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ÖFB-Kicker: "Auftrag" an ÖFB-Präsident Windtner

Baumgartlinger & Co. machen ÖFB-Boss klar, was sie von ihm erwarten.

ÖFB-Kicker: Foto: © GEPA

Gemeinsam statt einsam!

Ein wenig alleine gelassen fühlt sich das Nationalteam angesichts des "ÖFB-Theaters" der vergangenen Tage und Wochen.

Julian Baumgartlinger spricht im Hinblick auf das Serbien-Spiel am Freitag beziehungsweise der Präsidiumssitzung am Samstag gar davon: "So hart es sich anhört, aber wir sind morgen eigentlich nur ein Nebenschauplatz."

Der Kapitän versucht jedoch gleichzeitig, zu retten, was zu retten ist, und setzt auf Konstruktivität:

"Man kann sich von diesem Thema nicht frei machen. Alleine wie sich die letzten Wochen entwickelt haben, kann man nicht komplett ausblenden. Es ist schade, denn ich denke, diese Ausnahmesituation oder fast schon Stunde null, die im Raum steht, ist nicht notwendig. Was Marc Janko und Marko Arnautovic angesprochen haben, unterstütze ich zu 100 Prozent. Ich bin der Meinung, dass wir als Mannschaft und Verband zusammen eine Lösung finden und gemeinsam an einem Stang ziehen müssen - egal, wer die Entscheidungträger sind, egal welche Gremien wie miteinander können. Der sportliche Erfolg muss im Vordergrund stehen! Und der kann morgen nur im Vordergrund stehen, wenn wieder eine gewisse Ruhe einkehrt."


Spieler-Auftrag an Windtner

Wie sich die Mannschaft lösungsorientiertes und konstruktives Handeln vorstellt, haben Baumgartlinger und Janko als Vertreter des Spielerrats ÖFB-Präsident Leo Windtner in einem Gespräch, dass der Verbands-Boss eingefordert hat, mitgeteilt.

"Windtner weiß auch, was wir brauchen, um relativ schnell wieder ohne Fragezeichen im Kopf Fußball spielen zu können. Es ist im Endeffekt auch seine Aufgabe, das Präsidium und alle, die damit beauftragt sind, auf Linie zu bringen. Das erwarten wir von ihm, das weiß er, und das trauen wir ihm auch zu."

Julian Baumgartlinger

"Wir haben unter sechs Augen ganz klar unsere Situation und unseren Standpunkt vertreten. Er weiß jetzt, wie die Mannschaft denkt. Er weiß auch, was wir brauchen, um relativ schnell wieder ohne Fragezeichen im Kopf Fußball spielen zu können. Es ist im Endeffekt auch seine Aufgabe, das Präsidium und alle, die damit beauftragt sind, auf Linie zu bringen. Das erwarten wir von ihm, das weiß er, und das trauen wir ihm auch zu", betont Baumgartlinger.

Eine klare "Hausaufgabe" der Mannschaft an ihren Präsidenten im Hinblick auf die richtungsweisende Präsidiumssitzung, in der es vor allem um die Sportdirektor-Frage gehen soll. Am Mittwoch war durchgesichert, dass die Ablöse von Willi Ruttensteiner durch eine Mehrheit unter den Landespräsidenten bereits beschlossene Sache und Peter Schöttel als Nachfolger feststehen soll.

Auch Baumgartlinger steht hinter Ruttensteiner

Doch wie zuvor schon Janko und Arnautovic ergreift auch Baumgartlinger ganz klar Partei für die Arbeit von Ruttensteiner und versucht mit Argumenten für den Oberösterreicher ein Umdenken herbeizuführen:

"In den letzten Jahren ist so viel Entwicklung passiert im österreichischen Fußball wie noch nie. Was Willi Ruttensteiner für den Unterbau des österreichischen Fußballs geleistet hat, kann man nicht schwer genug für ihn aufwiegen - und das nicht nur im Verbandsbereich, sondern auch im Vereinsbereich oder in der Trainerentwicklung und so weiter. Darüber hinaus kommt noch, dass er auch fachlich immer wieder bewiesen hat, dass seine Analysen auf den Punkt waren. Er hat uns in den Qualifikationsabschnitten immer wieder geholfen und zusammen mit Marcel Koller die richtigen Worte gefunden."

