Santos? "Überhaupt keine Ahnung" vom polnischen Fußball
Probleme hatte das polnische Nationalteam in der Qualifikation, als erst nach einem 5:4 im Elfmeterschießen im Play-off-Finale in Wales der Sprung zur EURO geschafft worden war. Da saß bereits Neo-Teamchef Michal Probierz auf der Trainerbank, zuvor bei den Polen als U21-Trainer tätig.
Probierz folgte im September 2023 dem Portugiesen Fernando Santos nach. Dieser habe "überhaupt keine Ahnung" vom polnischen Fußball gehabt, betonte Gilewicz. "Er hat die Spieler verwechselt und mit einem Dolmetscher nur auf Portugiesisch gesprochen. Es gab viele Kommunikationsprobleme."
Unter Probierz ist das Team seit acht Spielen ungeschlagen, es befinde sich "auf einem guten Weg". Zur Generalprobe konnte noch ein 2:1-Sieg gegen die Türkei eingefahren werden (Spielbericht >>>).
Polen am Weg der Besserung
Probierz habe die Mentalität im polnischen Kader verändert, erklärte Gilewicz. "Die Spieler haben wieder eine Freude, Fußball zu spielen. Viele Spieler sagen, dass sich mental von der Einstellung viel verändert hat. Es herrscht wieder eine gute Stimmung."
Beim WM-Achtelfinalisten von Katar sind angesichts der schwachen Qualifikation, als es in der Gruppe nur zu Platz drei hinter Albanien, Tschechien und knapp vor der Republik Moldau gereicht hatte, die Erwartungen niedrig.
Polen verspürt keinen Druck
"Keiner zählt auf Polen. Wir fahren ohne Druck nach Deutschland, um es allen zu zeigen. Langsam aber sicher geht es aufwärts", betonte Gilewicz. Die Stimmung im Land sei aufgrund der knappen Quali weit weg von einer Euphorie. "Niemand hat an eine EM-Teilnahme geglaubt."
Gilewicz hob die individuelle Klasse im polnischen Kader mit Lewandowski (35), Napoli-Mittelfeldmann Piotr Zielinski (30) oder Wojciech Szczesny heraus. Für den 34-jährigen Juventus-Tormann wird es das letzte große Turnier im Teamtrikot, dessen guter Freund Lewandowski könnte es ihm gleichtun. Neben den Altstars wirbeln bei den Polen auch Shootingstars wie etwa Roma-Kicker Nicola Zalewski (22), Sebastian Szymanski (25) von Fenerbahce oder Arsenal-Verteidiger Jakub Kiwior (24).
Der wendige und schnelle Zalewski sei in den beiden Play-off-Partien gegen Wales und Estland (5:1) der beste Spieler gewesen, erzählte Gilewicz. Szymanski habe bei Fenerbahce eine "fantastische Saison" mit 13 Toren und 19 Assists hinter sich, besonders zu Saisonbeginn hatte der von mehreren internationalen Spitzenclubs begehrte Offensivspieler überzeugt.
Gilewicz vor EM-Duell gespalten
Gilewicz war ab Sommer 2018 für zweieinhalb Jahre als Sportkoordinator der polnischen Nationalmannschaft unter Teamchef Jerzy Brzeczek tätig. Die bisher letzten Duelle zwischen Polen und Österreich in der EM-Quali 2019 erlebte er deshalb hautnah mit.
In Wien triumphierten die Gäste mit 1:0, in Warschau fielen keine Tore. "Wir haben, egal in was für einer Situation wir waren, vom Ergebnis her gegen Österreich oft gut ausgesehen", sagte Gilewicz, der das EM-Duell mit besonderer Aufmerksamkeit verfolgen wird. "Mein Herz ist gespalten. Ich sage, es geht unentschieden aus."