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Kommentar: Ein Derby als Auftrag

Das Warten hat ein Ende. Nach dem emotionalen Trubel rund um GAK gegen Sturm sind beide Vereine am Zug, daraus nachhaltig Sinnstiftendes entstehen zu lassen.

Kommentar: Ein Derby als Auftrag Foto: © GEPA

Endlich!

So oft gibt es sie dann auch wieder nicht. Fußball-Spiele, die im Vorfeld über Wochen ein großes Gesprächsthema sind.

Die emotionalisieren (manchmal zu viel), zu Diskussionen anregen oder in Erinnerungen schwelgen lassen.

Schon klar, die Rückkehr des Grazer Derbys GAK gegen SK Sturm Graz ist keine landesweite Angelegenheit, wenngleich anzunehmen ist, dass Fußball-Interessierte zumindest einen Seitenblick in Richtung Mur-Metropole werfen werden.

Dafür ist es ein umso intensiveres regionales Phänomen. Steirische Fußball-Fans werden bezeugen können, wie groß die Vorfreude in und rund um Graz ist.

Und ja, dieser Einwurf ist leider von Nöten: Es ist ganz klar die Vorfreude, die bei der überwiegenden Mehrheit der Anhänger in beiden Lagern dominiert, auch wenn es vereinzelte Dummheiten eher in die Medien schaffen.

Der größten Dummheit ist zumindest zu verdanken, dass die beiden Schweine Saskia und Egon vom Pferdegnadenhof Edelweiss in Wildon neue Paten haben. Auch schön.

Es muss schon ein Derby sein, damit es Meldungen wie diese an die Öffentlichkeit schaffen. Und es ist auch gut, wenn in den letzten Tagen und Wochen so ziemlich jede denkbare Derby-Geschichte erzählt wurde.

Von den Basics, dass Mario Haas vor 15 Jahren das bislang letzte Derby-Tor erzielt hat, wie dem Umstand, dass GAK-Kapitän Marco Perchtold beim bisher letzten Aufeinandertreffen bereits gespielt hat.

Von den vielen Kickern, die für beide Vereine aufgelaufen sind, bis zu den inzwischen 25 Years of Fame, die Roman Mählich für das erste Tor bei der Stadion-Eröffnung genießt (Die legendärsten Derbys).

Wer immer schon wissen wollte, wem steirische Charakter-Darsteller wie Paul Pizzera, Gregor Seberg und Michael Ostrowski die Daumen drücken, weiß es jetzt.

Zwei Podcast-Produktempfehlungen für Leute, die es ein wenig genauer wissen wollen: Die Kollegen von "blackfm" hatten ausnahmsweise einen Vertreter der roten Stadthälfte zu Gast, die Kollegen von "Die beste Liga der Welt" lassen in einer knackigen Zwei-Stunden-Diskussion mit den beiden Stadion-Sprechern Mathias Pascottini (GAK) und Thomas Seidl (Sturm) keine Derby-Wünsche offen.

Puristen, denen es nur um die 90 Minuten am Platz geht, hatten so gesehen wirklich keine leichte Zeit. Sie werden und müssen es verkraften.

Denn dieser ganze Trubel rund um ein Spiel erzählt im Prinzip zwei Geschichten – jene der Sehnsucht und jene des Auftrags, der aus dieser sehr zufällig zustande gekommenen ÖFB-Cup-Partie entsteht.

Sehnsucht muss man nicht lange erklären. Die junge Generation an Fans beider Vereine hat nicht die geringste Ahnung, wie sich ein Derby anfühlt und wird es nun endlich erfahren. Jene, die Grazer Stadt-Duelle bewusst erlebt haben, spüren spätestens jetzt, wie sehr sie selbige vermisst haben.

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Was passiert – egal ob Sensation durch einen Zweitligisten oder Favoritensieg eines Bundesligisten – nach dem Schlusspfiff?

Spiel vorbei und wieder – keiner weiß wie lange - warten?

Der klare Auftrag lautet, dieses Derby wieder zur Gewohnheit werden zu lassen.

Allein mit Daumendrücken für den GAK, dass der Aufstieg schon irgendwann und irgendwie gelingt, wird es nicht getan sein – und nein, der Auftrag lautet keineswegs, wieder in alte wirtschaftliche Strickmuster zu verfallen.

Auch wenn es beide Vereine nicht so gerne hören: Mit ein wenig mehr freiwilliger Gemeinsamkeit lassen sich manche Themen vielleicht leichter angehen – bishin zum Traum, dass die unfreiwillige Gemeinsamkeit im von der Stadt Graz mitunter nicht gerade optimal betreuten Stadion endet.

Die infrastrukturellen Kopfschmerzen begleiten beide Vereine. Konzentriert man sich auf ein Straßenschild, so verdient es fraglos ist, führt das in eine Einbahnstraße.

Wenn die Grazer sowie die steirische Politik angesichts dieses emotionalen Derby-Comebacks nicht versteht, welchen Wert der Fußball in der Landeshauptstadt hat, ist ihr ohnehin nicht mehr zu helfen.

Dieser Wert des Fußballs muss nach diesen Derby-Wochen in den Köpfen verankert bleiben.

Mit Bussi-Bussi und schönen Adabei-Grinsekatzen-Ich-war-eh-immer-schon-riesiger-Fußball-Fan-VIP-Klub-Fotos, die anlässlich dieses Highlights garantiert entstehen werden, sollte man die PolitikerInnen also nicht (wieder mal) durchkommen lassen, ohne dass sie mehr für den Fußball tun.

GAK und Sturm sind am Zug. Es muss zumindest der Versuch gestartet werden, aus der aktuellen Aufmerksamkeit nachhaltig Sinnstiftendes entstehen zu lassen.


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