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Rangnick eröffnet den Kampf ums ÖFB-Tor neu

Bachmann, Hedl, Pentz oder Schlager - wer ersetzt Heinz Lindner? Mit einer Wechsel-Entscheidung scheint Teamchef Rangnick nicht übertrieben glücklich zu sein.

Rangnick eröffnet den Kampf ums ÖFB-Tor neu Foto: © GEPA

Fußball-Österreich befindet sich - wieder einmal - auf der Suche nach einer neuen Nummer eins.

Der Grund ist bekanntlich ein schockierender. Heinz Lindner, der sich zuletzt als Stamm-Goalie des ÖFB-Teams etabliert hatte, steht aufgrund seiner Hodenkrebs-Erkrankung nicht zur Verfügung.

Vor den beiden richtungsweisenden Duellen mit den EM-Qualifikations-Gruppen-Mitfavoriten Belgien und Schweden ist völlig unklar, wer das Tor hüten wird.

Mit Michael Gspurning gibt es einen neuen Torhüter-Trainer, der bei diesem langen Lehrgang genügend Zeit bekommt, die jeweiligen Kandidaten kennenzulernen.

Teamchef Ralf Rangnick wiederum wählte den ebenso unüblichen wie praktischen Ansatz, mit Daniel Bachmann, Niklas Hedl, Patrick Pentz und Alexander Schlager gleich alle vier in Frage kommenden Anwärter einzuladen.

Eine interne "Qualifikation"

Wer sich durchsetzt, entscheidet das Training. Die x-te Version des ÖFB-Goalie-Castings ist also eröffnet.

Und genau darauf legt es Rangnick auch an. Er tut erst gar nicht so, als hätte er selbst schon eine Vorahnung, wie diese interne "Qualifikation" enden wird.

"Unsere bisherige Nummer eins ist leider krank geworden", so der Deutsche, "dass jetzt der Kampf um die Nummer eins neu eröffnet ist, ist für mich vollkommen klar."

Der 64-Jährige weiter: "Wir wollen den Torhütern eine Chance geben, sich zu zeigen - sowohl mir gegenüber, als auch gegenüber unserem Trainerstab und Michael Gspurning sowie der Mannschaft gegenüber. Ich denke, bei vier oder fünf Trainingseinheiten am Stück haben wir eine andere Entscheidungsgrundlage."

Eine neue Chance für Bachmann

Man darf wirklich gespannt sein, wie diese Entscheidung ausfällt. Denn im Prinzip gibt es bei jedem Vertreter dieses Quartetts Pros und Contras.

Geht es nach der internationalen Erfahrung und der Spielpraxis beim Verein müsste Rückkehrer Daniel Bachmann gute Karten haben. Er wurde allerdings nur zum Rückkehrer, weil Rangnick sich in seiner bisherigen Amtszeit nicht gerade als Fan erwies und den Watford-Legionär nicht einberufen hat.

Jetzt sagt Rangnick: "Wir haben diesmal auch Bachmann nominiert, weil er bei Watford regelmäßig gespielt und seine Sache gut gemacht hat."

Damit hat er Leverkusen-Backup Patrick Pentz etwas voraus. "Bei Patrick wissen wir, was er kann, aber er hat jetzt ein halbes Jahr nicht mehr gespielt", so der Teamchef, der zu Beginn seiner Ära Vertrauen zum früheren Austrianer geschöpft hatte. Damals hatte dieser auch noch mehr Spielpraxis.

Fehlende internationale Erfahrung Argument gegen Hedl?

"Niklas Hedl spielt bei Rapid und war auch schon beim letzten Lehrgang dabei", erinnert Rangnick. Geht es nach Spielpraxis und jüngster ÖFB-Hackordnung, hat der Hütteldorfer Keeper durchaus Chancen. Seine fehlende internationale Erfahrung könnte jedoch ein Argument gegen ihn sein.

Alexander Schlager wiederum hat beim LASK in dieser Saison 30 Pflichtspiele absolviert, wurde in den vergangenen Wochen jedoch aufgrund seines feststehenden Wechsels zum FC Red Bull Salzburg kalt gestellt.

