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Maierhofer: Das erwartet Kalajdzic bei Wolves

Kalajdzic auf Maierhofers Spuren! Major weiß, worauf es bei Wolverhampton ankommt.

Maierhofer: Das erwartet Kalajdzic bei Wolves Foto: © GEPA

Das Rätselraten hatte am vorletzten Transfertag endlich ein Ende!

Bayern, Dortmund, Manchester United... nein, die Zukunft von Sasa Kalajdzic liegt bei den Wolverhampton Wanderers. Nach 24 Toren in 60 Pflichtspielen verlässt der ÖFB-Teamspieler den VfB Stuttgart Richtung England und schwärmt regelrecht von seinem neuen Arbeitgeber.

Damit hat Österreich wieder einen England-Legionär.

Doch was erwartet Kalajdzic bei den Wolves? Einer, der es wissen muss, ist Stefan Maierhofer. Der heutige Krems-Stürmer stand von 2009 bis 2011 bei den Wanderers unter Vertrag, lernte den Verein schätzen, auch wenn es abgesehen von Leihen zu Bristol City und Duisburg nur zu zehn Einsätzen und einem Tor bei den Profis reichte.

"Es ist Premier League! Jetzt muss er sich beweisen", freut sich Maierhofer im Gespräch mit LAOLA1 über seinen Nachfolger in Wolverhampton. "Nicht die schönste Stadt (lacht)! Aber ein richtig traditionsreicher Premier-League-Verein."

Wolverhampton "hat seinen eigenen Flair"

Die Erinnerungen an England packen den mittlerweile 40-Jährigen noch heute. Wolverhampton hat sich nach Auf- und Abstiegen mittlerweile in der höchsten Spielklasse etabliert, im Mittelfeld festgesetzt und vor drei Jahren sogar in der Europa League gespielt.

"Die Leute in der Stadt lieben diesen Verein und das Molineux ist ein cooles Stadion. Es hat seinen eigenen Flair. Und am Trainingsground haben sie noch alles Mögliche dazugestellt. Er wechselt zu einem Top-Verein. Zu meiner Zeit war es schon sehr gut, 13 Jahre später wird es noch einmal um einen Tick besser sein", gratuliert Maierhofer dem 25-jährigen Wiener zu seiner Wahl.

Was für ihn speziell war? Die Hingabe der Fans für den Klub. Da er anders als die meisten seiner Kollegen nicht im 45 Minuten entfernten Birmingham wohnen wollte, ließ er sich im Stadtteil Tettenhall nieder und freundete sich mit seinem Nachbarn an, mit dem er dann sogar Weihnachten und Silvester feierte oder bei dem er nach dem Training auf einen Tee vorbeischaute.

"Er hat mich nett angequatscht und sich gefreut, weil er ein Riesen-Wolves-Fan ist, der seit 25 Jahren eine Saisonkarte hat. Egal wie sie spielen, er geht immer ins Stadion. Ich wünsche Sasa einfach, dass er dort gut ankommt und er auch die Leute in der Ortschaft kennenlernt. Wenn er dort lebt, werden ihm die Leute sehr herzlich entgegengekommen, weil der Fußball für sie in Wolverhampton schon sehr viel bedeutet."

Anfangs-Bonus, aber 20 Millionen-Rucksack

Sportlich darf Kalajdzics neue Aufgabe nicht unterschätzt werden, nur weil es sich um einen Mittelständler handelt. Es wird interessant werden, wie sich der ÖFB-Legionär in der beinharten Premier League zurechtfindet. Die Wertschätzung für den Wunschspieler sei um einiges größer als dazumals für Maierhofer, der um 2,5 Millionen Euro vom SK Rapid geholt wurde.

"Rund 20 Millionen - das ist natürlich ein Rucksack, den du mit dir mitschleppst. Das ist schon eine Riesenablöse. Ein Österreicher, der für 20 Millionen verkauft wird und in die Premier League geht. Das ist nicht oft der Fall", weiß der "Major", dass sein Stürmerkollege in Zukunft auch daran gemessen wird.

