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LAOLA1-Analyse: Die aktuelle ÖFB-Hackordnung

Wer ist Stammkraft? Wer Anwärter? Wer zittert um Kaderplatz? LAOLA1-Analyse:

Personell gesehen befindet sich das ÖFB-Nationalteam in einer der schwierigsten Phasen der jüngeren Vergangenheit.

Corona- und verletzungsbedingte Probleme zwingen Teamchef Franco Foda derzeit zum Improvisieren, auch beim Nations-League-Match in Nordirland (So., 20:45 Uhr im LIVE-Ticker) fehlen diverse Kräfte, die normal ausgezeichnete Einsatzchancen hätten.

Kein Nachteil ohne Vorteil: Das Fehlen etablierter Akteure bietet anderen ÖFB-Teamspielern die Chance, ihre Position in der Hackordnung zu verbessern - sei es im Kampf um ein Stammleiberl oder im Fight, überhaupt dem Kader anzugehören.

Schließlich steht eine Teilnahme an einer EURO auf dem Spiel. Und das für viele Kandidaten.

Denn eines lässt sich definitiv behaupten: Der Pool an potenziellen Nationalspielern, denen man auch eine qualitative Bereicherung des Aufgebots zutrauen würde, ist groß wie lange nicht. Alleine in diesem Herbst zeigten Rookies wie Christoph Baumgartner, Adrian Grbic oder Marco Friedl mit ihren Debüt auf.

Die LAOLA1-Analyse der aktuellen personellen Lage der Nationalmannschaft:

STAMMKRÄFTE:

Wenn diese Führungskräfte zur Verfügung stehen, spielen sie im Normalfall auch - ein Umstand, über den man nicht lange nachdenken muss. Das Problem in der jüngeren Vergangenheit beziehungsweise in der Gegenwart: Immer wieder muss der eine oder andere ÖFB-Star w.o. geben.

Name Länderspiele ÖFB-Einsätze seit Anfang 2019
Stefan Lainer 21 9
Martin Hinteregger 48 11
David Alaba 72 5
Julian Baumgartlinger 77 11
Valentino Lazaro 28 9
Marcel Sabitzer 44 11
Marko Arnautovic 85 8

Die LAOLA1-Analyse: Stefan Lainer als Rechtsverteidiger und Martin Hinteregger als Linksfuß in der Innenverteidigung haben sich auf ihren Positionen im Prinzip den Status "konkurrenzlos" erspielt. Ernsthaft gechallenged werden sie intern momentan nicht. Dass David Alaba und Marko Arnautovic unumstrittenes Startelf-Material darstellen, muss man nicht länger erläutern. Trotzdem braucht es immer wieder Alternativen. Der Bayern-Star verpasste seit Anfang 2019 acht von 13 Länderspielen.

Arnautovic wiederum ist normal immer mit dabei und ließ als "ÖFB-Marathon-Mann" von September 2011 bis September 2019 gerade einmal vier Länderspiele aus. Von den jüngsten sechs ÖFB-Matches versäumte er indes deren fünf - auch in Nordirland und Rumänien steht er bekanntlich nicht zur Verfügung. Es musste schon eine Pandemie in Kombination mit seinem China-Engagement her, um "Arnie" im Nationalteam - vorübergehend - zu stoppen. Früher oder später braucht man allerdings ohnehin Alternativen zum 31-Jährigen. Aktuell bietet sich einigen Stürmern die Gelegenheit, sich zu emanzipieren.

Julian Baumgartlinger ist Kapitän und genießt als solcher das Vertrauen Fodas. Bislang gibt es auch keine Anzeichen, dass der Routinier trotz starker Konkurrenz ernsthaft um seinen Stammplatz zittern muss. Selbigen hat sich auch Marcel Sabitzer inzwischen zweifelsohne erarbeitet, 2019 gelang sein längst überfälliger ÖFB-Durchbruch.

