news

Adrian Grbic: "Der Geschichte fehlt noch das Ende"

Neue Impulse bei Vitesse. Prägende Rapid-Zeit. Dieses ÖFB-Kapitel fehlt noch.

Adrian Grbic: Foto: © GEPA

Adrian Grbic hat bei Vitesse Arnheim wieder Spaß am Fußball.

So, wie er ihn achteinhalb Jahre lang in der Jugend bei Rapid hatte.

"Die Zeit bei Rapid war für mich sehr, sehr prägend", erinnert sich der ÖFB-Stürmer im LAOLA1-Interview und fiebert dabei auch dem Wiedersehen mit den Hütteldorfern in der Conference League (Hinspiel, 17. Februar, 18:45 Uhr im LIVE-Ticker) entgegen.

Nach dem Frust beim FC Lorient möchte der 25-Jährige die Leihe bei Vitesse nutzen, um seiner Karriere neuen Schwung zu verleihen und über diesen Weg auch sein Comeback im Nationalteam zu schaffen.

Denn dort fehlt vor allem bei einer Geschichte noch das letzte Kapitel.

(Text wird unter dem Video fortgesetzt)

LAOLA1: Nach deiner Unterschrift bei Vitesse Arnheim hast du gemeint: "Ich möchte den Spaß zurückgewinnen." Wie viel Spaß macht es bisher, offenkundig viel Vertrauen zu spüren?

Adrian Grbic: Wenn ich neu zu einem Verein komme, ist für mich das Wichtigste, dass ich das Vertrauen vom Trainer und vom ganzen Umfeld spüre. Für mich war bei diesem Wechsel entscheidend, dass ich Spielzeit gewinne, wieder meine Minuten sammle. In den ersten drei Spielen habe ich jeweils von Anfang an gespielt. Ich habe jetzt schon über 200 Minuten in den Beinen. Ich hoffe, es geht so weiter.

LAOLA1: Warum ist es am Ende Vitesse geworden? Weil mit Thomas Letsch ein Trainer mit Österreich-Bezug dort ist?

Grbic: Vitesse war eigentlich als erstes an mir interessiert. Wir haben die Gespräche früh aufgenommen, und diese Gespräche mit Trainer und Sportdirektor waren super. Für mich hat im Endeffekt alles gepasst. Der Verein war Vierter in der Liga, spielt noch europäisch – auch das waren Gründe. Aber das Wichtigste bleibt, dass ich in der Rückrunde wieder spiele. Das war bei Lorient nicht der Fall, dort bin ich meistens nur auf der Bank gesessen.

Der Vertrag in Lorient läuft bis 2025
Foto: © GEPA

LAOLA1: Du bist jedenfalls aus dem Abstiegskampf zu einem Verein, der im Spitzenfeld mitspielt, gewechselt.

Grbic: Das ist ein wichtiger Punkt. Man sieht auch, dass eine Mannschaft unter der Woche einfach besser drauf ist, wenn sie unter den Top 5 ist, als wenn du fast die ganze Saison gegen den Abstieg spielst. Es tut dir auch selbst unheimlich gut, wenn du mit dem Abstieg nichts zu tun hast und einfach drauf loslegen kannst. Wir können die Großen oben zumindest ins Visier nehmen. Wir haben jetzt schwere Spiele vor der Brust, aber mir taugt es hier extrem, die Stimmung ist top.

LAOLA1: Mit Letsch, Dominik Oroz oder Nikolai Baden Frederiksen gibt es recht viel Österreich-Bezug im Kader. Ist die Bundesliga ein Thema?

Grbic: Immer wieder. Mit Oroz hatte ich schon vorher ein bisschen mehr Kontakt, ihn kenne ich noch aus Wien. Nikolai habe ich natürlich letzte Saison verfolgt, als er in Tirol gespielt hat. Und klar, den Trainer kannte ich auch. Es ist cool, dass wir uns hier in der Mannschaft wiedertreffen. Es ist aber so, dass ohnehin alle Englisch sprechen, also kann ich mich auch mit den weiteren Kollegen bestens verständigen.

