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Baumgartlinger über ÖFB-Ausbootung: "Schwer zu verdauen"

Augsburg-Legionär Julian Baumgartlinger, langjähriger ÖFB-Kapitän, hat nach dem unrühmlichen Abgang mit dem Nationalteam abgeschlossen.

Baumgartlinger über ÖFB-Ausbootung: Foto: © GEPA

Jahrelang war Julian Baumgartlinger der von allen Seiten akzeptierte Kapitän im ÖFB-Nationalteam.

Nach seinem Kreuzbandriss im Jänner 2021 ist alles anders. Zuletzt war er zwar unter Neo-Teamchef Ralf Rangnick auf Abruf, doch die Art und Weise seiner Ausbootung geht dem mittlerweile 34-Jährigen doch nahe.

"Es war schwer zu verdauen, von heute auf morgen einfach weg zu sein, in keinen Überlegungen eine Rolle zu spielen. Es tut weh. Ich hätte es mir gewünscht, dass es mir klar kommuniziert worden wäre, von den Leuten, die ich lange kenne und nicht von einem gerade erst ernannten Co-Trainer. Aus sportlicher Sicht kann ich es akzeptieren, so ist das Geschäft, die harte Realität", erklärt Baumgartlinger in einer kleinen Medienrunde.

Insgeheim hat der Mittelfeldspieler deshalb das Nationalteam schon längst abgehakt. "Rein rational ist das fast abgeschlossen für mich. Ich denke nicht, dass es noch einmal eine Möglichkeit gibt, dass die Abrufliste für mich eine Relevanz bekommen kann. Emotional habe ich nicht abschließen können, es hat ja keinen richtigen Schluss gegeben. Es war von heute auf morgen aus. Das ist das, was hängen bleibt. Ich hätte gerne einen sportlichen Abschluss beim Nationalteam gehabt."

"Schwer zu ertragen"

Die Verletzung war schlussendlich der unfreiwillige Schlussstrich. Bei Aleksandar Dragovic wurde einfach so die Reißleine gezogen, was sein langjähriger Teamkollege Baumgartlinger noch weniger nachvollziehen kann.

"Aber beim Drago ist es eine andere Situation, von außen schwer zu ertragen. Nach dem 100. Länderspiel, einer sehr guten EM und einer guten Saison von Roter Stern Belgrad abgesägt zu werden, nichts anderes war es, das ist kein Umgang, den er verdient hat. Selbst wenn es sportlich zu begründen ist, es gibt noch mehr als nur das Sportliche. Nicht schön, wie das abgelaufen ist."

Dass der ÖFB noch mal an ihn herantritt, würde Baumgartlinger als Wertschätzung empfinden, er will sich allerdings nicht zu wichtig nehmen, um ein Abschiedsspiel zu erzwingen. Generell glaubt er, dass das ÖFB-Team unter Rangnick auf einem guten Weg ist.

An das Trainingszentrum in Wien-Aspern glaubt er erst, wenn es soweit ist. Denn die Struktur im ÖFB war und ist weiterhin ein Hemmschuh. "Um schneller handlungsfähig zu werden, müsste natürlich eine kleine Reform her, aber ich glaube nicht, dass die am Horizont ist."

Baumgartlinger will Fußball auch nach Karriere erhalten bleiben

Rücktrittsgedanken hatte Baumgartliner trotz Verletzung im hohen Alter nicht, das Kapitel war noch nicht fertiggeschrieben. Doch auch in Augsburg läuft sein Vertrag nur mehr bis Sommer.

"Das ist dennoch jetzt eine schöne Situation. Ich habe ein Umfeld, eine Kabine gefunden, wo es mir sehr viel Spaß macht. Es fühlt sich gut an, mein Körper funktioniert sehr gut, ich freue mich auf die Rückrunde. Jetzt habe ich die Selbstbestimmung, die ich mir gewünscht habe. Auch wenn jetzt auf uns mit Augsburg der Abstiegskampf wartet."

Doch auch nach der Karriere will der Salzburger im Sport Fuß fassen. "Ich möchte definitiv im Fußball bleiben. Ich will den Sport nicht hinter mir lassen. Ich habe auch noch viel zu geben in dem Bereich."

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