Lazaro wiederum stand, wenn anwesend und fit, in der Foda-Ära nur zwei Mal nicht in der Anfangsformation - 2017 beim Test gegen Uruguay und 2018 beim Test gegen Schweden, beide Male wurde er eingewechselt. Die Bank drückte er nur vergangenen November, als nach den Feierlichkeiten zur gelungenen EURO-Qualifikation in Lettland die B-Elf spielte. Derzeit laboriert der Gladbach-Legionär an einem Muskelbündelriss. Stand jetzt hat der Steirer jedoch gute Karten, nach seinem Comeback auch in die Startelf zurückzukehren.

ERWEITERTER STAMM:

Steht einer der folgenden Herren in der Startelf, wäre dies nach derzeitigem Stand alles, nur keine Überraschung. Kombiniert man dieses Sextett mit den sieben Akteuren in der Kategorie "Stammspieler", kommt man jedoch auf 13 Feldspieler. Soll heißen: Stünden Österreich einmal tatsächlich alle verfügbaren Kräfte zur Verfügung, müssten zumindest drei dieser Spieler die Ersatzbank drücken. Die folgenden Herren sind auch klare Stammelf-Kandidaten - aktuell jeweils mit kleiner Einschränkung:

Name Länderspiele ÖFB-Einsätze seit Anfang 2019
Aleksandar Dragovic 82 12
Stefan Posch 8 8
Andreas Ulmer 19 10
Konrad Laimer 7 7
Xaver Schlager 13 5
Christoph Baumgartner 3 3

Die LAOLA1-Analyse: Die Einschränkung bei Aleksandar Dragovic und Stefan Posch liegt mit dem gegenseitigen Konkurrenzkampf auf der Hand. Spielt das ÖFB-Team mit Viererkette, ist in der Innenverteidigung nur ein Platz an der Seite von Hinteregger, der zuletzt ein wenig Politik für Dragovic machte, frei.

Fakt ist: Kein anderer ÖFB-Kicker absolvierte seit Anfang 2019 mehr Länderspiele als Dragovic - in zwölf von 13 Partien stand der Leverkusen-Legionär auf dem Feld. Dies unterstreicht, dass "Drago" eigentlich immer zur Verfügung steht. Der letzte ÖFB-Lehrgang, den der Wiener versäumte, war der Abschieds-Lehrgang von Didi Constantini im September 2011. Unter Marcel Koller und Foda war er stets dabei.

Eine Einreihung des 82-fachen Teamspielers in die Kategorie Stammspieler verhindert aktuell das interne Duell mit Posch. Dass der Hoffenheim-Legionär beim Nations-League-Auftakt in Norwegen und gegen Rumänien den Vorzug vor Dragovic bekam, deutet darauf hin, dass er in Fodas Hackordnung momentan vorne liegt. Dass Dragovic in Leverkusen nicht konstant Einsatzzeit bekommt, hilft nur bedingt.

Ulmer ist ein Härtefall. Seit dem Gastspiel in Israel im März 2019 spielte der Routinier bis auf die B-Elf-Partie in Lettland immer durch. Diesen Lehrgang versäumt der Linksverteidiger jedoch, da Salzburg keine Spieler abstellte. Dies könnte sich als ungünstiges Timing erweisen. Da sich Christoph Baumgartner seit seinem Debüt im September extremst aufdrängt, könnte David Alaba auf der linken Seite eine Etappe nach hinten rücken.

Apropos Baumgartner: Ihn in dieser Kategorie zu nominieren, erscheint nicht verfrüht. Spielt der Hoffenheim-Legionär sein Potenzial aus, sollte er schon bald nicht mehr aus der Stammelf wegzudenken sein. Ähnliches gilt für Xaver Schlager und Konrad Laimer, bei denen es eher verletzungstechnische Gründe hat, dass sie noch nicht als unumstrittene Stammspieler angeführt werden können. Sind sie mit von der Partie, haben sie jedoch sehr gute Chancen, von Beginn an zu spielen.

