"Mein großes Glück ist, dass ich ziemlich komplett bin. Natürlich habe ich auch meine Schwächen, die ich jedoch nicht verrate, aber von meiner Spielanlage her kann ich sehr viel. Deswegen bin ich auch prädestiniert dafür, dass ich variabel einsetzbar bin."
"Um Salzburg Paroli zu bieten, muss man schauen, dass man eine sehr gute und vor allem eingespielte Mannschaft hat. Ich hoffe, dass wir mit dem Großteil der aktuellen Formation in die neue Saison starten, dann ist sehr viel möglich. Und ich denke auch, dass der Großteil dieser Mannschaft zusammenbleiben wird."
Es gilt, sich zu konzentrieren und Salzburg wieder einmal den Meistertitel wegzunehmen. Und zuvor haben wir jetzt schon im Cup die Chance, ihnen einen Titel abzuluchsen.
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LAOLA1: Auf welcher Position wirst du im Cup-Finale spielen?
Stefan Hierländer (lacht): Da kann man sich überraschen lassen! Wir haben viele Spieler in der Mannschaft, die auf vielen Positionen spielen können. Es ist natürlich ein großer Pluspunkt, dass ich viele Positionen spielen kann und variabel einsetzbar bin. Ich weiß es noch nicht, denke aber, dass der Trainer schon einen Plan hat. Zuallererst hoffe ich einmal, dass ich auflaufen werde (schmunzelt).
LAOLA1: Davon kann man wohl ausgehen. Trainer Vogel hat dich als seine „Allzweckwaffe“ bezeichnet. Inwiefern lässt du dich von Spiel zu Spiel selbst überraschen, wo du ran darfst?
Hierländer: Ich habe in meiner Karriere schon viele Positionen gespielt. Ich bin einst als Stürmer gestartet, war dann in Salzburg Sechser und rechter Verteidiger, in Leipzig habe ich im offensiven Mittelfeld und außen gespielt. Bei Sturm war ich zuletzt vereinzelt Linksverteidiger. Es ist immer wieder eine Umstellung, wenn man eine andere Position spielt. Man muss dann immer ein bisschen nachdenken, die Räume finden, gescheit agieren. Dann klappt das auch. Früher habe ich es als lästig empfunden und mich nur schwer darauf einstellen können, wenn ich oft von der einen auf die andere Position geschoben worden bin. Aber inzwischen sehe ich es positiv und will mich in diesem Bereich auch weiterentwickeln. Ich will jede Position auf sehr hohem Niveau spielen können.
LAOLA1: Brauchst du inzwischen weniger Zeit, um dich umzustellen?
Hierländer: Ich werde ja auch älter und routinierter. Deswegen weiß man schon ungefähr, wo die Räume sind und wie man auf den verschiedenen Positionen auftreten muss. Mein großes Glück ist, dass ich ziemlich komplett bin. Natürlich habe ich auch meine Schwächen, die ich jedoch nicht verrate, aber von meiner Spielanlage her kann ich sehr viel. Deswegen bin ich auch prädestiniert dafür, dass ich variabel einsetzbar bin.
LAOLA1: Nach dem Halbfinal-Sieg gegen Rapid hast du jedem Fan den Rat erteilt, zum Finale ins Stadion zu kommen. Dann könne jeder sehen, welchen Stellenwert der Cup für Sturm hat. Außerdem könnten die Anhänger gerne wieder die Klagenfurter Ortstafeln abbauen und Grazer aufstellen. Spürt man an solchen Aussagen, wie groß die Sehnsucht nach dem Cupsieg ist?
Hierländer: Definitiv. Als Sturm 2010 im Finale war, habe ich noch in Kärnten gespielt. Ich habe das Spiel nicht live mitverfolgt, aber in der Stadt mitgekriegt, was da abgegangen ist. Als ich zu Sturm gekommen bin, war es ein großes Ziel, einmal mit Sturm im Cup-Finale zu stehen. Man merkt seit dem Halbfinale, dass eine richtige Euphorie da ist und sich jeder auf dieses Spiel freut – das ist in der Mannschaft nicht anders als bei den Fans. Auch jeder neutrale Zuschauer kann sich auf ein gutes Finale freuen.
LAOLA1: Der Sturm-Anhang hat 2010 im Finale eine Show abgeliefert. Können die Fans auch diesmal ein entscheidender Trumpf sein?
