Österreich Österreich AUT
Bosnien und Herzegowina Bosnien und Herzegowina BIH
Endstand
1:1
0:1 , 1:0
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"Türkei-Flashbacks" - So hat das ÖFB-Team die Nerven behalten

Im WM-Quali-Finale gegen Bosnien-Herzegowina lief lange alles gegen Österreich. Weshalb man schlussendlich dennoch als Sieger vom Platz schreiten durfte:

"Türkei-Flashbacks" - So hat das ÖFB-Team die Nerven behalten Foto: © GETTY
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Ein Spielverlauf, wie er ungünstiger nicht sein könnte, ein halbes Auswärtsspiel im eigenen Stadion - und dennoch ging das ÖFB-Team als großer Gewinner des finalen WM-Quali-Spiels der Gruppe H hervor.

Im Duell mit aufopferungsvoll kämpfenden Gästen aus Bosnien-Herzegowina sprach lange Zeit wenig dafür, dass Österreich direkt als Gruppensieger zur FIFA Weltmeisterschaft 2026 fahren würde. Erst ein Goldtor von Michael Gregoritsch kurz vor Schluss sorgte für die Erlösung.

"Das Spiel war schwer - natürlich war es schwer", sagt Teamchef Ralf Rangnick nach der Partie. Dies sei hauptsächlich an der Chronologie derselbigen gelegen.

"Eine Gnackwatschn"

"Wir haben sehr gut begonnen, haben das Spiel in den ersten zehn Minuten komplett kontrolliert und hatten zwei richtig gute Chancen", analysiert der "Fußball-Professor". Dann wurde es hektisch.

Die Bosnier kamen binnen weniger Sekunden zu zwei Ecken, "wobei zumindest die zweite unnötig war, weil, wenn wir den Ball ins Aus gehen lassen, passiert gar nichts", ärgert sich Rangnick.

Besagter zweiter Corner wird von Benjamin Tahirovic direkt auf Goalie Alexander Schlager getreten, der faustet zu kurz weg und bleibt bei einem gefühlt ewig in der Luft stehenden Aufsetzer zu lange reaktionslos. Haris Tabakovic bedankt sich mit dem 0:1.

"Das war ein Schock für die Mannschaft", meint Rangnick. Philipp Lienhart nennt es "eine Gnackwatschn".

Wie maßgeschneidert für die Gäste

Österreich wirkt im ersten Moment tatsächlich ein wenig paralysiert; das zu Tausenden anwesende, extrem lautstarke bosnische Auswärts-Publikum trägt sein Übriges bei.

Die ÖFB-Kicker laufen gegen den nun noch tiefer stehenden bosnischen Block an, bleiben lange aber unkreativ und finden erst gegen Ende von Durchgang eins wieder (Halb-)Chancen vor.

"Dann war es ein Spiel, das maßgeschneidert für Bosnien war. Sie haben mit Mann und Maus verteidigt, sehr gegnerorientiert gespielt. Deshalb war es schwierig für uns, zu Torchancen zu kommen", konstatiert Rangnick.

Böse Erinnerungen an den Sommer 2024

"Das hat ein paar Flashbacks vom Türkei-Spiel gegeben."

Patrick Wimmer

Ein wenig werden Erinnerungen an den Sommer 2024 wach, als Österreich einen ähnlichen Spielverlauf im EM-Achtelfinale gegen die Türkei erwischte.

"Das hat ein paar Flashbacks vom Türkei-Spiel gegeben", erinnert sich Patrick Wimmer.

Unverständnis für VAR-Eingriff

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Laimer war über Pinheiros Entscheidung relativ fassungslos
Foto: ©GETTY

Unmittelbar vor der Pause die vermeintliche Erlösung: Konrad Laimer erzielt nach einem schönen, von ihm selbst eingeleiteten Spielzug das 1:1.

Das Problem dabei? Der Bayern-Legionär soll beim Ballgewinn laut VAR womöglich Amar Memic gefoult haben. 22 Spiel-Sekunden vergingen zwischen dem vermeintlichen Foul und dem Einschlag im Tor.

Hauptschiedsrichter Joao Pinheiro, der eigentlich gute Sicht auf die Situation hatte und diese sofort wegwinkte, wird zum Monitor gebeten und erkennt den Treffer tatsächlich ab. Entsetzen bei den ÖFB-Kickern - auch noch nach dem Spiel.

"Keine Ahnung, warum bei so einer Aktion 20 Sekunden vorher, gefühlt 100 Meter weg vom Tor, vom VAR eingegriffen werden muss. Wie oft wird so ein Stoßer mal gemacht? Wir spielen immer noch Fußball. Ich habe mir gedacht: Nie im Leben kann man das zurücknehmen. Aber wenn er sich 18 Zeitlupen anschaut...", ist Laimer außer sich.

Rangnick jubelt schon gar nicht mehr

Teamchef Rangnick will sich zur Situation nicht direkt äußern, er erklärt nur: "Seit es den VAR gibt, habe ich mir abgewöhnt zu jubeln. Wenn du dich zu sehr freust und es wird dann doch wieder aberkannt... Beim Tor, das dann gezählt hat, war ich wahrscheinlich derjenige, der am wenigsten gejubelt hat, weil sich da auch jemand melden hätte können."

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Am Ende wurde gejubelt
Foto: ©GEPA

Bis besagter Treffer fiel, dauerte es aber fast noch eine gesamte Halbzeit lang. Österreich hatte zu diesem Zeitpunkt längst auf ein 4-1-3-2 umgestellt. "Wir haben alles an Offensivpower eingewechselt", erklärt Rangnick. Dennoch bleiben die zündenden Ideen aus.

"Dann läuft uns die Zeit davon, aber wir haben trotzdem an den Plan geglaubt, sind geduldig geblieben und am Ende belohnt worden", rekapituliert Lienhart.

"Den Faktor Zufall erzwungen"

Speziell vor der Hereinnahme vom letztendlichen Goldtorschützen Michael Gregoritsch versuchte das ÖFB-Team, den bosnischen Riegel mit vielen hohen Bällen zu knacken. Einzig der Abnehmer in der Mitte fehlte.

"Wir haben dann umgestellt, um den Faktor Zufall noch mehr zu erzwingen. So war es letztlich auch beim Tor, viele Hereingaben wurden vorher rausgeköpft. In dem Fall war es ein richtig guter Ball von Marcel Sabitzer, der hätte beim ersten Versuch (von Arnautovic, Anm.) schon reingehen können, aber am Ende war 'Gregerl' zur Stelle", freut sich Rangnick über einen schlussendlich aufgegangenen Matchplan.

"...dann hätten wir nicht so bibbern müssen"

Auch wie seine Mannschaft nach dem 1:1, als sie die Bosnier nicht mal mehr in die Nähe des rot-weiß-roten Strafraums kommen ließ, agierte, imponiert dem Teamchef.

"So hätte ich mir das in den letzten vier Minuten in Bukarest auch gewünscht, dann hätten wir heute nicht so bibbern müssen", spielt Rangnick auf die Last-Minute-Pleite in Rumänien vom Oktober an, die den gestrigen Dienstag erst überhaupt so spannend machte.

So darf Fußball-Österreich auf einen so aufregenden wie erinnerungswürdigen Abend mit endlich mal wieder einem rot-weiß-roten Happy End zurückblicken.

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