Cinderella-Story: Erster Titel seit 50 Jahren?
Die Cinderella-Story des heimischen Fußballs scheint in dieser Saison kein Ende zu nehmen. Ein Titel wäre - ausgerechnet 50 Jahre nach den letzten beiden (Double) der Admira - die absolute Krönung.
Und auch wenn mit Titelverteidiger Salzburg oder der Austria im Finale ein großer Brocken wartet, weiß Lederer: „Man hat in dieser Saison das Gefühl, es ist vieles möglich.“ In einem Spiel sowieso alles: „Ich sehe uns in der Lage, den Titel zu holen.“
Im Halbfinale lagen die Gastgeber im Niederösterreich-Derby kurz nach der Pause zurück, doch Lukas Grozurek und Dominik Starkl drehten die Partie binnen sechs Minuten zum Endstand.
Admiras Weg ins Finale:
| Runde | Gegner | H/A/ | Ergebnis |
|---|---|---|---|
| 1 | Schwechat | A | 1:1, 4:2 n.E. |
| 2 | Wallern | A | 2:2, 4:2 n.E. |
| AF | Lankowitz | A | 1:0 |
| VF | Rapid | A | 1:0 |
| HF | St. Pölten | H | 2:1 |
| F | Salzburg/Austria | - | ? |
„Es war wichtig, dass wir gleich eine Antwort gegeben haben. Nach dem 2:1 haben wir ruhig gespielt und wussten, dass nichts mehr anbrennt. Wir hätten den Sack früher zumachen müssen“, hielt Grozurek, der im Viertelfinale gegen Rapid das 1:0 zum Aufstieg erzielte, fest.
„Es läuft für mich ganz gut im Cup. Jetzt wollen wir mehr, wir können die hervorragende Saison krönen“, weiß der Ex-Rapidler, der keinen Wunschgegner hat, aber „wenn ich das entscheidende Tor gegen die Austria mache, habe ich nichts dagegen".
Trainer Ernst Baumeister hat indes eine Präferenz: „Das Cupfinale ist jetzt eine große Chance für uns. Wir können es uns nicht aussuchen, aber die Austria wäre mir schon lieber.“
Auch wenn dieser Sieg noch keinen Titel bedeutete, schmeckte er der Admira besonders gut.
Vor allem, weil man dieser Mannschaft vor Saisonbeginn den Finaleinzug nicht zutraute.
Grozurek: „Alle haben uns abgeschrieben, aber das war uns wurscht. Wir wollten in dieser Saison immer unser Spiel durchziehen, das haben wir gemacht und am Ende macht es sich bezahlt.“
Vielleicht mit einem Titel und der damit verbundenen Europacup-Teilnahme, vielleicht auch mit Platz drei in der Meisterschaft. Die Austria ist nur drei Punkte von der Admira entfernt.
Auch finanziell ein Erfolg
Lederer: „Ich bin gespannt, was dieses Erfolgserlebnis noch für die Meisterschaft bedeutet. Da wollen wir Sturm und Austria unter Druck setzen, vielleicht können wir eine Sensation schaffen."
Auch vom finanziellen Standpunkt war dieser Triumph am Dienstag ein wichtiger für die Admira.
„Für den Verein ist es vom Prestige und vom finanziellen Aspekt her eine tolle Sache“, so General Manager Alexander Friedl, der sich über die Prämie von 150.000 Euro für den Finaleinzug freut.
Das letzte Cup-Finale mit der Admira 2009:
Austria-Admira 3:1 n.V. - Tore: Acimovic (94., 100.), Okotie (60.); Laschet (72.) - Mattersburg, 10200 Zuschauer
Austria | Admira |
|---|---|
| Almer | Mandl |
| Standfest (bis 74.) | Laschet (bis 76.) |
| Bak (bis 90.) | Dospel |
| Schiemer | Horvath |
| Suttner | A. Schicker |
| Sulimani | R. Schicker (bis 102.) |
| Blanchard | Mattes (bis 30.) |
| Hattenberger | Toth |
| Acimovic | Pusic |
| Bazina (bis 114.) | Friesenbichler |
| Okotie | Ledezma |
| Troyansky (ab 74.) | Hota (ab 30.) |
| Dragovic (ab 90.) | Cemernjak (ab 76.) |
| Xiang Sun (ab 114.) | Hanikel (ab 102.) |
| Trainer: Daxbacher | Trainer: Schachner
|
Weil es eben eine Cinderella-Story ist, die an Leicester City in England erinnert. Es ist hier auch ein Sieg der Philosophie, die sich im Vergleich zum letzten Cup-Final-Einzug der Admira verändert hat.
Toth erinnert sich: „Damals war es eine ganz andere Philosophie. Umso schöner, dass wir es jetzt wieder geschafft haben. Dieses Mal hat ja wirklich keiner mit uns gerechnet, damals waren wir von den Namen her eine gute Mannschaft. Jetzt haben wir ein tolles Kollektiv. Mit jungen, willigen, hungrigen, bissigen Spielern. Man sieht schon die gesamte Saison, dass hier ein Rad ins andere greift.“
Lederer schlägt in dieselbe Kerbe: „Es ist eine gewisse Art und Weise, wie wir die Dinge angehen. Es sind Nobodies dabei, Spieler aus der Region, Junge, Gescheiterte, der eine Trainer hat keine Lizenz, der andere ist ein Strohmann – das alles wurde geschrieben. Aber in Wahrheit haben wir es als Mannschaft allen gezeigt.“
Zusatz: „Aber am Ende redet keiner vom Cup-Finalisten, deswegen wollen wir jetzt den Titel.“
Um eine Saison, die als abgestempelter Abstiegskandidat begonnen hat, am Ende zu krönen.
Bernhard Kastler