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Fallmann: "Wollen Rapid einen Cup-Fight liefern"

Amstetten-Trainer Fallmann spricht über Schwächen bei Rapid und SKU-Aufschwung.

Fallmann: Foto: © GEPA

Heute Abend wartet mit dem SKU Amstetten eine unangenehme Cup-Aufgabe auf den SK Rapid (ab 18 Uhr im LIVE-Ticker).

Der Zweitligist aus Niederösterreich hat in der laufenden Saison noch kein Heimspiel verloren. Zweitliga-Meister Blau-Weiß Linz oder Wacker Innsbruck mussten im Ertl-Glas-Stadion bereits Federn lassen.

Hinzukommt, dass sich Rapid auf nationaler Ebene aktuell nicht gerade in Hochform befindet. Die beiden bisheringen Cup-Spiele zwischen Amstetten und Rapid gewannen die Wiener nie in 90 Minuten. 2014 siegten die Hütteldorfer in der Verlängerung, im Jahr darauf erst im Elfmeterschießen.

Es ist also alles angerichtet für eine Cup-Sensation im Mostviertel. Amstetten-Trainer Jochen Fallmann erklärt im LAOLA1-Interview, welche Schwächen er bei der Mannschaft von Didi Kühbauer ausfindig machen konnte, wie der Saisonstart der Niederösterreicher zu bewerten ist und wie er seinem Sohn - Rapid-Nachwuchskicker Pascal Fallmann - zur Seite steht.

Anmerkung: Jochen Fallmann wird gegen Rapid wegen eines positiven Corona-Tests nicht an der Seitenlinie stehen. Das Interview wurde telefonisch vor Bekanntwerden des positiven Tests geführt. Die LAOLA1-Redaktion wünscht Jochen Fallmann baldige und vollständige Genesung.

LAOLA1: Amstetten ist ordentlich in die 2. Liga gestartet. Die ersten fünf Spiele haben Sie nicht verloren, die letzten drei Spiele gewonnen. Wie bewerten Sie den Saisonstart?

Jochen Fallmann: Der Saisonstart war ganz ordentlich. Wir haben im Sommer einen Umbruch gehabt, der in der Größe nicht geplant war. Wir haben schon gesagt, dass wir etwas verändern müssen, aber dass er so groß geworden ist, war nicht geplant. Deswegen ist es immer schwierig in eine Saison hineinzustarten, weil man nicht weiß wo man steht. Wir haben dazwischen eine Phase gehabt, wo wir gegen die Top-Teams der Liga vor allem auswärts gespielt haben. Die Leistungen waren - bis auf das St. Pölten-Spiel - in Ordnung, auch wenn die Ergebnisse nicht ganz gepasst haben. Die letzten drei Spiele haben wir gegen Gegner gespielt, gegen die wir schon den Anspruch haben, zumindest gleichwertig zu sein. Da sollten wir dann auch punkten. Das hat die Mannschaft sehr gut gemacht, hat sehr diszipliniert in der Defensive gearbeitet und nach vorne hin viel Gefahr ausgestrahlt.

LAOLA1: Was war die größte Hürde, die als Folge des Umbruch zu überwinmden war?

Fallmann: Wir haben Spieler, die wir halten wollten, aus beruflichen Gründen verloren. Matthias Wurm - Jahre lang Kapitän - für den die Gesamtbelastung mit Hausbau, Kindern, Arbeit und Spiel zu viel war, ist weggefallen. Der Verkauf von David Peham war auch nicht eingeplant. Wenn du einen Stürmer hast, der jahrelang Tore macht und ihn ersetzen musst, das ist für jede Mannschaft schwierig. Beim einen oder anderen Spieler haben auch wir den Umbruch eingeleitet, weil wir in der Analyse des letzten Jahres gesehen haben, dass wir Veränderungen machen müssen.

LAOLA1: Sie haben angesprochen, dass die Leistungen auch in Phasen, in denen die Ergebnisse nicht gestimmt haben, in Ordnung waren. Wo gibt es Verbesserungspotenzial?

Fallmann: Man findet immer was, wo man etwas verbessern kann. Wir kommen sehr gut und kontrolliert ins Angriffsdrittel rein, sind aber beim letzten oder vorletzten Ball oft ungenau. Daran müssen wir arbeiten.

LAOLA1: Aktuell ist Amstetten Tabellen-Sechster. Die Abstiegsplätze sind weit weg. Wie zufrieden wären Sie, wenn man das nach dem 30. Spieltag immer noch so wäre? Liebäugeln Sie vielleicht mit höheren Tabellenregionen?

