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Daniel Bachmann: "Das kam falsch rüber"

Die Sache mit der Baustelle. Warum es beim Goalie nie am Selbstvertrauen scheitert.

Daniel Bachmann: Foto: © GEPA

Unter der Woche ließ Daniel Bachmann wissen, dass es nicht nötig sei, im ÖFB-Tor eine Baustelle aufzumachen und eine Goalie-Diskussion zu starten.

Beim 4:2 gegen Israel stellte der Watford-Legionär unter Beweis, dass er auch ohne Spielpraxis beim Verein im Nationalteam bestehen kann.

Den etwas flapsigen Baustellen-Spruch würde er trotzdem gerne rückgängig machen.

"Diese Aussage mit der Baustelle habe ich nicht so gemeint. Ich wollte einfach ausdrücken, dass es meiner Meinung nach keine Diskussion geben sollte aufgrund meiner Leistungen in den letzten Länderspielen. Aber da habe ich mich vielleicht zu weit aus dem Fenster gelehnt. Ich glaube, das ist falsch rübergekommen", fürchtet der Niederösterreicher und meint weiter:

"Man kennt mich inzwischen eh schon ein bisschen. Ich bin sehr selbstbewusst. Aber ich bin sicher keiner, der irgendwie Probleme bereiten will, ganz im Gegenteil."

Am Donnerstagabend hatte Bachmann jedenfalls ein "sehr gutes Gespräch" mit Franco Foda über alle möglichen Dinge, auch abseits des Fußballs.

Am selben Tag hatte der Teamchef - erstmals seit der Kür von Bachmann zur Nummer eins - öffentlich offen gelassen, wer das Tor hüten würde. Und damit irgendwie eine Baustelle aufgemacht. Vielleicht auch als Reaktion auf den Baustellen-Spruch.

ÖFB? "Hoffentlich noch viele Jahre"

(Text wird unter dem Video fortgesetzt)


Letztlich gab es keinen Grund für einen Torhüter-Tausch. Bachmann ist jedenfalls froh, im Nationalteam dieses Vertrauen zu spüren:

"Vertrauen tut im Sport immer gut, und ich bin froh, dass ich das Vertrauen zurückgeben kann. Denn es ist jedes Mal eine Ehre, dieses Trikot anziehen zu dürfen. Bei der Hymne hat man - wurscht wie viele Länderspiele man hat - immer Gänsehaut. Es gibt im Fußball nichts Geileres. Ich bin froh, dass ich das weiterhin machen kann und hoffentlich noch viele Jahre!"

Manchmal trägt Bachmann sein Herz auf der Zunge. Aber dieses verbal demonstrierte Selbstbewusstsein lässt sich auch auf dem Platz abrufen.

Hin und wieder auch in aufsehenerregenden Szenen. Wie am Freitag gegen Israel, als er in Minute 7 Munas Dabbur mit einem gewagten Haken im Strafraum aussteigen ließ.

"Mache es nur, wenn ich sicher bin, dass es aufgeht"

Was spektakulär aussah, war für den Keeper halb so wild: "Das schaut immer ein wenig riskant aus, aber es kommt immer wieder zu Situationen im Spiel, die man nicht planen kann, und dann muss man eben irgendwie Lösungen finden."

"Ich gehe nicht in ein Spiel und denke mir, heute spiele ich einen Stürmer aus. Ich mache es auch wirklich nur dann, wenn ich mir sicher bin, dass es auch aufgeht."

Daniel Bachmann

Im ÖFB-Dress habe es in England und bei der EURO gegen die Niederlande schon ähnliche Szenen gegeben: "Aber ich gehe nicht in ein Spiel und denke mir, heute spiele ich einen Stürmer aus. Ich mache es auch wirklich nur dann, wenn ich mir sicher bin, dass es auch aufgeht."

Sollte es doch in die Hose gehen, würde es sehr blöd aussehen: "Wenn du den Ball verlierst, ist es ein Tor. Denn hinter dir gibt es keinen mehr. Aber ich bin erfahren genug, um das Risiko abzuschätzen."

Am Selbstvertrauen scheitert es nie

Solch ein Manöver ohne Spielpraxis in jüngster Vergangenheit auszupacken, zeugt von Mut. Generell hat er sich gegen Israel nicht anmerken lassen, dass es sein erstes Match seit dem ÖFB-Gastspiel in Dänemark war.