KAMPF UM PLATZ IN STARTELF:

Um ihre Nominierung ins Aufgebot müssen sich folgende Kadermitglieder unter normalen Umständen derzeit weniger Sorgen machen. Eine Nominierung in die Startelf wäre, sofern alle zur Verfügung stünden, indessen schon fraglicher.

Name Länderspiele ÖFB-Einsätze seit Anfang 2019
Alexander Schlager 3 3
Cican Stankovic 4 4
Pavao Pervan 2 2
Stefan Ilsanker 44 10
Florian Grillitsch 18 5
Alessandro Schöpf 23 1
Karim Onisiwo 9 7
Michael Gregoritsch 20 9

Die LAOLA1-Analyse: Der Vorteil der aktuellen Situation? Steht man zur Verfügung, kann man mit guten Leistungen teamintern Meter machen. So war Pavao Pervan vor dem Lehrgang noch die Nummer drei. In Abwesenheit von Alexander Schlager und Cican Stankovic könnte der Wolfsburg-Legionär seine Position im Kampf ums Einserleiberl verbessern, wenn er in Nordirland und Rumänien entspricht. Aktuell ist die Situation in besagtem Fight derart unübersichtlich, dass alle drei Kandidaten erst in dieser Kategorie auftauchen.

Ilsanker sammelt weiter fleißig Länderspiele. Jeder kennt seinen Wert im Kader. Aber wäre er auch gesetzt, wenn Foda die Qual der Wahl hätte? Dies ist zumindest fraglich, dafür kommt er zu oft von der Bank. Florian Grillitsch tritt im beinharten Konkurrenzkampf im zentralen Mittelfeld auf der Stelle, er bräuchte eine Statement-Leistung als Befreiungsschlag.

Alessandro Schöpf verpasste die letzten zwei ÖFB-Jahre und muss sich erst wieder in eine bessere Position kämpfen - gegen Griechenland konnte er sich nur bedingt empfehlen. Karim Onisiwo spielte zuletzt vermehrt und hat sich als Backup am Flügel etabliert.

Bei Michael Gregoritsch geht der persönliche ÖFB-Trend endlich in die richtige Richtung. Aktuell steht er als Arnautovic-Ersatz in der Pole Position. Mit Adrian Grbic und Sasa Kalajdzic gibt es jedoch spannende neue Konkurrenz.

KAMPF UM PLATZ IM KADER:

21 ÖFB-Kicker finden sich auf die oberen drei Kategorien verteilt. Dies heißt, in einem virtuellen 23-Mann-Aufgebot stünden für alle verbliebenen Kandidaten noch zwei Plätze zur Verfügung. Es folgen Spieler mit mehr oder weniger ÖFB-Erfahrung, die auch mehr oder weniger nah am Nationalteam dran sind. Einen Platz im Kader haben oder hatten sie jedoch alle in jüngerer Vergangenheit.

Name Länderspiele ÖFB-Einsätze seit Anfang 2019
Heinz Lindner 28 4
Jörg Siebenhandl 2 -
Christopher Trimmel 8 5
Philipp Lienhart 1 -
Marco Friedl 1 1
Gernot Trauner 1 -
Maximilian Wöber 6 3
Maximilian Ullmann - -
Raphael Holzhauser 1 1
Reinhold Ranftl 1 1
Florian Kainz 16 3
Louis Schaub 15 4
Peter Zulj 10 1
Adrian Grbic 3 3
Sasa Kalajdzic - -
Christoph Monschein 1 1

Die LAOLA1-Analyse: Von früheren Stammkräften (Heinz Lindner, Peter Zulj), die zuletzt ein wenig an Terrain verloren haben, bis hin zu Newcomern, deren ÖFB-Pfeil nach oben zeigt (Adrian Grbic, Sasa Kalajdzic), die sich aber noch nachhaltiger bewähren müssen, finden sich zahlreiche Akteure in dieser Liste.

