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Rapids Selbstfaller im ÖFB-Cup: "Scheiß-Gefühl!"

Tiefschlag, Riesenenttäuschung, Ernüchterung - Rapids Neustart endete im Cup-Aus.

Rapids Selbstfaller im ÖFB-Cup: Foto: © GEPA

"Ein absoluter Selbstfaller, natürlich ist das enttäuschend!"

Ferdinand Feldhofer steht beim SK Rapid für den Neustart. Nach der Vorbereitung frohlockte der Steirer, doch gleich zu Beginn setzte es eine bittere 1:2-Heimpleite im ÖFB-Cup-Viertelfinale gegen den TSV Hartberg (Spielbericht >>>).

Damit ist sicher: Auch 27 Jahre nach dem letzten Cup-Titel landet die Trophäe nicht in Wien-Hütteldorf. Peter Guggi bleibt somit der letzte Rapidler, der Rapid zu einem Cup-Erfolg schoss.

Mit großen Ambitionen gestartet, ist die Ernüchterung groß. "Natürlich ist es ein Tiefschlag. Wir haben uns vorgenommen, hier weiterzukommen, deshalb ist es im Moment ein Scheiß-Gefühl. Das darf uns nicht mehr passieren, dass wir durch einen Fehler den Faden verlieren", war Marco Grüll, der zuvor noch die Auszeichnung "Rapidler des Jahres 2021" verliehen bekam, im "ORF" fuchsteufelswild.

Die wohl letzte Titel-Chance in diesem Jahr ist mit dem Neustart im ersten Spiel nach der Winterpause schon wieder dahin. Feldhofer meint bei der Pressekonferenz dazu: "Enttäuschung ja, aber ich habe wirklich nicht an den Titel gedacht. Ich denke wirklich immer nur von Spiel zu Spiel. Der Titel wäre wünschenswert gewesen, wir haben es uns erhofft. Wir haben den eingeschlagenen Weg auch fortgesetzt. Der Weg geht auch weiter - einen Titel werden wir voraussichtlich aber nicht mehr holen."

Dabei lief anfangs alles nach Plan. 4-4-2-Formation mit Raute - wie einstudiert. Allerdings durch die krankheitsbedingten Ausfälle von Taxi Fountas und Robert Ljubicic geschwächt. Intensiver Beginn mit viel Pressing, schnellen Sprints, guten Kombinationen und der Führung per Traumtor durch Christoph Knasmüllner (7.).

Doch dann passierte etwas, womit auch Feldhofer nicht gerechnet hätte.

"Komplett den Faden verloren"

Denn die Hütteldorfer nahmen sich die Butter selbst vom Brot. Ein einziger, aber weitreichender Fehler, sorgte dafür, dass Rapids Spiel komplett in sich zusammenbrach.

Im Mittelpunkt dabei stand Emanuel Aiwu. Vor der Abwehr aufgeboten holte sich der Youngster die Bälle hinten ab. Als letzter Mann verstoppte er sich jedoch, ein Pressball mit Jürgen Heil landete im eigenen Tor - ein Slapstick-Tor, das so nicht passieren darf.

"Wir haben uns einfach durch einen Fehler so verunsichern lassen, dass wir in dieser Phase des Spiels - bis zum Doppeltausch kurz nach der Halbzeit - komplett den Zugriff verloren, schlechte Entscheidungen getroffen haben, haben nicht mehr selbstbewusst agiert und der Mut hat gefehlt. Der Auslöser war das Gegentor nach einem Eigenfehler", analysierte Feldhofer sichtlich angeschlagen.

Auch Grüll meinte: "Das 1:1 hat uns aus dem Konzept gebracht. Bis dahin war es eine sehr gute Partie von uns, dann haben wir eigentlich komplett den Faden verloren."

Was Feldhofer schon überrascht hat

Eigentlich wirkte die Mannschaft gefestigt, die Vorbereitung verlief gut. Deshalb war der Trainer schon etwas irritiert, wie leicht die gute Einstellung und alle Vorsätze verloren gingen.

"Das hat mich schon ein bisschen überrascht. Ich dachte, wir sind weiter - das war nicht so. Aber wir müssen gestärkt da rauskommen." Denn prinzipiell ist Feldhofer der Meinung, dass man aus Niederlagen meist mehr lernen kann als aus Siegen.

"Grundsätzlich haben wir in dieser Phase so viele Eigenfehler gemacht, dass es für ein K.o.-Spiel, egal, gegen welchen Gegner, zu viel ist. Das muss man ganz klar festhalten. Ich weiß nicht, wen man damit schlagen kann", fasste der Ex-WAC- und -Lafnitz-Chefcoach zusammen.

Noch unverständlicher war dies deshalb, weil die ersten 24 Minuten bis zum Gegentor ganz klar Rapid gehörten. Der neue Spielstil und worauf Feldhofer Wert legt, war zu erahnen. Die Wiener überrannten die Hartberger, ehe Aiwus Fehler das Spiel kippen ließ.

"Vor dem Gegentor war ich sehr zufrieden, da haben wir alles auf den Platz gebracht, was wir uns vorgenommen haben. Wir waren viel in der gegnerischen Hälfte, waren intensiv, haben uns Chancen herausgespielt - da war der Gegner einmal flach über der Mittellinie."

"Da ist es sicher nicht am Willen gelegen"

Auch nach der Einwechslung von Barcelona-Rückkehrer Yusuf Demir und Stürmer-Neuzugang Ferdy Druijf kam Rapid wieder besser ins Spiel, jedoch fehlte die Durchschlagskraft. Außerdem agierte Hartberg mit der 2:1-Führung doch abwartender als noch zuvor.

"Mit dem Doppeltausch haben wir wieder gut ins Spiel gefunden, haben uns viele Torchancen erarbeitet, auch über Standards, aber oft haben Kleinigkeiten gefehlt. In Unterzahl - das ist dann auch noch dazu gekommen - haben wir die Sache gut gemacht. Da ist es sicher nicht am Willen gelegen."

Trotzdem habe man wirklich gesehen, was Rapid zukünftig vor hat. Laut Feldhofer habe man schon gezeigt, was sich die Wiener erarbeitet haben und umsetzen wollen. Allerdings sei in der letzten Woche viel passiert, kurzfristige Ausfälle hätten nicht nur Auswirkungen auf die Startelf, sondern den gesamten Kader gehabt. Zusätzlich musste Kapitän Max Hofmann früh in der Partie angeschlagen vom Platz. Das habe man nicht kompensieren können, in der entscheidenden Phase habe die Routine gefehlt.

Deshalb zittert sich Rapid nun in Richtung Bundesliga-Frühjahrsstart, der am Freitag mit dem Kracher gegen Spitzenreiter RB Salzburg vollzogen wird. Corona ist umtriebig und hat auch Rapid erwischt, nicht nur Spieler, sondern auch Trainer seien betroffen. "Ich hoffe, dass nicht mehrere Ausfälle dazukommen", meint Feldhofer in Bezug auf die Pandemie und angeschlagene Spieler, die gegen Hartberg raus mussten oder obwohl nicht zu hundert Prozenft fit spielen mussten.

Auf den Transfermarkt sollte dies trotzdem keine Auswirkungen haben, obwohl der Cheftrainer festhält: "So lange die Transferzeit läuft, kann in beide Richtungen was gehen." Nachsatz: "Man darf aber jetzt nicht den Fehler machen, alles zu verteufeln." Schließlich war es erst ein Match, allerdings ein ganz wichtiges. Somit tanzt Rapid in der Bundesliga und im Conference-League-Playoff nur mehr auf zwei statt drei Hochzeiten.


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