"So, wie ich es im Sommer gesagt habe, musste es einmal gesagt werden. Als ich zurückgekommen bin, haben wir uns an einen Tisch gesetzt und darüber gesprochen. Dabei haben wir klare Worte gefunden."

Adrian Grbic

LAOLA1: Hilf uns, aus deiner Zeit in Lorient schlauer zu werden. Nachdem du aus dem EM-Kader gestrichen wurdest, hast du deinen Unmut geäußert: "Ich wurde links liegen gelassen, sie haben mich einfach nur kaputt gemacht das ganze Jahr." Wie ging es nach diesen klaren Worten weiter?

Grbic: Es war nicht einfach für mich. So, wie ich es im Sommer gesagt habe, musste es einmal gesagt werden. Als ich zurückgekommen bin, haben wir uns an einen Tisch gesetzt und darüber gesprochen. Dabei haben wir klare Worte gefunden. Für mich war klar, dass ich weiter Vollgas geben werde, denn ich will mich ja selber verbessern. Ob ich spiele oder nicht, liegt in der Hand des Trainers (Christophe Pélissier; Anm.d.Red.). Er hat mir gesagt, was ich machen muss. Das habe ich gemacht. Im Endeffekt habe ich aber wieder nicht gespielt – bis auf vier Startelf-Einsätze, in denen ich ein Tor gemacht und meiner Meinung nach gut gespielt habe. Nach eineinhalb Jahren war es jetzt zu viel des Guten, dass ich nicht viel gespielt habe. Man sieht es ja auch beim Nationalteam, wo ich dann nicht mehr dabei war. Deshalb habe ich mir gesagt, dass ich etwas Neues machen und wieder mehr Einsatzzeit gewinnen muss, um meine alte Form und alte Stärke wiederzufinden.

LAOLA1: Dein Vertrag bei Lorient läuft noch bis Sommer 2025. Ist eine Rückkehr überhaupt eine Option? Oder sagst du dir: Lorient wird es nicht mehr.

Grbic: Nein, Zweiteres sage ich auf keinen Fall. Ich bin jetzt einmal ein halbes Jahr hier und versuche, in diesem Zeitraum meine bestmöglichen Leistungen zu bringen, Tore zu schießen und so der Mannschaft zu helfen. Was im Sommer passiert, weiß ich nicht. Es ist anzunehmen, dass ich vorerst zu Lorient zurückkehre. Es kann auch sein, dass ich dort weiter mache. Aber darüber mache ich mir im Moment keine Gedanken. Für mich sind nur die nächsten vier Monate hier bei Vitesse wichtig. Was danach kommt, wird man dann sehen.

LAOLA1: Du hast selbst schon anklingen lassen, dass die Situation bei Lorient keinen erfreulichen Einfluss auf deine Nationalteam-Karriere hatte. Hast du momentan Kontakt zum Teamchef?

Grbic: Ehrlich gesagt war unser bislang letztes Telefonat jenes, als er mir gesagt hat, dass ich nicht bei der EM dabei bin. Seither gab es keinen Kontakt.

LAOLA1: Im vergangenen Herbst hat phasenweise Personalknappheit geherrscht, trotzdem warst du kein Thema. Hättest du geglaubt, dass du nach deinem starken ÖFB-Herbst 2020 mehr Bonus hast?

Grbic: Auch hier ist es immer die Entscheidung des Trainers, welche Spieler nominiert werden. Das Einzige, was ich machen kann, ist aufzuzeigen und mich ins Rampenlicht zu spielen. Aber das ist eben ganz schwer, wenn du selten von Anfang an spielst. Sicherlich bin ich traurig, dass ich nicht für die EURO nominiert und auch bei den Herbst-Lehrgängen nicht berücksichtigt wurde. Aber: Ich bleibe dran! Auch deshalb war der Schritt zu Vitesse so wichtig.

Jubel über den Last-Minute-Ausgleich gegen Norwegen
Foto: © getty

LAOLA1: Du hast im Sommer gemeint, dass für dich noch Turniere mit Österreich kommen werden. Das heißt, diese Ansage steht trotzdem noch?

