eine klare Meinung. "Die Gegner stellen sich auch auf dich ein. Deshalb ist es gut, dass es einen Matchplan gibt. Das wird auf jeden Fall gegeben sein."

Mit Bayern München ist Sabitzer gewohnt, stets als Favorit auf den Platz zu gehen. In den bevorstehenden vier Nations-League-Duellen gegen Kroatien, Dänemark und Frankreich wird das ÖFB-Team in der Außenseiterrolle starten.

"Die Rollen sind klar verteilt, aber das heißt nicht immer, dass man die Spiele automatisch verliert. Du musst bereit sein und daran glauben, dass du solche Mannschaften besiegen kannst. Wir gehen auch mit dem Auftrag rein, dass wir die Spiele gewinnen wollen, auch wenn es vielleicht nicht immer funktionieren wird. Aber wir wollen uns nach dem Spiel in den Spiegel schauen können."

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