Hierländer: Das sieht man immer wieder. Nehmen wir das Salzburg-Spiel gegen Marseille her. Sie haben auch nicht immer so eine Kulisse, das hat aber etwas bewirkt. Das ist bei uns genau dasselbe. Bei den Heimspielen gegen Rapid hat man etwa gemerkt, dass der 12. Mann voll da ist. Das kitzelt noch die ein, zwei Prozent raus. Ich sehe es als Pluspunkt für uns, dass wir in Klagenfurt sehr viel Support haben werden, nichtsdestotrotz müssen wir das erst ausnützen und so auftreten, dass dieser berühmte Funke überspringt. Wir können jeden Gegner schlagen und haben auch Salzburg schon geschlagen.
LAOLA1: Die Meisterschaft war dennoch eine klare Sache für Salzburg. Du hast die Vertragsverlängerung bei Sturm unter anderem damit begründet, dass du sehr viel Potenzial in der Mannschaft siehst. Wie beurteilst du die Aussicht, Salzburg in den nächsten zwei, drei Jahren Paroli bieten zu können?
Hierländer: Wenn man sich unsere Mannschaft anschaut, die Positionen durchgeht, wird jeder Neutrale draufkommen, dass riesengroße Qualität vorhanden ist, wir auf jeder Position sehr, sehr gute Spieler haben, die auch noch viel Entwicklungspotenzial aufweisen. Das war ein ganz großer Punkt in meiner Entscheidung, weil ich den sportlichen Aspekt über alles gestellt habe. Wir wissen alle, dass Salzburg Möglichkeiten hat, die in Österreich keine Mannschaft hat. Nur: Das berühmte Geld schießt auch nicht immer Tore, wobei man sagen muss, dass Salzburg dieses Geld sehr gut einsetzt und sie deswegen auch international sehr gut unterwegs gewesen sind. Um Salzburg Paroli zu bieten, muss man schauen, dass man eine sehr gute und vor allem eingespielte Mannschaft hat. Ich hoffe, dass wir mit dem Großteil der aktuellen Formation in die neue Saison starten, dann ist sehr viel möglich. Und ich denke auch, dass der Großteil dieser Mannschaft zusammenbleiben wird.
LAOLA1: Der eine oder andere im Raum stehende Abgang wird sich dennoch nicht vermeiden lassen. Befürchtest du darüberhinaus nicht, dass es sich auch am Transfermarkt niederschlagen könnte, dass sich in dieser Saison einige Spieler in den Vordergrund gespielt haben?
Hierländer: Natürlich, es wird Begehrlichkeiten geben. Ich habe es selbst bei mir gemerkt. Das ist auch gut so. Denn es ist eine Auszeichnung für die Mannschaft, wenn durch die Leistungen des gesamten Teams die Einzelspieler besser zur Geltung kommen. Das weckt Begehrlichkeiten, das wissen wir alle. Ich bin jedoch den Kader oft durchgegangen. Es gibt genügend Verträge, die über den Sommer hinaus gelten. Natürlich wissen wir auch alle, dass andere Vereine viel Geld zahlen können, wenn sie einen Spieler haben wollen. Aber ich bin davon überzeugt, dass jeder Spieler weiß, was er an Sturm und dieser Mannschaft hat. Ich sehe für jeden Spieler noch Entwicklungspotenzial.
LAOLA1: Sollte ein Spieler verkauft werden, würde dies ja auch zusätzliche Einnahmen bringen. Inwiefern ist so gesehen in den vergangenen Jahren auch das Vertrauen in die Entscheidungsträger, speziell in Günter Kreissl, gewachsen? Die Quote der funktionierenden Neuzugänge war zuletzt gut.
Hierländer: Richtig, wenn ein Verein kommt und die Summe X bezahlt, kann man wieder investieren. Seit ich hier bin, hat der Verein bei Spielertransfers immer gute Entscheidungen getroffen, deswegen vertraut man der Klub-Führung. Aber unser Job als Spieler ist ohnehin ein anderer. Und nochmals: Ich bin guter Dinge, dass wir den Großteil der Spieler, deren Verträge auslaufen, weiter bei Sturm sehen werden.
LAOLA1: Besagte Begehrlichkeiten gibt es naturgemäß auch in Salzburg, zahlreiche Abgänge stehen im Raum. Hoffst du auf einen Umbruch bei den „Bullen“?