"Er hat am Anfang vielleicht diesen Bonus, weil ihn der Trainer haben wollte, aber den Rucksack muss er sich selber umhängen und sagen: Ich kann damit umgehen, ich habe die Leichtigkeit, habe richtig Bock drauf und ich haue alles rein. Und fit bleiben – weil er ist leider schon verletzungsanfällig und in der Liga geht es schon härter zur Sache. Da musst du schon tagtäglich alles abrufen."

Für Stuttgart sei diese Ablöse ein perfekter Deal gewesen. Bei den Schwaben war Kalajdzic ein absoluter Zielspieler, hat seine Chancen eiskalt genützt und seine Qualität unterstrichen. "Aber das muss er jetzt ummünzen und in der Premier League zeigen."

Hungrig wie Haaland? "Dort musst du immer funktionieren"

Das beste Beispiel dafür sei Erling Haaland, der in der deutschen Bundesliga sofort eingeschlagen hatte und jetzt in fünf Spielen bei Manchester City bereits neun Tore am Konto hat. Diesen Hunger und Willen müsse auch Kalajdzic zeigen, um nicht von Anfang an Einsatzzeiten und Erfolgen nachzulaufen.

Denn die Konkurrenz ist groß. Die Wolves führen neben dem Neuzugang sieben weitere Stürmer an, auch wenn diese teils anders eingesetzt werden. Trotzdem zeigen Namen wie Raul Jimenez, Adama Traore, zuletzt an Barcelona verliehen, oder Hee-chang Hwang, früher bei RB Salzburg, womit es Kalajdzic zu tun bekommt.

"Er hat sich das aber natürlich mit seinen Toren bei Stuttgart erarbeitet. Ich hoffe und wünsche es ihm, dass er mehr Einsatzzeiten bekommt als ich damals bei Wolverhampton. Ich bin gekommen, habe im ersten Spiel gleich getroffen, aber danach hat der Trainer immer auf Spieler gebaut, die in der Championship alles für den Aufstieg gegeben haben. Deshalb habe ich nie meine fünf, sechs Spiele am Stück bekommen", erinnert sich Maierhofer und wünscht seinem Nachfolger einen besseren Start.

Der Konkurrenzkampf sei eine Competition und Herausforderung, die er annehmen und akzeptieren muss. "In Stuttgart hat er vielleicht auch mal nicht so gut trainiert, hat aber gespielt, weil der Trainer gewusst hat, dass er am Wochenende seine Leistung bringt. Das kannst du dort nicht machen, du musst immer funktionieren."

"Sonst schieben ihn die Verteidiger weg"

Vor allem muss man für die harte Gangart und andere Spielweise in England bereit sein. Auch Maierhofer musste körperlich auftrainieren, um der Premier League gewachsen zu sein. Kalajdzic hat eine ähnliche Statur wie der Ex-Rapidler, vielleicht jedoch noch ein bisschen schmächtiger.

"Das ist eine härtere Liga. Wenn er in seinem guten Fußballeralter in den nächsten Monaten an seinem Oberkörper trainiert, dann kommt er vielleicht wie Leon Goretzka daher. Ich denke schon, dass er obenrum ein bisschen zulegen muss, weil sonst schieben ihn die Verteidiger weg", muss der Niederösterreicher zugeben, traut dem Hünen aber einige Tore in England zu.

"Wenn er fit bleibt, dann wird er dort hoffentlich seine Einsatzminuten bekommen und Woche für Woche auf Torjagd gehen. Ansonsten wünsche ich ihm viel Erfolg in der Premier League. Das ist eine geile Liga, jeder schaut sie, jeder kennt sie. Ob das jetzt West Ham, Nottingham Forest oder die Wolves sind – es ist ein cooler Traditionsverein, der schon einen guten Mittelfeldplatz in der Premier League erreichen kann. Vielleicht reicht es sogar für die internationalen Plätze", glaubt der Major an einen Platz zwischen Rang 6 und 10.

