Nein, er könne das nicht nachvollziehen, betonte Herbert Prohaska am Donnerstag-Abend ein ums andere Mal. Dabei ist es gar nicht so schwer, Rubin Okoties Wechsel in die zweite chinesische Liga zu verstehen. Man muss sich nur ein bisschen an seine Vergangenheit erinnern.
Es war der Spätsommer 2009, als im Knie des damaligen Jungstars etwas kaputt ging. Knorpelschaden. Es hat fast zwei Jahre lang gedauert, bis sich der Stürmer davon wieder erholt hat.
Wann genau dem Wiener zum ersten Mal der Gedanke kam, dass seine Karriere zu Ende sein könnte, bevor sie so richtig begonnen hat, lässt sich schwer feststellen. Es wird irgendwann 2010 gewesen sein. Seither investiert Okotie viel in seine Karriere, wahrscheinlich mehr als die meisten anderen Profi-Fußballer. Fast täglich macht der heute 29-Jährige Zusatzübungen, damit sein Knie hält. Wie lange das noch gutgeht, ist ungewiss.
Jeder Fußballer hat irgendwo im Hinterkopf, dass die Zeit, in der sich mit dem zum Beruf gemachten Hobby gutes Geld verdienen lässt, jederzeit vorüber sein kann – bei Okotie ist diese Erkenntnis wohl präsenter als bei vielen anderen.
Also warum nicht die Karriere, die auf so großen Mühen aufgebaut ist, vergolden? Warum nicht zwei Jahre lang in China viel Geld kassieren, um sich und seine Familie auf viele Jahre hinweg abzusichern? Warum noch ein paar Jahre warten, obwohl es dann vielleicht zu spät sein könnte? Dass vor allem Fußballer von Fans immer wieder dafür gescholten werden, in unattraktiven Ligen gutes Geld zu verdienen, ist grundsätzlich ein wenig unverständlich.
In dieser kapitalistisch getriebenen Gesellschaft, in der – bis auf wenige Ausnahmen – doch alle in gewisser Weise dem schnöden Mammon nachjagen, ist das zu akzeptieren. Niemand käme auf die Idee, öffentlich all die gut ausgebildeten Juristen zu kritisieren, dass sie nicht für die NGO ihres Herzens arbeiten und stattdessen in anderen Kanzleien abkassieren.
Natürlich lebt der Fußball von den Emotionen der Fans, unzählige Menschen bauen ihr Seelenwohl nicht zuletzt auf Erfolg oder Misserfolg ihrer Vereine auf. Für Fußballer wie Okotie ist es aber in erster Linie immer noch ein Beruf. Und in dem gilt es größtmöglichen Erfolg zu haben. Und Erfolg wird heutzutage in erster Linie monetär gemessen. So schwer sollte das gar nicht nachzuvollziehen sein.