"Am Selbstvertrauen scheitert es bei mir nie. Ich vertraue natürlich in mein Können. Das ist ganz wichtig im Sport, nicht nur im Fußball", betont der England-Legionär, "im Spiel denke ich sowieso nicht darüber nach, dass ich jetzt vier Wochen nicht mehr gespielt habe."

Außerdem müsse man das Thema Spielpraxis generell differenzierter betrachten: "Wenn man sich die letzten zehn Monate anschaut, ist es ja nicht so, dass ich seit Jänner keine Spielpraxis habe. Ich habe relativ viele Spiele gemacht."

40 im Kalenderjahr 2021, um genau zu sein. 24 Pflichtspiele in der Vorsaison für Watford auf dem Weg zum Premier-League-Aufstieg, vier Partien in Englands Eliteliga in dieser Spielzeit. Dazu ist Bachmann seit zwölf Länderspielen Österreichs Nummer eins.

Situation bei Watford? Zwischen Frust und Optimismus

"Was das Nichtspielen betrifft, habe ich in meiner Karriere schon Schlimmeres erlebt. Ich weiß, wie man da rauskommt, wie man immer bereit bleibt."

Daniel Bachmann

"Was das Nichtspielen betrifft, habe ich in meiner Karriere schon Schlimmeres erlebt. Ich weiß, wie man da rauskommt, wie man immer bereit bleibt. Im Jänner habe ich erstmals seit fast zwei Jahren gespielt, und es hat auch gepasst, und ich habe meine Chance genutzt", so Bachmann.

Dieses Wissen ändert jedoch nichts daran, dass die Lage bei Watford im Moment "ein bissl frustrierend" sei. Er sei nicht der Typ, der sich hängen lässt und würde weiterhin Gas geben:

"Aber der Verein weiß natürlich, dass die Situation ein bisschen unangenehm und vor allem für mich als Spieler nicht zufriedenstellend ist."

Gleichzeitig bleibt Bachmann optimistisch: "Ich bin guter Dinge, dass ich bald wieder regelmäßig zu Einsatzzeiten komme. Ich kann nicht mehr tun, als meine Leistungen zu bringen. Ich hatte letztes Jahr großen Anteil am Aufstieg und habe auch heuer in den ersten vier Liga-Spielen sehr solide gespielt."

Unglaubliche Gegentore

Bis die Probleme in England gelöst sind, könnte das Kräftemessen mit der Republik Moldau die letzte Einsatzzeit für eine Weile sein. Dass gegen den Underdog endlich wieder die Null stehen soll, liegt auf der Hand.

"Es ist unglaublich, was wir für Gegentore bekommen. Beim Freistoß gibt es genau eine Möglichkeit, wie er aus dieser Distanz reingehen kann und das ist, wenn er abgefälscht wird. Beim zweiten Gegentor haben wir naiv verteidigt."

Denn dass dies gegen Israel nicht gelungen ist, ärgert Bachmann: "Als Tormann tut das ein bisschen weh, aber im Großen und Ganzen zählt der Sieg. Dennoch ist es unglaublich, was wir für Gegentore bekommen. Beim Freistoß gibt es genau eine Möglichkeit, wie er aus dieser Distanz reingehen kann und das ist, wenn er abgefälscht wird. Beim zweiten Gegentor haben wir naiv verteidigt."

Wie nach den Gegentoren jeder für jeden gekämpft hat, habe jedoch gezeigt, "dass wir alle geil sind aufs Spielen."

Ein Statement für Foda

Und so nebenbei ist den ÖFB-Kickern ein Statement für Foda gelungen. "Man hat gesehen, dass jeder für den Trainer Gas gibt", sagt Bachmann und betont:

"Trainer-Diskussionen wird es im Fußball immer geben, das ist ganz normal. Nur hilft es keinem. Wir haben unter Franco Foda auch sehr viel erreicht. Es ist ja nicht so, dass alles schlecht ist. Die zwei Lehrgänge im September und Oktober waren nicht so, wie wir uns das vorstellen. Aber eine Trainer-Diskussion zu starten, macht keinen Sinn."

Gegen Moldawien geht es darum, eventuell auch diese Baustelle zu schließen.

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