Irritierende Indiskretionen

Das nach einer misslungen Qualifikation über diverse Personalien diskutiert wird, verstört den Leverkusen-Legionär weniger. Sehr wohl irritiert ihn, wie der Diskurs ausgetragen wird:

"Dass man evaluiert und in nicht erfolgreichen Zeiten auch über Personalien diskutiert, ist ganz normal. Aber ich glaube, und das haben auch meine Vorredner schon betont, die Art und Weise und die Indiskretion, mit der dies passiert, machen das Ganze so schwierig."

Julian Baumgartlinger

"Dass man evaluiert und in nicht erfolgreichen Zeiten auch über Personalien diskutiert, ist ganz normal. Aber ich glaube, und das haben auch meine Vorredner schon betont, die Art und Weise und die Indiskretion, mit der dies passiert, machen das Ganze so schwierig. Aber jetzt wird darüber diskutiert, und jetzt muss man es aber auch sinnvoll und vor allem sachlich und fundiert machen. Dann hat man auch eine Chance, das zu nutzen."

Baumgartlinger fordert, dass nach diesem Lehrgang "ganz klare Lösungen gefunden werden, die im sportlichen Sinne und im Sinne der Mannschaft getroffen werden. Ansonsten sehe ich das Trainingslager im November in Gefahr und auch weitere Entwicklungen der Nationalmannschaft."

Die Art der Kommunikation

Um dies zu erreichen, wird sich die verbandsinterne Kommunikation unter allen Beteiligten ändern müssen. Arnautovic beklagte, dass Präsidiumsmitglieder nicht den Austausch mit der Mannschaft suchen würden, um zu erfahren, was diese denkt.

Auch nicht mit dem Kapitän? Baumgartlinger streicht besagtes Gespräch mit Windtner hervor und meint weiter: "Ich habe mit Bernhard Neuhold Kontakt gehabt, der versucht, uns immer wieder auf den neuesten Stand zu bringen. Nichtsdestotrotz gibt es immer wieder Kanäle rundherum, die leider offen werden, sodass Informationen durchsickern, die dann an allen vorbeigehen. Ich glaube, dass das das Ganze einfach erschwert."

Der 29-Jährige weiter: "Wenn das alles über eine gewisse Diskretion, ganz klare Strukturen und Termine, die intern behandelt werden, funktioniert hätte, würden wir jetzt nicht darüber diskutieren. Ich glaube, das wäre auch möglich gewesen. Und es ist jetzt auch noch möglich, klare Lösungen zu finden. Aber wir sind jetzt schon davon beeinflusst."

Zurück in die Erfolgsspur

Baumgartlinger betont, wie richtungsweisend die anstehenden Zukunftsentscheidungen sind, denn seiner Meinung nach besteht nach wie vor die Chance, auf sportlicher Ebene wieder durchzustarten.

Auch wenn die Ergebnisse in dieser Qualifikation nicht gestimmt haben, beharrt der Salzburger darauf, dass man in allen acht Quali-Spielen die dominante Mannschaft gewesen sei: "Das war vor acht Jahren unvorstellbar für den österreichischen Fußball."

Deshalb sein Wunsch: "Die Entscheidung jetzt klug und vor allem relativ schnell zu treffen, ist das Elementare. Wenn wir uns als Mannschaft dann wieder vorbereiten können, sehe ich schon eine Chance, dass wir mit kleinen Veränderungen oder Dingen, die dann vielleicht vom neuen Personal eingebracht werden, relativ schnell wieder in eine Erfolgsspur zurückkehren können, die wir schon kennen."



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