Endstand
2:0
1:0, 1:0
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Der große deutsche Katzenjammer

Keine Spur von Euphorie. Die Heim-EM steht vor der Tür und beim DFB-Team brennt der Hut. Völler fordert "deutsche Tugenden".

Der große deutsche Katzenjammer Foto: © getty

In 29 Wochen startet Deutschland in die Heim-EURO 2024.

Nach der 0:2-Niederlage in Wien gegen Österreich kann getrost behauptet werden: Das ist aus Sicht des Gastgebers keinen Tag zu früh. Denn es gibt noch jede Menge zu tun.

Mitte September ist Julian Nagelsmann angetreten, um die einst so stolze Fußballnation wieder in die Spur zu bringen. Und, naja, nach vier Partien unter seiner Ägide ist das nicht gelungen. Nur ein Sieg gegen die USA, danach ein Remis gegen Mexiko und zuletzt Niederlagen gegen die Türkei und Österreich.

"Das ist keine Blamage!"

Sportdirektor Rudi Völler tut da gleich mal etwas Naheliegendes, er redet den Gegner stark. "Das ist keine Demütigung oder Blamage. Österreich ist Gruppenerster geworden", glaubt er.

Woran es krankt, ist ihm klar: "Uns fehlen die deutschen Tugenden. Es fehlt mir ein bisschen, dass wir dem Gegner im richtigen Moment weh tun. So wie die Österreicher uns heute."

Zu genau dieser Erkenntnis kommt auch Mats Hummels: "Das Spiel hat sehr gut gezeigt, was uns fehlt – die klassischen deutschen Tugenden anzunehmen, in den Zweikämpfen dagegenzuhalten." Er erkennt an: "Österreich war haushoch überlegen."

Gesonnt und ausgeruht

Im reflexartigen Ruf nach deutschen Tugenden mag durchaus ein wahrer Kern liegen. Dass "die Österreicher mehr wollen", hat nicht nur Debütant Robert Andrich erkannt, das war für jeden im Stadion offensichtlich. Warum das so ist, darüber rätselt Deutschland.

"Es kann sein, dass wir uns nach den beiden Spielen gegen die USA und Mexiko ein bisschen gesonnt und ausgeruht haben", vermutet Völler. Andrich hingegen meint nach "zwei Kack-Spielen" der Deutschen: "Wir bekommen es noch nicht so hin, dass es auch mal ekliger wird, dass du deinen Nebenmann auch mal anscheißen musst, was nicht immer negativ ist. Das gehört dazu, da haben wir Bedarf."

Niclas Füllkrug hat eine Idee, wie es spielerisch wieder aufwärts gehen kann: "Wir müssen es schaffen, mehr Ballbesitz zu haben. Das ist unsere absolute Stärke. Zu verteidigen, ist nicht unsere Stärke." Nach acht Gegentoren in vier Partien unter Nagelsmann keine bahnbrechende Erkenntnis, aber immerhin.

"Das können wir uns nicht gefallen lassen"

Tatsache ist, die Euphorie in Deutschland vor dem Heimturnier ist aktuell ungefähr so groß wie am Matterhorn, wenn im November Skirennen angesetzt werden. Nur die EURO 2024 wird stattfinden. Und im Idealfall ohne großen Gegenwind der deutschen Fans ihrer Mannschaft gegenüber.

"Es wird uns nur gelingen, die Menschen wieder auf unsere Seite zu bringen, wenn wir die fünf Prozent, die wir vielleicht in den Klubs weniger machen, hier mehr machen. Wir müssen Dynamik und Emotion reinbringen, sonst können wir nicht bestehen", fordert Völler.

Denn nach der Niederlage in Wien gilt für ihn: "Die Art und Weise ist nicht schön, das können wir uns nicht gefallen lassen."

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