Das Element des hohen Pressings ist in der Spielanlage des ÖFB bekanntlich ein sehr wichtiges Thema. Den Innenverteidigern kommt dabei die Aufgabe zu, ballseitig sehr aggressiv hoch zu attackieren.
Häufig attackiert der Außenverteidiger den gegnerischen Außenverteidiger, wodurch der Innenverteidiger gefordert ist, dementsprechend Anschluss zu halten, eng am Mann und konsequent zu sein. An diesen Qualitäten mangelt es keinem Spieler aus dem angesprochenen Quartett.
Wöber allerdings sind die dreieinhalb Jahre in der Red-Bull-Schule anzumerken, er ist durch aktives und hohes Vordecken der beste Balleroberer der ÖFB-Innenverteidiger, hat hohes Verteidigen im Blut.
Danso wiederum ist dank seiner Physis ein wichtiger Faktor. Der Frankreich-Legionär ist der schnellste Innenverteidiger in Österreichs Kader. Dahinter kommt übrigens schon Wöber. Trauner hat die Maximalgeschwindigkeit betreffend so seine Schwächen.
Vor allem gegen Auftakt-Gegner Frankreich wird Speed in der letzten Reihe ein Thema sein, Österreichs Innenverteidiger werden in die Verlegenheit kommen, die Tiefe zu verteidigen.
Keine großen Unterschiede sind wiederum in der Box-Verteidigung festzustellen, alle vier Abwehrspieler agieren hier sehr konsequent, Trauner wie Danso in den Luftduellen eine Klasse für sich.
Vorneweg: Es ist vor allem in den EM-Duellen mit Frankreich und den Niederlanden zu erwarten, dass diese beiden Gegner versuchen werden, das Spiel zu machen, Österreich also wenig Ballbesitz hat. Umso wichtiger ist ein gutes und präzises Anspiel in die Tiefe.
In der Spieleröffnung ist Druckresistenz entscheidend. Und da kommt Wöber ins Spiel. Der Wiener ist der einzige Linksfuß unter den Innenverteidigern. Sollten zwei Rechtsfüße die Abwehr-Zentrale bilden, könnte das ein Nachteil sein, weil die meisten gegnerischen Mannschaften tendenziell nach außen leiten.
Im Spielaufbau wurde gegen Serbien ein Rezept gefunden, dass gegen die Schweiz in der ersten Hälfte nicht zum Einsatz gekommen ist: die dynamische Dreierkette.
Dabei lässt sich ein Sechser, vornehmlich Nicolas Seiwald, zwischen die Innenverteidiger fallen, diese positionieren sich breiter um gegebenfalls eine 3:2-Überzahl zu erzeugen. Das ist vor allem gegen Teams mit zwei Stürmern ein Rezept.
Durch diese Überzahl ist es einfacher, die erste Pressinglinie des Gegners zu überspielen oder zu überlaufen, was Wöber gut kann. Dadurch entsteht wiederum eine Überzahlsituation im zentralen Mittelfeld, die den Gegner zur nächsten Reaktion zwingt. Danso indes spielt extrem präzise Bälle in die Tiefe.
Die Möglichkeit, so ins Mittelfeld vorzudringen und von dort aus dann verschiedene Passoptionen zu haben, um die Tiefe anspielen zu können, zeichnet das ÖFB-Spiel aus.
In der Grafik ist dargestellt, wie eine dynamische Dreierkette gegen die Schweiz funktioniert hätte.
Wöber blau, Seiwald grün, Danso gelb
Im Spiel gegen den Ball sind Wöbers Red-Bull-Prägung und Dansos Speed klare Pluspunkte. Im Spiel mit dem Ball gewinnt das ÖFB-Spiel durch einen Linksfuß auf der linken Innenverteidiger-Position an Sicherheit und Variabilität, zumal sich Wöber mit seiner Klasse beim Andribbeln und Danso mit seinen Passqualitäten gut ergänzen.