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Shon Weissman: Warum erst jetzt?

Anlaufschwierigkeiten bei Real Valladolid. Ein Insider klärt auf warum:

Jetzt wissen sie also auch in Spanien, dass dieser Shon Weissman Tore machen kann.

Nach 37 Pflichtspiel-Treffern für den Wolfsberger AC (30 davon in der Bundesliga) in der vergangenen Saison übersiedelte der Israeli im Sommer zu Real Valladolid.

Mit dem Toreschießen wollte es jedoch monatelang nicht wie erwünscht klappen. Bis zum vergangenen Freitag. Beim 3:2-Heimsieg gegen Osasuna avancierte der 24-Jährige per Doppelpack zum Matchwinner.

Und das mit zwei typischen Weissman-Toren (<<<Die Treffer im Video>>>), wie man sie vom WAC kennt. Beim ersten schoss er im Strafraum perfekt freigespielt platziert ins lange Eck, beim zweiten netzte er unhaltbar per Kopf.

Qualitäten, die der Goalgetter so zuvor bei Real Valladolid noch nicht unter Beweis stellen konnte.

Warum eigentlich nicht? LAOLA1 fragte bei einem Valladolid-Insider nach.

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(Text wird unter dem Video fortgesetzt)

Das heißeste Eisen im Feuer

Luis Miguel de Pablos schreibt für die spanische Tageszeitung "El Norte de Castilla" regelmäßig über den Verein aus Kastilien-Leon.

Bezüglich Weissman ist ihm zunächst wichtig festzustellen, dass der Stellenwert des Stürmers schon vor seinen beiden Treffern kein geringer war - trotz hartnäckiger Flaute.

"Shon ist mit einer Ablöse von vier Millionen Euro der teuerste Neueinkauf der Klub-Geschichte und deshalb das heißeste Eisen im Feuer des Klubs, auch wenn er bis jetzt noch nicht regelmäßig gespielt hat", betont der Journalist.

In acht La-Liga-Spielen kam Weissman vor seinem Durchbruch gegen Osasuna zum Einsatz. 90 Minuten lang stand er dabei nur ein Mal auf dem Feld, zumeist reichte er nur zu Joker-Einsätzen. Im November drückte er gar drei Spiele in Folge über die komplette Spielzeit die Ersatzbank.

"Sollte Shon Valladolids Nummer 9 sein? Ja oder Ja?"

Dennoch sprach sich de Pablos bereits vor dem Osasuna-Spiel dafür aus, dass Weissman in die Startelf rücken müsse:

"Sollte Shon Valladolids Nummer 9 sein? Ja oder Ja? Ich habe schon nach dem letzten Spiel geschrieben, dass Shon der Scorer sein muss, da er gemeinsam mit Marcos Andre der einzige Spieler ist, der Torgefahr in seinen Schuhen hat. Der Coach muss alles Menschenmögliche unternehmen, um das Spiel und den Stil des Teams anzupassen."

"Anfangs brauchte er Zeit, um sich an den anspruchsvolleren Fußball in Spanien zu gewöhnen - genau wie an den speziellen Stil, wie ihn sein Coach pflegt."

Luis Miguel de Pablos

In diesem Statement sind bereits zwei Gründe erwähnt, warum Weissman solche Anlaufschwierigkeiten in Valladolid hatte - der Stil von Coach Sergio Gonzalez und Konkurrent Marcos Andre. Aber der Reihe nach.

De Pablos: "Anfangs brauchte er Zeit, um sich an den anspruchsvolleren Fußball in Spanien zu gewöhnen - genau wie an den speziellen Stil, wie ihn sein Coach pflegt: defensiver, mit konsequentem Einhalten der Verteidigungslinien und Positionen. Als man Shon verpflichtete, wollte der Coach tief stehende Stürmer, die man mit Bällen in den Raum füttern sollte. Als die Saison mit schwachen Resultaten begann, wurde der Trainer nur noch defensiver."

Und dann kam Marcos Andre

In diesem Prozess habe der Coach empfunden, dass Sergi Guardiola den Anforderungen besser als sein Neuzugang entspräche: "Weil er schon das dritte Jahr in Valladolid ist und somit die Ideen des Trainers kennt."

Allzu viel Erfolg brachte es nicht. In den ersten acht Saison-Spielen gelang Valladolid kein Sieg (drei Unentschieden, fünf Niederlagen), weshalb sich der Trainer dazu durchrang, sein System zu ändern.

"Sollten wir es überhaupt je verloren haben, haben wir das Gefühl wiedererlangt, dass er bereit ist. Er hat bewiesen, dass er ein Stürmer mit vielen Vorzügen ist."

Sergio Gonzalez

"Als sich der Coach selbst überzeugte, mit zwei Stürmer zu spielen, erwies sich zu allem Überdruss für Shon plötzlich Marcos Andre als der Fitteste der Stürmer-Gruppe", erklärt de Pablos.

Marcos Andre spielt ebenfalls erstmals in La Liga. Vergangene Saison empfahl sich der Brasilianer mit zwölf Toren für Zweitligist Mirandes für Bewährungsproben in der höchsten Spielklasse.

In jenen drei Spielen, in denen Weissman auf der Ersatzbank schmorte, begann nicht nur Real Valladolid plötzlich zu punkten (zwei Siege, ein Unentschieden), sondern auch Marcos Andre plötzlich zu treffen - er steuerte in jedem der drei Spiele ein Tor bei, während Weissman von draußen zusehen musste.

Der Glaube an Weissman

Dass der Angreifer im Herbst immer wieder bei der Nationalmanschaft Israels weilte und somit zahlreiche Trainings verpasste, habe ebenfalls nicht geholfen. "Sie haben aber trotzdem an ihn geglaubt", betont de Pablos, dass Weissman vereinsintern trotz des holprigen Starts nicht abgeschrieben wurde.

Dass gegen Osasuna Weissman und Marcos Andre erstmals gemeinsam als Doppel-Spitze aufliefen, könnte ein Indiz für eine Trendwende sein.

"Was Shon tun muss, ist auf seine Gelegenheit zu warten, so wie es Marcos Andre getan hat. Als der seine Chance bekam, hat er seine Türe weit geöffnet", meinte Trainer Sergio unter der vergangenen Woche, als auch im Umfeld von Real Valladolid eine Debatte darüber ausgebrochen ist, warum der teuerste Neuzugang der Vereinsgeschichte eigentlich kaum zum Zug kommt.

Ein Stürmer mit vielen Vorzügen

Letztlich passierte Weissman offenkundig das, was neuen Stürmern in einem neuen Umfeld schon mal passieren kann, wenn sie nicht von Beginn an mit Toren auf sich aufmerksam machen und gleichzeitig der Team-Erfolg ausbleibt.

Nach dem Osasuna-Spiel lobte Sergio die harte Arbeit, die sein Schützling trotz der Probleme investiert habe: "Sollten wir es überhaupt je verloren haben, haben wir das Gefühl wiedererlangt, dass er bereit ist. Er hat bewiesen, dass er ein Stürmer mit vielen Vorzügen ist."

Vorzüge, die ihren Preis hatten. Der aus der Ablöse resultierende Druck sei laut de Pablos jedoch kein Problem gewesen:

"Ich glaube nicht, dass die Kosten größeren Druck für Shon bedeutet haben. Erstens, weil er nicht die Kontinuität in seinem Spiel bekommen hat, damit man überprüfen kann, ob er das Geld wert ist oder nicht. Zweitens lag der Druck aufgrund der schwierigen Tabellensitzuation auf dem gesamten Team."

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