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Sturm-Goalie Okonkwo: From Zero to Hero

Die neue Grazer Nummer eins patzte im ÖFB-Cup-Viertelfinale gegen Salzburg zunächst arg und avancierte schließlich zu einem der Matchwinner.

Sturm-Goalie Okonkwo: From Zero to Hero Foto: © GEPA

Recht viel schlechter hätten die Vorzeichen für den SK Sturm Graz vor dem Elfmeterschießen im ÖFB-Cup-Viertelfinale gegen den FC Red Bull Salzburg eigentlich nicht sein können.

Die "Blackies" gingen in dieses nicht nur gegen eine Mozartstädter Mannschaft, die zuvor 27 Spiele in diesem Bewerb hintereinander gewinnen konnten, nein, sie taten das zudem mit einem englischen Goalie im Tor, der eben jenen Gegner überhaupt erst mit einem schweren Patzer wieder ins Spiel gebracht hatte.

Da das Stereotyp von der Elferschwäche britischer Schlussmänner aber freilich ohnehin Blödsinn ist und der Grazer Keeper an diesem Abend mit Ausnahme seines Patzers ein tolles Spiel hinlegte, wurde ausgerechnet jener Arthur Chukwuezugo Okonkwo zu einem der umjubelten Helden der "Blackies" an diesem regnerischen Abend in der Red Bull Arena (Spielbericht>>>).

Okonkwo gibt Fehler zu: "Hätte mich besser anstellen können"

Okonkwo, der beim Viertelfinal-Kracher zugleich sein Pflichtspiel-Debüt für die Grazer feierte, beschreibt seine erste persönliche Erfahrung mit dem österreichischen Fußball gegenüber LAOLA1 als "Achterbahnfahrt. Beim 1:1 hätte ich mich besser anstellen können. Ich wollte den Ball fangen, anstatt ihn zur Seite abzuwehren. Aber das gehört zu meinem Lernprozess. Ich habe mir gesagt, einfach weiterzumachen".

Tatsächlich ließ sich der erst 21-jährige Londoner, der bisher ausschließlich im englischen Jugendfußball bzw. zuletzt bei einem halbjährigen Leihspiel bei Crewe Alexandra in der vierten englischen Liga Erfahrung sammelte, von seinem Schnitzer nicht aus der Ruhe bringen.

Stattdessen rettete er die Grazer mit einem tollen Reflex gegen Maurits Kjaergaard zehn Minuten vor Ende der regulären Spielzeit in die Verlängerung; beim Elfmeterschießen tauchte der Däne schließlich erneut vor Okonkwo auf - und Letzterer blieb wieder der Sieger.

Nachdem Nicolas Capaldo den finalen Salzburger Versuch spielentscheidend in den Mozartstädter Mitternachtshimmel jagte, liefen alle Sturm-Kicker auf Okonkwo zu und feierten den Neuankömmling wie den König von Graz.

Ilzer: "Er hat es richtig gut gemacht"

Auch Sturm-Coach Christian Ilzer hat auf der Pressekonferenz nach der Partie (fast) nur schwärmende Worte für seine neue Nummer eins übrig:

"Das 1:1 muss er halten, darüber brauchen wir nicht reden. Der ist ihm durchgerutscht. Aber er hat dafür andere Dinger richtig gut gehalten. Er war sehr bei sich, hat mit Ruhe gespielt. Wenn du dein ersten Spiel in Österreich gegen Salzburg hast, kann es schnell gehen, dass du sofort unter Druck bist. Von dem her hat er es richtig gut gemacht."

Okonkwo agierte in der Red Bull Arena extrem souverän und abgeklärt. Bei hohen Bällen war der 1,98-Meter-Lulatsch, wie von Sturm-Sportdirektor Andreas Schicker erhofft, das erwartete Upgrade zu Jörg Siebenhandl, auch spielerisch konnte der beim FC Arsenal ausgebildete Goalie seine prognostizierten Stärken ausspielen.

Von den eigenen Fans beeindruckt

Trotz eines von Dauerregen aufgeschwämmten Rasens in Wals-Siezenheim scheute sich Okonkwo nicht davor, flache Pässe ins Grazer Aufbauspiel einzubauen - und brachte diese fast ausnahmslos an. Die Witterungsbedingungen in der Mozartstadt waren für den Engländer aufgrund seiner Herkunft allerdings ohnehin keine Hürde.

"Die Bedingungen waren rutschig, aber das ist kein Problem. Ich komme aus England, ich bin dieses Wetter gewohnt", lacht Okonkwo.

Noch nicht ganz gewohnt war der 21-Jährige den frenetischen Grazer Anhang. Trotz einer Verkaufssperre von Seiten der Salzburger konnten die mitgereisten Grazer Anhänger das Auswärtsmatch in der Red Bull Arena lautstärkentechnisch beinahe zu einem Heimspiel umgestalten.

"Die Fans waren unglaublich, sie haben das gesamte Spiel gesungen. Das sieht man nicht bei vielen Klubs. Das kann ein großer Faktor dabei sein, Spiele zu gewinnen", zieht Okonkwo den Hut.

Wie lange bleibt Okonkwo ein "Blacky"?

Schon jetzt zählt der sympathische Engländer zu einem Grazer Publikumsliebling. Wie lange er ein solcher bleiben wird, steht aktuell aber in den Sternen. Momentan ist der "Gunners"-Eigenbauspieler nämlich nur bis Saisonende und ohne Kaufoption vom FC Arsenal ausgeliehen.

Zwar wird über eine weitere Leihe über den Sommer hinaus bereits zwischen den beiden Klubs verhandelt, ob Okonkwo aber tatsächlich zumindest mittelfristig die Grazer Nummer eins geben wird, ist momentan noch offen.

Kann sich Okonkwo ein Engagement über den Sommer hinaus in der Steiermark vorstellen? "Ich bin mir momentan nicht sicher. Ich warte, bis die Saison vorbei ist, versuche mehr Spiele mit diesem Team zu gewinnen und dann sehen wir, was im Sommer passiert", so der 21-Jährige offen.

Eines ist nämlich auch klar: Langfristig sieht sich Okonkwo wieder als Torhüter auf der Insel. "Eines Tages möchte ich die Nummer eins von Arsenal werden. Das ist mein größtes Ziel, das ist noch immer mein Traum", erklärte der ehemalige englische Nachwuchsteamkicker erst kürzlich gegenüber "Goal.com".

Dass er in der Lage ist, große Spiele (mit-)zuentscheiden - und sei es "nur" in Österreich - hat Okonkwo zumindest schon einmal eindrucksvoll bewiesen.

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