Grbic: Sicher! Ich bin ja zum Glück noch nicht am Ende meiner Karriere, habe noch einige Jahre vor mir. Somit bleibt es klarerweise mein großes Ziel, dass ich mit Österreich zu einem großen Turnier fahre.

LAOLA1: Hat sich bei dir eigentlich schon jemand für deinen Anteil am Gewinn der Nations League bedankt, weshalb Österreich überhaupt noch eine WM-Chance hat?

Grbic (lacht): Nein, so direkt eigentlich noch nicht. Wenn ich beim Playoff im März dabei sein könnte und sich der Kreis mit der WM-Qualifikation schließen würde, wäre das natürlich eine super Geschichte! Die Geschichte ist noch nicht fertig geschrieben, da fehlt noch das Ende.

LAOLA1: Ein wichtiges Spiel in Wien wirst du demnächst so oder so bestreiten. Wie oft musst du momentan täglich über Rapid reden?

Grbic: Nach meinem Wechsel zu Vitesse hatte ich viele Interviews, auch wegen Rapid. Im Allianz Stadion in der Conference League gegen Rapid zu spielen, ist schon etwas Geiles! Ich freue mich extrem auf das Spiel, ich kann es kaum erwarten.

"Ich habe die Zeit genossen, die achteinhalb Jahre bei Rapid waren für mich wirklich extrem leiwand."

Adrian Grbic

LAOLA1: Du warst achteinhalb Jahre im Rapid-Nachwuchs. Wie sehr hat diese Zeit auf dem Weg zum Profi geholfen?

Grbic: Die Zeit bei Rapid war für mich sehr, sehr prägend. Ich habe bei Rapid einfach unheimlich viel gelernt. Dort wurde im Nachwuchs mit uns wirklich gut gearbeitet, egal ob mit Individualtrainings, den ganzen taktischen Sachen, Life Kinetik oder Interview-Schulungen. Ich habe die Zeit genossen, die achteinhalb Jahre bei Rapid waren für mich wirklich extrem leiwand.

LAOLA1: Gab es einen Trainer, der besonderen Einfluss auf dich hatte?

Grbic: In der Jugend hatte ich in fast jeder Altersstufe einen neuen Trainer. Es gab wirklich viele Leute, die mir auf dem Weg geholfen haben. Ob Zeljko Radovic, Muhammet Akagündüz, Roman Wallner, Eduard Schreiner oder Peter Herglotz und noch einige weitere – man darf da keinen extra herauspicken. Die Arbeit, die diese Leute geleistet haben, war top. Als junger Fußballer kann man sich bei Rapid extrem weiterentwickeln.

LAOLA1: War es über all die Jahre irgendwann Thema, dass du zurückkehrst? Zumindest Gerüchte gab es 2018 während deiner Altacher Zeit.

2008: Kampf um den Ball im Rapid-Nachwuchs
Foto: © GEPA

Grbic: Stimmt, damals war es ein Thema. Es gab Interesse, aber unterm Strich ist nichts daraus geworden. Ich weiß gar nicht mehr genau, warum nichts daraus geworden ist. Wenig später erfolgte dann der Wechsel nach Frankreich in die zweite Liga zu Clermont Foot.

LAOLA1: Bei der jüngsten Stürmer-Suche hat Rapid gar nicht angeklopft?

Grbic (grinst): Nein, diesmal nicht.

LAOLA1: Rapid gegen Vitesse verspricht ein spannendes Duell zu werden. Siehst du Vitesse vorne?

Grbic: Es ist richtig schwer, eine Prognose abzugeben. Ich kenne unsere Mannschaft und ihre Stärken natürlich besser. Wenn Rapid gut drauf ist, ist das eine starke Mannschaft. Muss Rapid vor leeren Tribünen spielen, wäre das sicher ein Nachteil, weil die Atmosphäre im Stadion immer top ist. Das sind die besten Fans in Österreich, dort ist es immer geil zu spielen. Ich kann nur sagen: Wir werden sicher alles geben und wollen die nächste Runde erreichen.

Kommentare