Hierländer: In Salzburg war es immer schon so. Ich gehe davon aus, dass es wieder einen kleinen Umbruch geben wird, weil einige Spieler für den internationalen Markt einfach sehr interessant sind. Man hat jedoch in den letzten Jahren erlebt, dass es Salzburg sehr gut macht, immer wieder Spieler mit sehr viel Potenzial und Qualität holt. Also muss man sich nicht zu viele Gedanken über Salzburg machen, sondern viel mehr über sich selbst, also Sturm Graz. Es gilt, sich zu konzentrieren und Salzburg wieder einmal den Meistertitel wegzunehmen. Und zuvor haben wir jetzt schon im Cup die Chance, ihnen einen Titel abzuluchsen.
LAOLA1: Du hast gemeint, du hast dir im Entscheidungsprozess, ob du verlängerst, den Kader oft angeschaut. War es eigentlich deine schwierigste Karriere-Entscheidung, wo du ab Sommer spielen wirst? So leicht ist es vermutlich nicht, Angeboten aus der Serie A oder von deutschen Vereinen zu widerstehen…
Hierländer: Ich war ja schon öfter in der Situation, dass mein Vertrag ausgelaufen ist. Ich muss ganz ehrlich sagen, gegen Ende hin war es eine leichte Entscheidung. Meine erste Priorität war Sturm Graz, das habe ich immer betont, da ich wie gesagt sehr viel Potenzial in der Mannschaft und im Verein sehe. Es hat sich ein bisschen gezogen. Von Winter bis zur Vertragsverlängerung war es nicht einfach, weil verschiedene Optionen aufgekommen sind. Aber am Ende war es eine relativ schnelle und einfache Entscheidung, weil ich weiß, was ich an Sturm habe.
LAOLA1: Du hast schon Auslandserfahrung. Willst du das noch einmal erleben, sprich kann das Ausland trotz der Verlängerung noch einmal Thema werden?
Hierländer: Klub-Meisterschaften im Ausland habe ich schon erlebt. Für mich sind jedoch auch die Europacup-Aufgaben ein wichtiger Punkt. Mit welcher Mannschaft kann ich in einem internationalen Bewerb spielen? Das treibt mich an. Aufgrund der Platzierung ist das mit Sturm am ehesten möglich. Ausschließen kann man nichts im Leben. Wenn man gute Leistungen bringt und es ein wirklich interessantes Angebot von einem Verein gibt, wird man sich das überlegen. Der internationale Fußball ist immer interessant. Aber ich habe gerade meinen Vertrag bei Sturm verlängert, also wird das weiter mein Thema sein.
LAOLA1: Wäre es im Falle eines Abgangs eigentlich definitiv das Ausland geworden? Vor allem das kolportierte Interesse von Rapid ließ monatelang die Gerüchteküche brodeln.
Hierländer: Zu Gerüchten will ich eigentlich nichts sagen. Es hat Vereine gegeben, die sich sehr um mich bemüht haben. Mein Wunsch war, in Graz zu bleiben. Das ist erfüllt worden. Damit hat es sich, und ich bin sehr, sehr zufrieden, dass es geklappt hat.
LAOLA1: Zum Abschluss noch zu Trainer Heiko Vogel. Der Anfang war schwierig, aber im weiteren Verlauf des Frühjahrs konnte man den Eindruck gewinnen, dass ihr immer besser umsetzt, was er verlangt. Sind seine Ideen eher schwierig umzusetzen, sodass es dauert, bis man sie intus hat?
Hierländer: Es ist nicht so einfach für einen Trainer, neu in eine Mannschaft zu kommen, die sehr erfolgreich war. Nichtsdestotrotz haben wir gleich verstanden, was er von uns will, aber leider in den ersten vier Spielen nicht so umgesetzt. Herr Vogel hat viele eigene Ideen eingebracht, die uns weiterhelfen, spielerische Komponenten, die uns noch variabler machen. In den Spielen gegen Mattersburg oder Rapid hat man gesehen, wir können inzwischen dominanter auftreten. Das hat uns Herr Vogel in den Trainingseinheiten eingetrichtert. Der Start war nicht gut, aber das hängt nicht nur vom Trainer ab, das hängt von den Spielern ab. Inzwischen sieht man jedoch, dass die Arbeit des Trainers Früchte trägt und wir meistens ein sehr gutes Auftreten haben.