Fallmann nach Cup-Sieg gegen FC Wacker

Fallmann: Als wir in die Saison gegangen sind, wollten wir den Verein und die Mannschaft stabilisieren. In den letzten drei Jahren war es so, dass der Verein im Winter immer mit Abstiegssorgen zu tun hatte und sehr instabil in den Leistungen war. Das zweite Ziel ist, dass wir in der oberen Tabellenhälfte sind, unter den ersten acht Vereinen. Da haben wir eine gute Basis geschaffen. Jeder, der mich kennt, weiß, dass ich ein sehr ehrgeiziger Trainer bin, dass ich immer nach dem Besten strebe. Jetzt spielen wir die Saison einmal weiter, schauen, dass wir genügend Punkte sammeln.

LAOLA1: Sie haben vorher über David Peham gesprochen. Sie lassen normalerweise gerne mit zwei Spitzen spielen, in den letzten Wochen haben sie auf eine Sturm-Spitze umgestellt. Ist der Abgang von Peham die Ursache für diese Umstellung?

Fallmann: Mit Sicherheit. David Peham war für uns vorne die Bank. Es ist richtig, dass ich gerne mit zwei Spitzen spiele, das haben wir am Anfang der Saison auch gemacht. Aufgrunddessen, dass David uns verlassen hat, haben wir versuchen müssen, ein bisschen mehr Balance hineinzubekommen. Es ist auch so, dass sich der eine oder andere Spieler, der keine reine Spitze ist, aufgedrängt hat, wie Alin Roman oder Wale Musa Alli. Wir haben mit Thomas Mayer einen Spieler dazubekommen, der sehr interessant ist. Philipp Schellnegger hat in den letzten Spielen eine super Form. Das sind praktisch unsere Schatten-Stürmer. Auch wenn ich ein Trainer bin, der gerne mit zwei Spitzen spielt, ich richte mich immer nach der Mannschaft.

LAOLA1: Sie haben mir zu Philipp Schellnegger schon fast die Frage vorweggenommen. Er hat in den letzten drei Spielen in Serie getroffen. Hat er mehr Torgefahr dazugewonnen, weil er als "Schatten-Stürmer" agiert?

Fallmann: Er hat bei uns am Anfang der Saison das eine oder andere Mal auf einer für ihn ungewohnten Position aushelfen müssen, rechts hinten. Uns sind die Rechtsverteidiger über längere Zeit ausgefallen. Mit der Rückkehr von Dino Kovacec und Lukas Deinhofer ist "Schelli" wieder eine Option weiter vorne geworden. Das macht er im Moment richtig gut, er hat agile Laufwege in die Tiefe. Er ist im Moment sehr schwer von der Kugel zu trennen und hat auch die richtige Nase im Strafraum, wenn eine Aktion für ihn abfällt,  dann ist er da. Ich denke schon, dass ihm einerseits die System-Umstellung gut getan hat und andererseits, dass wir hinten mit den zwei Außenverteidigern mehr Optionen haben, um ihn weiter nach vorne ziehen zu können.

Wir haben vor der Saison angesprochen, dass die Gegner keine große Freude haben sollen, in Amstetten von der A1 abzufahren.

Jochen Fallmann

LAOLA1: Wale Musa Alli hat unbestritten viel Potenzial. Wo wäre er, wenn er vor dem Tor eine Spur abgeklärter wäre?

Fallmann: Er ist vom Alter, seiner Beweglichkeit und seinem Tempo her ein hochinteressanter Spieler. Wir haben ihn vor zwei Jahren geholt und er hat sich im technischen und taktischen Bereich entwickelt. Wenn wir es noch schaffen, dass wir seinen letzten Ball oder den Abschluss so hinbekommen, dass er genauer wird und bei den Möglichkeiten, die er vorfindet die Scorer-Punkte macht, dann ist er ein Spieler für die Bundesliga. Aber er hat das noch nicht, folglich muss er hart an sich arbeiten.

LAOLA1: Amstetten ist eine Heim-Macht. Wenn man das Cup-Spiel gegen Wacker Innsbruck dazunimmt, hat die Mannschaft die letzten vier Heimspiele gewonnen. Ist das Zufall oder steckt da mehr dahinter?

Fallmann: Wir haben schon klar vor der Saison angesprochen, dass wenn die Gegner auf der Autobahn nach Amstetten fahren, sie keine große Freude haben sollen, von dcer A1 abfahren zu müssen. Das ist überspitzt, aber wir wollten zuhause eine gewisse Heimstärke entwickeln, weil das einfach wichtig ist, zuhause regelmäßig die Punkte zu machen, um eine gute Basis zu haben. Das haben wir angesprochen, umso mehr freut es mich, dass uns das gelingt und wir für unser Publikum wieder eine richtige Heim-Macht geworden sind.

LAOLA1: Jetzt kommt Rapid. Wie realistisch ist die Cup-Sensation im Heimspiel?

Fallmann: Man muss ganz klar sagen: Rapid ist der Favorit. Das ist unbestritten. Nichtsdestotrotz sind wir gut drauf, wir wissen was wir können. Wir werden auf den Gegner gut vorbereitet sein und werden versuchen, einen richtig guten Cup-Fight zu liefern. Wenn uns das gelingen sollte und wir das Spiel eng gestalten können, denke ich schon, dass je länger das spielt dauert, unsere Chancen steigen, eine Sensation schaffen zu können.

