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Serie A: Traditionsverein droht nach Abstieg Finanzdebakel

Sampdoria Genua spielt derzeit noch in der Serie A, der Abstieg ist aber schon fix. Ob man im kommenden Jahr in der Serie B antritt, ist ungewiss.

Serie A: Traditionsverein droht nach Abstieg Finanzdebakel Foto: © getty

Am vergangenen Spieltag der Serie A wurde Gewissheit, was sich schon lange angedeutet hat: Sampdoria Genua unterlag bei Udinese Calcio mit 0:2, womit auch der rechnerische Klassenerhalt in der Serie A nicht mehr möglich ist. 

Normalerweise heißt in so einem Fall die Zukunft Serie B, doch bei den "Blucerchiati" ist in dieser Saison nur weniges normal. Schon seit mehreren Jahren plagt sich der Klub mit finanziellen Nöten herum.

Diese wurden im vergangenen Sommer so drastisch, dass es kaum Neuzugänge gab. Diese Umstände sind eine Folge aus den Querelen um Klub-Besitzer Massimo Ferrero.

Der exzentrische Film-Mogul wurde im Dezember 2021 wegen betrügerischem Bankrotts festgenommen und musste als Präsident zurücktreten, blieb aber Mehrheitseigentümer des Vereins.

Schulden unter Ferreros Regentschaft vervielfacht

Zwar behauptete er seit der Übernahme 2014 stets, "Samp" liquide halten zu können. Die Schulden des Klubs sollen sich laut italienischen Medien seither aber um mehr als 100 Millionen Euro auf insgesamt knapp 150 Millionen erhöht haben.

Die Fans sind bereits seit einiger Zeit auf Kriegsfuß mit dem 71-Jährigen und drängen auf einen Verkauf, den Ferrero aber bisher ablehnt, da er nur mit Gewinn verkaufen wolle, wie es heißt. Sogar Morddrohungen wurden an ihn gesendet.

Dem Vernehmen nach verlangt der Filmproduzent rund 40 Millionen Euro, die bisher aber niemand bereit war zu zahlen. In Addition der Schulden und ausstehender Gehälter würde sich ein Investment also auf knapp 200 Millionen Euro belaufen.

Zwar soll es laut Italo-Gazzetten ein Angebot des US-Investors Merlyn gegeben haben, welches Ferrero aber ablehnte, da Merlyn nicht bereit gewesen sei, die Schulden zur Gänze mitzuübernehmen.

Schon zu Beginn des Jahres konnte ein Punkteabzug aus finanziellen Gründen nur knapp vermieden werden, nachdem die Spieler freiwillig auf Gehaltszahlungen verzichtet hatten

Vizepräsident: "Haben Sanierungsprogramm"

Der Schuldenberg drückt nun so sehr, dass dem Verein die Zahlungsunfähigkeit droht. Mit einem etwaigen Bankrott ginge auch die Zwangsrelegation in die Serie D einher.

Dennoch gibt es laut Vizepräsident Antonio Romei einen Strohhalm, an den man sich klammert. Der aktuelle Vorstand arbeitet getrennt von Eigentümer Ferrero und versucht, einen Plan für die Rettung aufzustellen, wie Romei bei "Sky Italia" erklärt.

So verheerend die sportliche Saison verlaufen ist - die Stankovic-Elf holte bisher nur 17 Zähler - stehe das wichtigste Spiel des Jahres noch bevor, betont der Vizepräsident. Nämlich jenes um das Überleben des Klubs.

"Ich spreche im Namen des gesamten Verwaltungsrats, wir arbeiten hart an einer Lösung und werden alles tun, denn Sampdoria hat es verdient, weiterzumachen. Die nächsten Tage werden sehr wichtig sein", so Romei.

Konkret müsse bis Ende des Monats eine Lösung her, da ansonsten die Eröffnung eines Konkursverfahrens droht.

"Wir haben ein nachhaltiges Sanierungsprogramm, das von den Finanzberatern geprüft wurde, daher sind die Nachrichten, die im Umlauf sind, vielleicht ein wenig zu alarmierend", versucht er zu relativieren.

Man habe "eine klare Vorstellung von der Situation", jetzt versuche man, "sie so schnell wie möglich zu lösen."

Klub-Vorstand erfährt breite Unterstützung bei Rettungsmission

Auch lokale Unternehmer und Genuas Bürgermeister setzen sich mittlerweile für eine Rettung des angeschlagenen Klubs ein. Stadtchef Marco Bucci sagte bei "Telenord": "20 Tage sind kurz, aber wir werden die Ärmel hochkrempeln und das tun, was eine Verwaltung tun kann, nämlich es Interessenten zu erleichtern, vor Ort zu investieren."

Man wolle die lokalen Unternehmer motivieren, bei der Rettung mitzuhelfen und bürokratische sowie administrative Prozesse erleichtern, erklärte er.

Auch Klub-Ikone Fabio Quagliarella meldete sich nach dem fixierten Abstieg zu Wort. "Es liegt nicht mehr an uns als Spieler, aber wenn es nötig ist, wenn ich etwas tun kann, vor allem noch auf dem Spielfeld oder auch abseits davon, dann werde ich es machen", schreibt er auf Instagram.

Sollte Sampdoria Genua also in der kommenden Saison in der Serie B antreten können, dürfte zumindest der mittlerweile 40-jährige Kapitän an Bord bleiben.

Ein Genua-Derby - das "Derby della Lanterna" - wird es dann aber dennoch nicht geben. Stadtrivale CFC Genua mit ÖFB-Legionär Stefan Ilsanker hat den direkten Wiederaufstieg in die Serie A bereits fixiert.


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