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Vienna-Coach Zellhofer: Feuer in den Augen

Vienna-Coach: Aufwachsen am Fußballplatz, Visionen mit dem Traditionsverein.

Vienna-Coach Zellhofer: Feuer in den Augen Foto: © GEPA

"Bei der Vienna steht zwar vierte Liga drauf, aber es ist viel, viel mehr drinnen", weiß Christian Ilzer.

Eine Einschätzung des Trainers von Sturm Graz vor dem direkten Duell mit dem Underdog im Viertelfinale des ÖFB-Cups (Freitag, 20:30 Uhr im LIVE-Ticker), die man so stehen lassen kann.

So setzt die Vienna etwa seit dieser Saison auf einen erst 26-jährigen Trainer - Alexander Zellhofer, den Sohn von SKN-Sportchef Georg Zellhofer und Bruder von ORF-Sportreporterin Alina Zellhofer.

Im LAOLA1-Interview erzählt er vom Aufwachsen in den Kabinen der österreichischen Fußball-Stadien und dem Vorteil der journalistischen Sicht in der eigenen Familie.

Vor allem berichtet Zellhofer jedoch vom Status quo und den großen Visionen beim ältesten Fußball-Verein Österreichs, der einen neuen und durchaus aussichtsreichen Anlauf auf die Rückkehr ins Profigeschäft nimmt.

Pflichtspiele bestritt man seit Ende Oktober nur im Cup. Warum dies jedoch "nur" Belohnungsspiele sind und man trotzdem bis 22. Dezember trainierte und seit 4. Jänner wieder auf dem Platz steht:

LAOLA1: Wie dankbar oder undankbar ist das Los Sturm Graz?

Alexander Zellhofer: Darüber mache ich mir keine Gedanken. Für uns ist es eine super Sache, dass wir überhaupt so weit gekommen sind. Die Vienna-Fans lechzen ja nach solchen Spielen wie gegen Sturm. Das hat man schon an der Resonanz der bisherigen Cup-Partien gemerkt. Alle in der Mannschaft sind richtig heiß auf dieses Spiel.

LAOLA1: Unter welches Motto würdest du es stellen – Spiel des Jahres?

Zellhofer: Es ist eine coole Sache, aber ich würde nicht sagen, dass es das Spiel des Jahres ist. Es ist ein Belohnungsspiel, das wir uns richtig hart erarbeitet haben. Wenn wir das entscheidende Meisterschaftsspiel gewinnen und in die Regionalliga Ost aufsteigen – das wäre unser Spiel des Jahres (grinst).

Zellhofer führte die Vienna ins Cup-Viertelfinale
Foto: © GEPA

LAOLA1: Sturm ist im Meisterschaftsrhythmus. Die Vienna hat seit Ende Oktober mit dem Cup-Achtelfinale Ende November gegen Altach nur ein Pflichtspiel bestritten. Seither bestreitet ihr Testspiele. Wie herausfordernd ist das?

Zellhofer: Es ist natürlich herausfordernd. Gegen Altach war es eine ähnliche Situation. Damals haben wir vier Wochen nur trainiert, weil wir keine Genehmigung für Testspiele hatten. Diesbezüglich ist man uns diesmal von Seiten des Sportministeriums wirklich entgegengekommen. Mit dem 1:1 gegen Liefering, der Partie gegen Rapid II (4:7) und dem Spiel gegen Blau-Weiß Linz (6:1) haben wir drei Testspiele absolviert. Für uns ist es natürlich super, gegen solch starke Gegner testen zu können. Es ist kein Vorteil - wie man in der Vergangenheit gesehen hat, muss es aber auch kein Nachteil sein, dass wir keinen Meisterschaftsbetrieb haben. Wir werden sicher top vorbereitet sein.

LAOAL1: Ein 6:1 gegen Blau-Weiß Linz ist vom Resultat her natürlich beeindruckend. Was sagt das über deine Mannschaft aus?