LAOLA1: Jede Mannschaft der Welt hat Schwächen. Welche Mankos haben sie bei Rapid ausfindig machen können?

Fallmann: Zwei Dinge sind für mich klar ersichtlich. Erstens, die Umschalt-Momente, die wir nach ihrem Ballverlust bekommen können. Da sind sie oft in der Restverteidigung sehr hoch und nicht ganz gut geordnet. Da passiert der eine oder andere Fehler und das müssen wir ausnutzen. Das andere ist, dass wir mit Standardsituation sicherlich die Möglichkeit haben, zum Torerfolg zu kommen. Darin sind wir richtig gut und Rapid hat da immer wieder Schwächen gezeigt. Es wird wichtig sein, dass wir mutig auftreten, dass wir uns etwas zutrauen und dass wir versuchen, sehenswert Fußball zu spielen.

Es sollen immer andere bewerten, was meinen Sohn betrifft, da man da vielleicht immer ein bisschen voreingenommen ist. Ich versuche das nicht durch die Brille des Vaters zu sehen, auch nicht aus der des Trainers, sondern durch die Brille des Begleisters, da ich ihn durch sein Leben begleite.

Jochen Fallmann über seinen Sohn Pascal

LAOLA1: Ihr Sohn Pascal Fallmann ist seit 2012 im Rapid-Nachwuchs. Ist für Sie das Spiel unter diesem Gesichtspunkt ein Stückchen spezieller?

Fallmann: Ich würde das Spiel gegen die Profis noch nicht speziell für mich sehen, weil Pascal noch bei der zweiten Mannschaft spielt. Wenn wir in ein paar Wochen mit Amstetten gegen die zweite Mannschaft von Rapid antreten und er dabei ist und es gibt das Vater-Sohn-Duell, dann wird das bis zum Anpfiff sicherlich ein Thema sein. Aber jetzt würde ich das nicht so sagen. Weder von seiner Seite, noch von meiner, ist das jetzt ein Thema.

LAOLA1: Sie sind ja nicht nur sein Vater, sondern auch ein Fußball-Trainer, haben also eine spezielle Perspektive darauf. Wie sehen Sie seine Entwicklung seit er bei Rapid ist? Bei Rapid scheint man große Stücke auf ihn zu halten.

Fallmann: Es sollen immer andere bewerten, was meinen Sohn betrifft, da man da vielleicht immer ein bisschen voreingenommen ist. Ich versuche das nicht durch die Brille des Vaters zu sehen, auch nicht aus der des Trainers, sondern durch die Brille des Begleiters, da ich ihn durch sein Leben begleite. Ich denke, dass er aufgrund seiner zwei Verletzungen, die er gehabt hat, zurückgeworfen wurde. Aber er ist unglaublich stark zurückgekommen, das hat mich selbst beeindruckt und richtig stolz gemacht. Das wichtigste für ihn ist, dass er verletzungsfrei bleibt und voll durchstarten kann. Ich denke, dass er dann schon die Möglichkeit hat, den Weg bei Rapid weiterzugehen und irgendwann bei den Profis landen kann.

LAOLA1: Sie waren vergangenes Jahr bei den Profis der Wiener Austria Co-Trainer. Nehmen Sie ein bisschen Rivalität aus dem vergangenen Jahr ins Cup-Duell gegen Rapid mit, oder interessiert sie das als Amstetten-Trainer überhaupt nicht mehr?

Fallmann: Genau. Das ist für mich überhaupt kein Thema, da nehme ich keine Rivalität mit. Jeder weiß, dass ich mich für den Verein - für den ich arbeite - immer hundertprozentig reinhaue. Das war auch voriges Jahr so, auch in den beiden Spielen gegen Rapid. Aber es bleibt nichts hängen, ich bin Trainer vom Amstetten. Es ist wichtig, dass wir eine gute Leistung abliefern und unseren Fans einen richtigen Cup-Fight bieten.

LAOLA1: Christian Ilzer hat nach seinem Ende bei der Austria gesagt, dass sein Jahr dort sehr lehrreich war. Wie lehrreich war es für sie?

Fallmann: Ich bin überzeugt, dass es für mich ein sehr lehrreiches Jahr war. Das war der Grund, warum ich das gemacht habe. Der Hauptgrund war, mit Peter Stöger zusammenzuarbeiten, einem sehr renommierten Trainer, der national und international bei guten Klubs gearbeitet hat. Es hat mich einfach interessiert, in welcher Art und Weise er den Beruf als Trainer ausübt. Die Austria ist - auch wenn es in den letzten Jahren sehr schwer für sie war - immer noch ein richtig großer Verein in Österreich. Ich wollte wissen, wie so ein Verein von innen tickt. Da habe ich sehr viele Erfahrungen mitnehmen dürfen. Das hat mich als Trainer weitergebracht.

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