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Yusuf Demir und sein türkischer Pass

In der Türkei ist eine hitzige Debatte um den ÖFB-Legionär entbrannt.

Yusuf Demir und sein türkischer Pass

"Er ist ein junger Profi, der dem türkischen Sport und dem türkischen Fußball sehr viel geben wird. Wir werden unser Bestes geben, um ihn für die türkische Nationalmannschaft zu gewinnen", sagt Dursun Özbek.

Der Galatasaray-Präsident hat in den vergangenen Tagen in der Türkei eine hitzige Diskussion angestoßen, in deren Zentrum Yusuf Demir steht. All das geschieht in Abwesenheit des 19-Jährigen, der aktuell bei Österreichs U21-Nationalteam weilt.

Die Forderungen, Demir solle künftig für die Türkei spielen, sind allerdings reines Kalkül der Galatasaray-Führungsriege. Vordergründig geht es nämlich um etwas anderes: Demirs Status als Legionär in der Süper Lig.

Reisepass aufgetaucht

In der höchsten türkischen Spielklasse gibt es eine 8+3-Regel. Es dürfen nie mehr als acht Legionäre auf dem Feld stehen. Für Galatasaray eine Herausforderung. In den vergangenen Partien ließ Trainer Okan Buruk stets acht Ausländer von Start weg auflaufen, wenn Demir ins Spiel kam, musste mit Dries Mertens ein anderer Legionär ausgewechselt werden.

Das Interesse des Klubs ist groß, dass Demir als Türke anerkannt wird. "Wir befinden uns im Austausch darüber, dass er unter türkischem Status spielt", sagt Klub-Boss Özbek. Coach Buruk argumentiert öffentlich, dass der Offensivspieler fließend Türkisch spreche und aus einer "sehr türkischen Familie" komme.

Nun ist in den sozialen Medien sogar ein Bild von einem türkischen Reisepass aufgetaucht, der Yusuf Demir gehört. Sein Berater hat diesen Beitrag auf "Twitter" geteilt und damit praktisch die Echtheit bestätigt.

Darf Demir Doppelstaatsbürger sein?

Somit wäre Demir Doppelstaatsbürger. Das ist im österreichischen Staatsbürgerschaftsrecht im Allgemeinen so nicht zulässig. Im Falle des Kickers aber kein Problem, er fällt nämlich mutmaßlich unter eine Ausnahmeregelung.

"Wird bei der Geburt zusätzlich zur österreichischen Staatsbürgerschaft auch eine andere Staatsangehörigkeit – etwa durch Abstammung vom anderen Elternteil oder durch das Geburtslandprinzip – erworben, tritt kein Verlust der österreichischen Staatsbürgerschaft ein. Diese Doppelbürgerinnen und Doppelbürger müssen sich nach österreichischem Recht niemals – auch nicht bei Erreichen der Volljährigkeit – für die österreichische Staatsbürgerschaft aktiv entscheiden", schreibt das Bundesministerium für europäische und internationale Angelegenheiten auf seiner Website.

Doch warum gilt Demir dann als Legionär, wenn er doch (auch) türkischer Staatsbürger ist? Das liegt an einer Regelung, die seit 2015 gilt. Spieler, die sich ab 2015 gegen die türkische Nationalmannschaft und für eine andere entschieden haben, gelten als Ausländer. Das ist bei Demir der Fall. Für Spieler, die sich vor Inkrafttreten dieser Regelung gegen die Türkei entschieden haben - etwa Mesut Özil - gilt das wiederum nicht.

Der Verband zeigt Galatasaray die kalte Schulter

Galatasaray kritisiert diese Regelung, will sie ändern lassen.

Mehmet Büyükeksi, Präsident des türkischen Verbands TFF, zeigt Galatasaray die kalte Schulter: "Diese Regelung wurde im Jahr 2015 eingeführt. Galatasaray wusste das als sie diesen Spieler gekauft haben. Ich kann es nur noch einmal wiederholen, dass dies keine aktuelle Entscheidung unsererseits ist, sondern eine Reglung, die seit sieben Jahren existiert."

Und auch von Einsätzen Demirs für das türkische Nationalteam will er nichts wissen: "Der Spieler hat sein viertes Länderspiel für die österreichische Nationalmannschaft im Oktober 2021 bestritten. Daher hat er keine Chance mehr, für die türkische Nationalmannschaft zu spielen. Dies wird auch durch die Statuten der FIFA bestätigt."

Ungeachtet der FIFA-Statuten, die einen Nationswechsel für Demir aktuell sowieso unmöglich machen, ist auch vom Willen des ÖFB-Kickers, künftig nicht mehr für Österreich zu spielen, nichts bekannt.

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