Zellhofer: Man darf Testspiele auch nicht überbewerten, aber wir sind sicher – das hat der Herbst gezeigt – eine richtig gute Mannschaft, die hart arbeitet und sich von Tag zu Tag weiterentwickelt. Wir haben eine klare Vision: Wir wollen unbedingt dieses Jahr den Aufstieg schaffen. Das ist unser primäres Ziel. Die Cup-Spiele sind, wie gesagt, Belohnungsspiele, in denen wir uns bisher auch jedes Mal belohnt haben.

LAOLA1: Dass diverse Spieler im Kader stehen, denen das Profigeschäft nicht fremd ist, ist bestimmt kein Nachteil.

Zellhofer: Das nicht, wobei es nicht darum geht, ob es dem einen oder anderen fremd ist oder wieder andere schon routinierter sind. Man sieht einfach, dass der Kader sehr ausgewogen ist, wir wirklich einen qualitativ sehr hochwertigen Kader haben und auch unsere jungen Spieler einen richtig guten Schritt gemacht haben. Sie haben viel gelernt, etwa durch die Cup-Spiele gegen Marchfeld, Vorwärts Steyr und Altach. Man kann Runde für Runde etwas mitnehmen – es sind die Schiedsrichter aus höheren Ligen, die Gegner sind anders eingestellt. Und genau dieses Lernen ist das Wichtigste für die jungen Spieler.

"Wir wollen so schnell wie möglich zurück in den Profi-Fußball."

Alexander Zellhofer

LAOLA1: Du hast den Aufstieg in dieser Saison schon als Ziel genannt. Wo und wie schnell soll es für die Vienna generell hingehen?

Zellhofer: Wir wollen so schnell wie möglich zurück in den Profi-Fußball. Dieses Ziel hat sich die Vereinsspitze gesetzt. Mit der Uniqa steht ein richtig starker Partner dahinter. Mit Roland Schmid und der IMMOunited haben wir noch einmal einen richtig guten strategischen Partner dazubekommen, der uns hilft, die nächsten Schritte zu setzen. Kurzfristig ist das erste Ziel ganz klar der Aufstieg in die Regionalliga und dort eine gute Rolle zu spielen. Wir haben den Kader so zusammengestellt, dass wir in dieser Liga sicher auch bestehen könnten. Das Wichtige ist, dass man die nächsten Schritte setzt und die Zukunft plant, ohne dass man jedes Jahr einen Riesen-Schnitt machen muss, wie wir ihn im Sommer gemacht haben.

LAOLA1: LAOLA1 steht für #ligazwa. Wann dürfen wir mit euch rechnen?

Zellhofer: Es wäre super, wenn wir so schnell wie möglich dorthin kommen. Wir versuchen natürlich auch rundherum, die Voraussetzungen dafür zu schaffen. Jetzt zählt, dass diese fünf Spiele noch gespielt werden, damit die Meisterschaft gewertet wird und wir so schnell wie möglich in die Regionalliga kommen.

LAOLA1: Inwiefern spricht deine Bestellung dafür, dass die Vienna auf Kontinuität setzt und längerfristig denkt?

Zellhofer: Ich würde das gar nicht so an meiner Person festmachen. Man sieht einfach an der Altersstruktur des Kaders und an den handelnden Personen rundherum, dass kontinuierliches Handeln im Vordergrund steht. Ich sage jedoch auch immer: "Kontinuierliche Arbeit" sagt sich leicht, wir kennen uns aber aus im Fußball. Wenn man zwei Spiele nicht gewinnt, ist im Tagesgeschäft Fußball oft vieles schnell über den Haufen geworfen. Damit muss man umgehen. Der Verein arbeitet professionell – vom Platzwart bis zum Präsident zieht wirklich jeder mit. Auch in dieser Phase arbeitet jeder jeden Tag richtig hart. Das sieht man dann darin, wie die Mannschaft am Platz auftritt. Wir treten als Team auf und wollen gemeinsam Erfolg haben. Das hat nicht nur mit meiner Person zu tun, im Gegenteil. Es ist der gesamte Verein, der momentan auf einem richtig guten Weg ist.

