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Franco Foda: "Ich bin nicht so leicht zu haben"

Kostenloser Geschlechtsverkehr! Inzwischen lacht Foda über skurrile Anekdote:

Franco Foda: Foto: © GEPA

Der kommende ÖFB-Lehrgang wird für Teamchef Franco Foda auch eine Reise in die Vergangenheit.

Weniger wegen Auftakt-Gegner Russland, viel mehr wegen des Duells mit seinem Heimatland Deutschland und des Kräftemessens mit Brasilien.

In Brasilien feierte Foda nämlich 1987 sein Debüt für die deutsche Nationalmannschaft - ein Einstand, der auch über 30 Jahre später noch in aller Munde ist. Und zwar wegen einer amüsanten Episode, die es sogar in den Wikipedia-Eintrag des 52-Jährigen geschafft hat. Dort heißt es:

"Beim Spiel gegen Brasilien sorgte Foda unfreiwillig für Erheiterung unter den Zuschauern im Estadio Mane Garrincha in Brasilia, da sein Name im Portugiesischen so viel wie 'kostenloser Geschlechtsverkehr' bedeutet."

Eine Anekdote, die Foda im Gespräch mit LAOLA1 auch drei Jahrzehnte später noch erheitert: "Ich kann mich noch gut erinnern. Wir waren in Brasilien im Stadion, und ich war ja eher der unbekannte Spieler - Lothar Matthäus oder Andreas Brehme waren unsere Stars. Vor dem Spiel, als die Aufstellung angesagt wurde, gab es bei meinem Namen auf einmal tosenden Applaus. Nach dem Spiel habe ich in der 'Bild'-Zeitung gelesen, warum das der Fall war."

Foda: "Ich bin nicht so leicht zu haben"

Für die unfreiwillige Komik kann Foda naturgemäß nicht wirklich etwas, entsprechend locker nimmt er den Kult rund um diese Geschichte: "Das gehört dazu. Inzwischen kommt es ja auch ab und zu mal bei einigen Fragen in Quiz-Sendungen vor."

Nur auf eine Feststellung legt der glücklich verheiratete Familienvater lachend wert: "Mein Gott, ich bin nicht so leicht zu haben, wie es mein Name in Brasilien aussagt."

Dass ein Länderspiel-Debüt nach so langer Zeit noch besprochen wird, ist auch nicht selbstverständlich, vor allem wenn es lediglich sieben Minuten lang dauerte und eine von letztlich nur zwei Partien im DFB-Trikot war.

Foda absolvierte seine beiden Länderspiele binnen fünf Tagen auf der Südamerika-Reise der deutschen Nationalmannschaft im Dezember 1987 gegen Brasilien und Argentinien, Teamchef war Franz Beckenbauer.

Brasilien statt Malediven

"Ich kann mich noch gut erinnern, denn ich hatte eigentlich eine schöne Reise mit meiner Frau auf die Malediven gebucht. Wir wären das erste Mal in die Ferne gereist, aber ich musste stornieren. Ich habe zu meiner Frau gesagt, wenn ich eine Einladung bekomme, gehe ich zu Fuß zum Länderspiel, wenn es sein muss. Es war für mich eine große Ehre, dabei zu sein", erklärt der gebürtige Mainzer.

Der damals 21-jährige Foda legte bezüglich Nationalmannschaft also jenen Enthusiasmus an den Tag, wie er ihn von seinen heutigen Schützlingen erwartet. Zu Beginn wurde selbiger auch belohnt.

Gegen Brasilien durfte er, nachdem er für Michael Frontzeck eingewechselt wurde, zwar nur sieben Minuten spielen, erlebte jedoch den Ausgleich zum 1:1-Endstand durch Stefan Reuter nach Vorarbeit von Jürgen Klinsmann auf dem Feld mit.

Bei der 0:1-Niederlage in Argentinien waren ihm immerhin 25 Minuten vergönnt.

Foda: "Ich war oft nicht der Diplomat"

"Danach war ich noch das eine oder andere Mal bei Lehrgängen dabei, bin aber nicht zum Einsatz gekommen", blickt Foda zurück und gibt zu, dass es ruhig ein paar mehr Länderspiele hätten sein können:

"Ja, vielleicht hätte ich mehr erreichen können, aber ich war oft nicht der Diplomat, wie ich es vielleicht hätte sein sollen. Aber gut, auf der anderen Seite muss man mit dem, was man erreicht hat, zufrieden sein. Mit dem heutigen Wissen würde ich vielleicht ein paar Dinge anders machen. Vor der WM 1990 war ich noch im erweiterten Kader, habe mich allerdings verletzt. Ob ich es ohne Verletzung geschafft hätte, weiß ich nicht."

Weltmeister darf sich Foda nicht nennen. Sogar als Weltmeister-Trainer übt dafür Joachim Löw sein Amt als deutscher Teamchef aus - und auch bezüglich des 58-Jährigen ist dieser Lehrgang eine Reise in die eigene Vergangenheit.

Spieler unter Trainer Joachim Löw

Löw war nämlich in der Hinrunde der Saison 1996/97 Fodas Trainer beim VfB Stuttgart. Dem Abwehrspieler waren jedoch nur zehn Einsätze als Joker vergönnt, weshalb er in der Winterpause zum FC Basel und wiederum ein halbes Jahr später zum SK Sturm Graz weiterzog.

"Er war damals Co-Trainer von Rolf Fringer. Zum Co-Trainer hat man als Spieler immer einen engeren Kontakt als zum Cheftrainer – Spieler gehen nicht wegen jeder Kleinigkeit zum Cheftrainer. Da konnte man schon erkennen, dass er taktisch sehr gut war. Rolf Fringer wurde dann Schweizer Teamchef und Jogi Löw zunächst Interimstrainer. Er hat seine Aufgabe gut gemacht, wurde in dieser Saison mit dem VfB Pokalsieger und hat den Posten als Cheftrainer bekommen. Er war jung und hat den Austausch mit den erfahreneren Spielern gesucht", erinnert sich Foda.

In den vergangenen 20 Jahren verfolgte Foda die Entwicklung seines früheren Coaches zum Weltmeister-Trainer aus der Ferne und ist voll des Lobes:

"Als Trainer entwickelt man sich immer weiter. Ich habe mich in den letzten Jahren ja auch in allen Bereichen weiterentwickelt, was den Umgang mit Spielern, Taktik oder Technik betrifft. Joachim Löw war dann auch in der Türkei, hat alle Höhen und Tiefen im Fußball mitgemacht, wie beim Karlsruher SC, wo er das Handtuch geworfen hat. Das sind Erfahrungen, von denen man als Trainer langfristig profitiert. Er war dann auch in Österreich beim FC Tirol und der Austria. Jogi hat sich immer weiterentwickelt, wurde Co-Trainer von Jürgen Klinsmann, und jetzt sieht man einfach, dass er ein großer Trainer ist. Das hat sich damals schon abgezeichnet."

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