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Als Albert Vallci in der 1. Klasse Ost A kickte

ÖFB-Debütant Albert Vallci hat ein kurioses Spiel in seinem Lebenslauf stehen.

Als Albert Vallci in der 1. Klasse Ost A kickte Foto: © GEPA

Ob es viele Nationalspieler gibt, die ein Spiel in der achten Liga in ihrem Lebenslauf stehen haben - wenn auch nur aushilfsweise?

"Eine gute Frage", lacht Albert Vallci im Gespräch mit LAOLA1, "an das Spiel kann ich mich sehr gut erinnern, das werde ich sicher nicht so schnell vergessen."

Am 29. März 2015 war es, als er für die zweite Mannschaft des SV Lafnitz im Liga-Gipfel der steirischen 1. Klasse Ost A beim USV Hofkirchen auflief und mithalf, einen wichtigen 2:1-Sieg einzufahren.

Vier Jahre später ist der 23-Jährige Double-Gewinner mit dem FC Red Bull Salzburg und steht für die EM-Qualifikations-Spiele gegen Slowenien und Nordmazedonien erstmals im Kader des österreichischen Nationalteams.

Dieses Spiel zeichnet Vallcis Charakter aus

Der heutige Zweitligist SV Lafnitz spielte damals in der Regionalliga Mitte und Vallci war eigentlich Stammkraft der ersten Mannschaft der Oststeirer. Beim Regionalliga-Match an besagtem Wochenende kam er jedoch nicht zum Einsatz, also fragte Obmann Bernhard Loidl ihn und Christoph Gschiel, ob sie einige Etagen darunter aushelfen könnten.

"Das war ein sehr wichtiges Spiel, denn Hofkirchen war damals Tabellenführer und wir Zweiter. Durch den Sieg haben wir die Tabellenführung übernommen und danach nicht mehr abgegeben", erinnert sich Wolfgang Lechner - heute Klub-Manager der Lafnitzer, der damals die zweite Mannschaft trainierte.

"Alleine, dass er damals in der 1. Klasse ausgeholfen hat, zeichnet einfach Alberts Charakter aus. Er ist überhaupt nicht abgehoben, es hat ihn nicht angezipft, er hat sofort gesagt, dass er spielt. Und die 1. Klasse ist doch eher eine wilde Sache", meint Lechner.

Der holprige Platz als größte Herausforderung

"Wenn ich es richtig in Erinnerung habe, hat die Partie gleich mal 20 oder 30 Minuten verspätet begonnen, weil wir keinen Schiedsrichter hatten. Der Platz war ein Wahnsinn. Es war eben wirklich, wie man es vom Hobby-Fußball kennt."

Albert Vallci

Vielleicht ist es auch deswegen eine Partie, die Vallci nicht vergisst und heute noch von einem "ganz speziellen Spiel" spricht: "Wenn ich es richtig in Erinnerung habe, hat die Partie gleich mal 20 oder 30 Minuten verspätet begonnen, weil wir keinen Schiedsrichter hatten. Der Platz war ein Wahnsinn. Es war eben wirklich, wie man es vom Hobby-Fußball kennt."

Auch Lechner nennt den Rasen als die größte Herausforderung: "Die haben keinen schönen Platz, sehr klein, sehr holprig, was das Fußballspielen umso schwieriger macht. Aus der Regionalliga bist du doch relativ schöne Spielfelder gewohnt. Wenn du dann runterkommst, ist das, denke ich, die größte Herausforderung, die du bewältigen musst."

Zumindest, bei allem Respekt, eine größere Herausforderung als die Gegenspieler. Vallci sei immer einen Schritt voraus und mit den Gedanken weit voraus gewesen: "Aber das muss er gegenüber Amateur-Kickern ja auch sein. Das hat er ganz trocken und clever runtergespielt."

Wie hat es sich für den Innenverteidiger selbst angefühlt? "Natürlich ist es etwas anderes, ich bin vom Fußballerischen her ja ganz anders aufgewachsen. Für die Gegenspieler ist es ja eher Zeitvertreib und Spaß, dass man sich mit Freunden am Wochenende trifft und zusammen in einer Mannschaft spielt. Das halte ich auch für etwas Schönes."

So schlau wie möglich spielen

"Ich wollte nicht mal richtig attackieren. Das ist gar nicht böse gemeint. Aber ich wusste, dass man dort etwas ungestümer zu Werke geht. Also wollte ich die Sachen so schlau mie möglich lösen."

Albert Vallci

Dennoch gesteht er grinsend: "Ich wollte nicht mal richtig attackieren. Das ist gar nicht böse gemeint. Aber ich wusste, dass man dort etwas ungestümer zu Werke geht. Also wollte ich die Sachen so schlau wie möglich lösen."

Vallci freut das Lafnitzer Lob, dass dieser Einsatz viel über seinen Charakter sagen würde. Für ihn selbst fiel es jedoch mehr unter die Kategorie Selbstverständichkeit:

"Für mich war es ein Gefallen, um den ich gebeten wurde. Ich bin Herrn Loidl und Lafnitz sowieso sehr dankbar für die Zeit dort, da ich einiges lernen konnte. Für mich war es wirklich kein Problem, dass ich einmal aushelfe. Inzwischen spielt die Lafnitzer Zweier-Mannschaft schon in der Landesliga. Für Herrn Loidl war es ein wichtiges Anliegen, die zweite Mannschaft so hoch wie möglich zu bringen. Da es ein wichtiges Spiel war und nicht genügend Spieler zur Verfügung standen, habe ich in dem Moment selbstverständlich gerne geholfen."