LAOLA1: Ein Verein, der sich bei deiner Bestellung etwas gedacht hat. Wofür stehst du als Trainer?

Zellhofer: Wir wollen einen offensiven, attraktiven, aggressiven Fußball spielen und uns nicht verstecken. Es ist ganz wichtig, dass man überzeugt von dem ist, was man macht, einen klare Linie und einen klaren Plan hat und versucht, das zu 100 Prozent umzusetzen. In der Liga ist uns das sehr eindrucksvoll gelungen. Auch im Cup hat man gesehen, dass wir vermeintlich größeren Gegnern zwar Respekt und Wertschätzung entgegengebracht, aber unser Ding trotzdem durchgezogen haben – von der ersten bis zur letzten Minute. Mir ist wichtig, dass die Jungs als Einheit auftreten, an das erfolgreiche Zusammenarbeiten glauben und aufopferungsvoll in jeder Minute dafür kämpfen – im Training genauso wie in den Spielen. Wir haben bis zum 22. Dezember durchtrainiert und nach kurzer Pause am 4. Jänner wieder mit dem Training begonnen. Daran sieht man, dass sich keiner schont, und das fordere ich auch jeden Tag und in jeder Einheit von den Jungs ein.

"Ich bin mehr oder weniger auf dem Fußballplatz und in den Kabinen der österreichischen Fußball-Stadien aufgewachsen. Ich habe alle schönen und weniger schönen Facetten, die zum Fußball dazugehören, tagtäglich miterleben können."

Alexander Zellhofer

LAOLA1: Wann hast du das Trainer-Gen in dir entdeckt? Liegt das an deinem Vater oder hat es mit ihm gar nicht mal so viel zu tun?

Zellhofer: Natürlich hat es mit meinem Vater zu tun. Ich bin mehr oder weniger auf dem Fußballplatz und in den Kabinen der österreichischen Fußball-Stadien aufgewachsen. Ich habe alle schönen und weniger schönen Facetten, die zum Fußball dazugehören, tagtäglich miterleben können. Ich habe – auch wenn ich noch relativ jung bin – schon viel gesehen in diesem Bereich. Der Trainer-Job ist für mich einfach die Möglichkeit, trotz meiner Verletzungen mit dem Sport verbunden zu bleiben. Irgendwann hat man gesehen, dass es sich mit dem Profi-Fußball nicht ausgeht, weil der Körper dazu nicht mehr in der Lage ist.

LAOLA1: Dann hast du dir im Nachwuchs erste Sporen verdient.

Zellhofer: Mir hat die Begeisterung der Kleinen, dieses Strahlen in den Augen, wenn ein Achtjähriger kickt, getaugt. Dieses Feuer in den Augen fasziniert mich. Das war bei mir als kleines Kind auch so, wenn ich am Fußballplatz gewesen bin. Wenn das jetzt im Erwachsenenbereich so auf die Spieler umgemünzt werden kann, wenn man das Feuer in einer Mannschaft sieht, macht das Spaß. Das war eigentlich mehr oder weniger der Grund, warum ich diese Schiene eingeschlagen habe. Dass es in kurzer Zeit in so eine Richtung geht, konnte man vorher nicht wissen. Das war auch so nicht geplant.

LAOLA1: Als dein Vater Trainer bei Pasching, Rapid und Austria war, warst du in den frühen Teenager-Jahren. Warst du da selbst mit strahlenden Augen in der Kabine oder beim Training dabei?

Zellhofer: Schon als kleiner Knirps bin ich in Pasching immer mit dem Papa mitgefahren, habe nebenbei am Platz gekickt oder gefühlt zehn Mal in einer Minute an die Wand geschossen. Ich habe immer geschaut, was die Profis machen und versucht, das nachzumachen. Man hat halt den Profi-Alltag miterlebt. Da waren viele sehr schöne Sachen dabei und ein paar weniger schöne. Man nimmt jedenfalls irrsinnig viel mit. Es gibt nichts Schöneres, als wenn du den Spaß, den du mit deinem Hobby hast, zum Beruf machen kannst und die Chance hast, das bei so einem Traditionsverein in die Tat umzusetzen.