Für diese Kandidaten wird vor allem im Hinblick auf die EURO viel davon abhängen, in welcher Vereins-Form sie sich in dieser Saison präsentieren, und wie sich die Konkurrenz-Situation auf ihrer Position entwickelt - beispielsweise durch Verletzungen. Stünde etwa Lainer nicht zur Verfügung, steigen die Aktien von Christopher Trimmel erheblich.

Härtefälle sind jedenfalls vorprogrammiert: Philipp Lienhart etwa war zuletzt über geraume Zeit Kadermitglied, einen Einsatz gönnte ihm Foda noch nicht. Mit Maximilian Wöber oder Marco Friedl, der gegen Griechenland debütierte, drängen sich jedoch auch andere junge Verteidiger auf.

Florian Kainz und Louis Schaub dürfen sich nun schon länger Nationalspieler nennen, so richtig aufdrängen konnten sie sich in letzter Zeit nicht, während ein Akteur wie Raphael Holzhauser seine Karten bei seinem Debüt zumindest nicht verschlechtert hat.

Spannend wird auch, wie es so manchem Bundesliga-Akteur ergeht. Mit Spielern wie Gernot Trauner, Reinhold Ranftl oder Maximilian Ullmann sind auch einige Nicht-Salzburger derzeit im Nationalteam-Dunstkreis. Eine starke Europa-League-Gruppenphase beim jeweiligen Verein würde das internationale Standing erhöhen. Eine Chance, die sich Christoph Monschein bei der Austria bekanntlich nicht bietet. Hier helfen nur Tore, Tore, Tore in der Bundesliga.

IM BLICKFELD:

Die LAOLA1-Analyse: Ein Blick auf die Abrufliste ist im Rahmen von Kaderbekanntgaben durchaus spannend. Hier lässt sich ableiten, wen Foda so alles auf dem Zettel hat. Auch einige der bereits genannten Herren sind Stammgäste auf besagter Liste, wenn sie es nicht auf Anhieb ins Aufgebot schaffen.

Auch folgende Spieler konnte man zuletzt dort entdecken:

Martin Fraisl (Sandhausen), Dejan Stojanovic (Middlesbrough), Albert Vallci (Salzburg), Philipp Wiesinger (LASK), Husein Balic (LASK), Yusuf Demir (Rapid), Mathias Honsak (Darmstadt), Stefan Hierländer (Sturm), Thomas Murg (PAOK), Stefan Schwab (PAOK), Patrick Wimmer (Austria), Hannes Wolf (Borussia Mönchengladbach), Romano Schmid (Werder) Marko Raguz (LASK).

Dies ist insofern erwähnenswert, da sich mit vor allem mit Wolf und Schmid hochveranlagte Spieler darauf befinden, von denen man schon länger hofft, dass sie sich zu A-Team-Spielern entwickeln. Demir gilt ohnehin als Ausnahmetalent - gut, wenn man ihm frühzeitig die richtigen Signale sendet. Dass Foda Wimmer im Auge hat, sollte ein Mutmacher für den Youngster sein. Bei Raguz könnte eine Nominierung nur eine Frage der Zeit sein.

Hier hat Foda einige Nationalspieler der Zukunft in der Hinterhand. Man darf gespannt sein, wie schnell sie sich entwickeln.

Bei der Blickfeld-Gruppe wird die baldige Beförderung hauptsächlich von den jeweiligen Vereins-Leistungen abhängen. Und hier gilt es auch auf den einen oder anderen Routinier, nicht zu vergessen.

So spielte Sebastian Prödl in den vergangenen eineinhalb Jahren verletzungsbedingt im ÖFB-Team keine Rolle. Aber sollte sich der 73-fache Nationalspieler, der sich durch das Tal der Tränen kämpfte und wieder einsatzbereit ist, bei Udinese eine gute Serie-A-Saison spielen, wird er für seinen einstigen Förderer Foda nicht zuletzt wegen seiner Länderspiel-Erfahrung zum Thema werden.

Die "One-Match-Wonder" des ÖFB-Teams:

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