Der Verteidiger übersiedelte im Jänner 2015 vom Zweitligisten Kapfenberger SV nach Lafnitz, wo er eineinhalb Jahre blieb, ehe er es via SV Horn und Wacker Innsbruck nach Salzburg schaffte.

Schon früh ein Unterhaus-Experte

"Aber vor allem durch die Kapfenberg-Zeit habe ich schon einige Ligen durch. Beim KSV hatten wir ja noch eine zweite Amateur-Mannschaft, die damals in der Oberliga gespielt hat. Das heißt, zum Unterhaus-Fußball hatte ich eigentlich immer schon Bezug", schmunzelt Vallci und sieht daran nur positive Seiten:

"Natürlich war ich noch sehr jung, ich glaube 15 oder 16, als ich für Rapid/KSV in der Oberliga gespielt habe. Dann kommt man in die Regionalliga. Man passt sich Schritt für Schritt an. Ich finde: In jungen Jahren gehört das auch dazu, hauptsache man spielt regelmäßig. Das war damals mein Gedanke. Denn nur durch Spiele kann man sich weiterentwickeln. Man lernt eher etwas Neues dazu, als wenn man immer nur trainiert und am Wochenende auf der Bank sitzt."

"Seine Einstellung und sein ganzer Lebensstil waren komplett auf Profi ausgerichtet. Da war er sehr diszipliniert. Man hat bei ihm richtig gespürt, dass er es unbedingt schaffen will und diesem Ziel auch alles unterordnet."

Wolfgang Lechner

In Lafnitz erinnert man sich gerne an Vallcis Zielstrebigkeit. Laut Lechner habe er immer schon gewusst, wo er hin will: "Seine Einstellung und sein ganzer Lebensstil waren komplett auf Profi ausgerichtet. Da war er sehr diszipliniert. Man hat bei ihm richtig gespürt, dass er es unbedingt schaffen will und diesem Ziel auch alles unterordnet. Er war für uns alle ein Vorbild."

Und das notwendige Rüstzeug habe er auch mitgebracht: "Man hat von Anfang an gesehen, dass er eine unglaubliche Dynamik hat, die notwendige Größe, seine Schnelligkeit ist auch aufgefallen. Er hat seine Partien als Innenverteidiger souverän gespielt. Dann ist relativ bald der SV Horn an ihn herangetreten. Er hat sich eigentlich bei jedem Verein extrem weiterentwickelt. Vor allem die Saison, die er in Innsbruck gespielt hat, war schon sehr beeindruckend. Das ist dann eben auch Salzburg nicht entgangen."

Lafnitz hat wichtigen Stellenwert in Vallcis Karriere

Als Verein würde man sich immer freuen, wenn man ein junges Talent weiterentwickelt und am Weg ins Profigeschäft "zumindest ein bisschen mitgeholfen" habe. Vallci ordnet die eineinhalb Jahre in der Oststeiermark durchaus als Hilfe ein:

"Lafnitz hat einen sehr wichtigen Stellenwert in meiner Karriere. Ich denke, es war damals eine wichtige Entscheidung, aus Kapfenberg wegzugehen. Da hatte ich anscheinend ein gutes Gespür für die Situation, weil dort einfach nicht so auf mich gebaut worden ist, sondern damals eher ältere Spieler bevorzugt wurden. Jetzt sieht man, dass sie vielleicht früher den Weg mit den Jungen hätten einschlagen können, denn der ist gerade ziemlich erfolgreich in Kapfenberg."

"Lafnitz war ein wichtiger Schritt. Ich habe dort eineinhalb Jahre fast jedes Spiel gemacht, was mir in meiner Entwicklung sehr geholfen hat. Vor allem ist dann Ferdinand Feldhofer als Trainer gekommen, der jahrelang Profi und sogar Nationalspieler war, und auch noch meine Position in der Innenverteidigung gespielt hat. Da habe ich sicher einiges mitnehmen können, was mir sehr geholfen hat."

Das Ziel ist, die ÖFB-Kollegen wiederzusehen

Inzwischen gilt es im Training gegen ein Kaliber wie Marko Arnautovic zu bestehen. Die bisherigen Eindrücke im Nationalteam machen bei Vallci definitiv Lust auf mehr:

"Ich bin wirklich stolz darauf, dass jetzt alles so schnell gegangen ist. Aus diesen zehn Tagen werde ich sicher einiges für die Zukunft mitnehmen können. Das Ziel ist ganz klar, dass ich die Leute hier irgendwann einmal wiedersehe."

PS.: Falls sich in Hofkirchen jemand fragt, ob er in der Partie dabei war - hier die damalige Aufstellung: Istvan Papp, Damir Baler, Paul Muhr, Stefan Kober, Roman Janisch, Marc Fandl, Patrick Beranek, Peter Horvath, Dominik Schleiss, Dominik Diabel, Rene Strahlhofer - Wechselspieler: Lukas Flechl, Karl Kern und Johann Gratzer.

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