Dieser Transfer wiederum polarisiert, weil Salzburgs Sportchef Christoph Freund zuletzt durchblicken ließ, dass der Nationalteam-Torhüter bei den "Bullen" nur die Nummer zwei sein könnte.

Dies wird den 27-Jährigen tendenziell nicht daran hindern, den Kampf um den Nummer-eins-Job aufnehmen zu wollen. Aber ob er ihn gewinnen kann?

Rangnick zu Schlager-Deal: "Ich bin nicht sein Vater"

Mit Pentz unterschrieb im Winter bereits ein anderer ÖFB-Tormann im Wissen, nur die Nummer zwei zu sein, ein Arbeitspapier. Allzu begeistert wirkt Rangnick nicht, dass Schlager dasselbe Schicksal drohen könnte.

"Am Ende ist es seine Entscheidung. Ich bin auch nicht sein Berater oder sein Vater, sondern Teamchef der Nationalmannschaft. Er ist alt genug, um selbst zu wissen, was gut für ihn ist und was nicht."

Ralf Rangnick

"Er hat mir gesagt, dass er es für eine hochgradig interessante und spannende Geschichte hält und unbedingt zurück zu seinem Stammverein wollte. Am Ende ist es seine Entscheidung. Ich bin auch nicht sein Berater oder sein Vater, sondern Teamchef der Nationalmannschaft. Er ist alt genug, um selbst zu wissen, was gut für ihn ist und was nicht", sagt Rangnick.

So ungefähr klingen Väter, die Lebensentscheidungen ihrer Kinder eher skeptisch beäugen. Doch auch Rangnick weiß natürlich, dass Schlager am Ende auch eine gute Wahl getroffen haben könnte:

"Natürlich wünsche ich mir, dass unsere Torhüter regelmäßig spielen. Das ist ja auch nicht ausgeschlossen, wird aber sicherlich auch ein bisschen davon abhängen, was Philipp Köhn bei Salzburg macht. So richtig in Gang gekommen ist das Transfer-Karussell ja noch nicht. Es wäre jedenfalls wünschenswert, wenn er dort regelmäßig spielt. Das weiß er auch. Aber das kann ich am Ende nicht beeinflussen. Er muss mit guten Leistungen dafür sorgen, dass er aufgestellt wird."

Tür für Lindner bleibt offen

Der große Abwesende ist natürlich Lindner, dessen Einsatz in Brüssel und gegen Schweden wohl nicht in Frage gestanden wäre, der aktuell jedoch ein viel wichtigeres Match gewinnen muss. Denn die Gesundheit geht ohne jeden Zweifel vor.

"Jetzt ist wichtig, dass er wieder ganz gesund wird und für ihn keine Folgeprobleme entstehen", stellt der ÖFB-Chefcoach klar.

Für die Zeit danach lässt Rangnick dem 32-Jährigen alle Türen offen, kann ihm allerdings natürlich keine Garantien aussprechen. Zuletzt gab Lindner an, sich durchaus vorstellen zu können, mit Absteiger Sion in die zweite Spielklasse zu gehen.

Rangnick erklärt: "Erst wenn er wieder gesund ist, wird es bei ihm wahrscheinlich darum gehen, was er sportlich macht, ob er in Sion bleibt oder womöglich wechselt. Bei uns hat er in den letzten Lehrgängen mit guten Leistungen gezeigt, dass man sich auf ihn verlassen kann. Je nachdem, wo er dann spielt, wird er natürlich auch bei uns weiterhin ein Kandidat sein. Das ist vollkommen klar."

Wie wird das Ranking aussehen?

Dies ist Zukunftsmusik. Aktuell geht es um die Vertretung des erkrankten Goalies, was natürlich gerade im Nationalteam gleichzeitig immer eine Chance auf ein längerfristiges Engagement darstellt.

"Es liegt an den Torhütern selbst, wie sie sich jetzt präsentieren", stellt Rangnick klar, "dann werden wir Mitte oder Ende der Woche entscheiden, wer in Brüssel spielt. Zwei andere sitzen auf der Bank."

Der Teamchef scheint selbst gespannt: "Wir werden sehen, wie das Ranking nach einer Woche aussieht."

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