Definitiv zu tun bekommt es Kalajdzic mit einer Multikulti-Truppe. Vor allem sehr viele Portugiesen stehen im Kader, das war auch schon zu Maierhofers Zeiten so. Mit seiner Art und Weise sollte der Ex-Stuttgarter aber keine Probleme haben, im Team und bei den Fans Anklang zu finden.

"Er hat auch diesen Wiener Schmäh, er ist ein Lausbub"

Denn auch in dieser Hinsicht sind sich Maierhofer und Kalajdzic ähnlich - beide Spieler tragen das Herz auf der Zunge, sind Typen, die polarisieren, aber generell in Akademie-Zeiten die Ausnahme und vom Aussterben bedroht sind.

"Das finde ich sowieso gut! Das Traurige ist halt: Er fällt halt immer mehr auf, weil es keine mehr gibt von denen, die sagen, was sie sich denken. Er hat auch diesen Wiener Schmäh, er ist ein Lausbub", muss Maierhofer schmunzeln. "Er ist aber auch in Deutschland mit seiner Art gut angekommen. Und er war ja auch extrem erfolgreich, dann hast du ein ganz anderes Standing. Das muss er sich in England neu erarbeiten."

Ohne Fleiß kein Preis, aber der neue Kremser Spielertrainer traut dem 15 Jahre jüngeren Kollegen den Durchbruch durchaus zu. "Wenn er das hinkriegt und schafft: Geil! Ich finde es schön und freue mich für die Jungs, die so einen Weg einschlagen. Er war bei Donaufeld, Vienna, Admira. Dann kommt er auf einmal nach Stuttgart, reißt sich im Vorbereitungsspiel das Kreuzband, dann steigen die auf. So wie er es die letzten zwei Jahre in der Bundesliga gemacht hat: Absolut top, überragend!"

Nun wird ein neues Kapitel aufgeschlagen. Noch mehr Spiele, noch mehr Intensität und ein Spielplan, der seinesgleichen sucht. Trotz WM wird nicht auf den legendären Boxing Day am 26. Dezember verzichtet, auch über Silvester wird gespielt. Sollten Spieler ins WM-Finale kommen, würden sie wenige Tage später schon wieder in der Liga gefordert sein - das bleibt Kalajdzic erspart. Trotzdem ist Maierhofer gespannt, wie der Neo-Wolve diese Umstellung verkraftet.

"Der Fußball dort ist einfach ganz speziell"

Möglicherweise ist Wolverhampton nur der nächste Step für Kalajdzic auf dem Weg nach ganz oben. "Er ist im besten Fußballeralter. Wenn er von der Quote anschlägt, wo er in Stuttgart aufgehört hat, ist ihm viel zuzutrauen."

In der Premier League spielen zu dürfen, sei aber ohnehin schon ein Geschenk, das auch Maierhofer nicht missen will. Von Rapid auf die "Insel" zu wechseln, war eine einfache Entscheidung, weil "ich kann dort gegen Tottenham, Liverpool, Chelsea und Manchester spielen. Natürlich habe ich dann nicht diese Einsatzminuten bekommen, die ich gerne gehabt hätte. Aber für mich war es trotzdem ein Riesenabenteuer und Erlebnis."

Auch wenn es nur zehn Einsätze für Wolverhampton waren, spielte er immerhin zwei Mal gegen Manchester United. "Ich war dann auch noch bei Millwall in der Championship. Der englische Fußball hat mir einfach extrem getaugt und ich bin froh und dankbar für die Monate, die ich auf der Insel verbringen durfte als Spieler. Der Fußball dort ist einfach ganz speziell. Die Leute lieben den Fußball, die Stadionkulisse – das hat einen eigenen Flair. Ich bin dankbar, demütig, alles gut."

Während sich Maierhofers Karriere dem Ende neigt, ist Kalajdzic noch mittendrin. Und Österreich kann stolz sein, wieder einen weiteren Legionär in der englischen Premier League zu haben, der bei Wolverhampton aus ÖFB-Sicht hoffentlich einschlagen wird.

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