Mario Konrad spielte bei Rapid unter "Papa" Zellhofer
Foto: © GEPA

LAOAL1: Diese Chance hat dir der Sportliche Leiter Markus Katzer gegeben. Hast du ihm früher als Teenager im Rapid-Training Anweisungen gegeben…?

Zellhofer (lacht): Nein, aber ich habe ihm damals schon genau auf die Füße geschaut, was er macht. Am Anfang war es eh recht witzig, denn Markus oder Peter Hlinka waren alles Spieler, wo ich früher draußen neben der Outlinie gesessen bin, ihnen beim Training zugeschaut und sie bewundert habe. Mario Konrad war ebenfalls Spieler bei meinem Vater, auch Jiri Lenko zu Pasching-Zeiten. Wenn man dann diese Spieler am Platz wieder trifft, sind schon ein paar witzige Anekdoten dabei.

LAOLA1: Wo soll dich deine Reise als Trainer hinführen?

Zellhofer: Ich muss ehrlich sagen, ich habe mir darüber noch nie so richtig Gedanken gemacht, weil dafür noch keine Zeit gewesen ist. Als ich vor zweieinhalb Jahren zur Vienna gekommen bin, war ich dankbar, dass ich bei so einem Verein arbeiten darf. Ich war als Sportlicher Leiter für den Nachwuchs zuständig und habe als U18- und U23-Trainer die ältesten Nachwuchsspieler am Sprung zur ersten Mannschaft begleitet. Das war eine super Sache. Ich war dankbar für die Chance und hatte eigentlich nicht geplant, in so kurzer Zeit die Kampfmannschaft zu übernehmen.

"Das ist unter Geschwisterliebe abzuhaken, weil man sich natürlich gegenseitig ein bisschen aufzieht oder nach einem Interview schon mal der eine oder andere Spruch kommt."

Alexander Zellhofer über Schwester Alina

LAOLA1: Der Verein hatte andere Pläne.

Zellhofer: Markus hat die Situation mit mir besprochen. Es hat dann ein, zwei Gespräche mit dem Präsidium gegeben. Mir hat imponiert, dass alle hinter diesem klaren Plan stehen und gemeinsam versuchen, etwas neu aufzusetzen. Vor zweieinhalb Jahren, als ich gekommen bin, war der Verein nach dem Zwangsabstieg am Tiefpunkt. Inzwischen ist etwas gewachsen. Ich bin überzeugt, dass uns jetzt der Aufstieg in die Regionalliga gelingt.

LAOLA1: Du kommst nicht nur aus einer Fußball-, sondern auch aus einer Medien-Familie. Dass du von Sportjournalisten gerne auf deine Schwester, unsere Kollegin Alina Zellhofer, angesprochen wirst, ist bestimmt kein Neuland für dich. In der "Krone" hast du einmal gemeint, dass sie auch zu Hause kritische Fragen stellen würde. Kannst du uns eine verraten?

Zellhofer (lacht): Das war mehr als Spaß gemeint, weil ich gefragt wurde, wie sie Fragen stellt. Ich habe dann gesagt, die kritischen Fragen stellt sie mir zu Hause auch hin und wieder. Das ist unter Geschwisterliebe abzuhaken, weil man sich natürlich gegenseitig ein bisschen aufzieht oder nach einem Interview schon mal der eine oder andere Spruch kommt. Wobei wir uns natürlich auch über die verschiedensten Sportereignisse austauschen. Sie ist ja sehr erfolgreich in ihrem Metier. Ich denke, es ist ein wichtiger Punkt, dass man da auch sehr viel mitnehmen kann über die andere Seite. Man sieht die journalistische Sicht und muss für die eine oder andere Frage auch mal Verständnis haben. Da kann man natürlich auch einiges lernen. Es erweitert den Horizont, wenn man einen Einblick bekommt, wie es bei anderen abläuft.

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