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Experte: Arnautovic wird im Sommer gehen

Exklusiv: Experte schätzt Arnautovic-Zukunft ein und wie er Fans zurückgewinnen kann.

Experte: Arnautovic wird im Sommer gehen Foto: © getty

Am Freitag feiert Marko Arnautovic seinen 30. Geburtstag.

Als Profi-Fußballer durchaus ein wegweisendes Alter und bei Österreichs „Fußballer des Jahres“ wird dies nicht anders sein. Das liegt jedoch vor allem am letzten Winter-Transferfenster.

Arnautovic wollte nach eineinhalb Jahren bei West Ham United unbedingt nach China wechseln, seither ist seine Karriere beim Premier-League-Klub aus London ordentlich ins Stocken geraten.

Im exklusiven Interview mit LAOLA1 glaubt der englische Fußball-Journalist und West-Ham-Experte Sam Inkersole nicht an einen Verbleib über den Sommer hinaus und gibt Einblick, wie sich die Meinung der Fans des Klubs gegenüber Arnautovic gewandelt hat.

China hat ihm den Kopf verdreht

„Es ist ziemlich kompliziert im Moment, weil er momentan nicht so viel spielt, wie er sich das wahrscheinlich vorstellt, nachdem was im Jänner passiert ist“, spricht Inkersole den Leistungsabfall seit den Wechsel-Gerüchten an.

Er kann sich diesen gut erklären: „Ich glaube, dass China ihm den Kopf verdreht hat. Das ist nicht überraschend, weil ihm sehr, sehr viel Geld angeboten wurde und er hätte auch ein gemütlicheres Leben dort.“

Sam Inkersole gilt als West-Ham-Experte

„Er ist nicht mehr der Spieler, der er davor war und speziell nicht der Spieler vom Ende der letzten Saison, wo er wirklich in Top-Form war“, so der „football.london“-Journalist weiter. „Er hat nicht mehr diesen ‚Bully‘ in sich, wenn er Verteidiger einschüchtert und richtig aggressiv auftritt. Es wirkt, als würde er ziemlich viel Gewicht auf seinen Schultern tragen.“

Zahlen beweisen Leistungsabfall

Am 9. Jänner in diesem Jahr ist erstmals ein möglicher China-Wechsel aufgekommen, das Thema hielt sich über die gesamte Transferzeit. Bis zu diesem Datum hatte Arnautovic in 15 Spielen sieben Tore und zwei Assists zu Buche stehen. Seither gelang ihm in neun Einsätzen lediglich ein Assist.

Ob er den gescheiterten Wechsel immer noch nicht mental verarbeitet hat? „Zu Beginn lag es sicher am gescheiterten Wechsel nach China, den er offensichtlich wollte. Egal, was er danach gesagt hat, er wollte zweifelsohne gehen und mehr Geld machen. Und das hat zweifelsohne seine Leistungen beeinflusst“, ist sich Inkersole sicher.

Dass Arnautovic Groll gegen die Vereinsführung hegen könnte, glaubt Inkersole nicht: „Er wusste, wenn die geforderte Ablösesumme von 40 Millionen Pfund nicht gezahlt wird, wird er nicht verkauft. Und im Endeffekt hat er einen neuen Vertrag unterschrieben. Wenn er wirklich unglücklich gewesen wäre, hätte er nicht für ein weiteres Jahr unterschrieben.“

Nach dem endgültigen Verhandlungs-Ende zwischen den Klubs aus China und West Ham gab es für Arnautovic eine Vertragsverlängerung bis 2023, Gehaltserhöhung inklusive. Dass der bald 30-Jährige bis zum Ende seines Dienstpapiers bei den „Hammers“ bleibt, ist allerdings auszuschließen.

Darum will West Ham „Arnie“ verkaufen

Für den Experten gibt es keine Zweifel, dass der Vertrag nicht erfüllt wird: „Ich glaube trotzdem, dass er im Sommer gehen wird. Offensichtlich hat sich sein Marktwert verringert in den letzten drei, vier Monaten. Sollte ein Angebot kommen, wird es sich der Klub ernsthaft überlegen.“


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Der Grund, warum West Ham mittlerweile doch an einem Arnautovic-Abgang interessiert ist, hat ökonomische Gründe: „Der Klub muss sein Transfer-Budget für diesen Sommer aufstocken, ansonsten haben sie nur ein sehr kleines Budget. Ich weiß nicht, wie viel sie jetzt für ihn verlangen würden, aber es geht auch um sein Gehalt. Er ist jetzt der zweitbestverdienende Spieler im Klub.“

„Wenn das richtige Angebot kommt, werden sie es sich sicher überlegen, weil sie Geld machen müssen, wenn Trainer Manuel Pellegrini die Spieler bekommen will, die er glaubt zu brauchen. Er ist sicher nicht der einzige Spieler auf der Abschlussliste, da gibt es einige“, glaubt Inkersole an einen kleinen Umbruch im Sommer.

Sturm wird umgebaut

Neben Arnautovic wird es auch die anderen Stürmer treffen: „Du hast Lucas Perez, der 80.000 Pfund in der Woche verdient und nichts zeigt, Javier Hernandez verdient 140.000 Pfund in der Woche. Andy Carroll, sein Vertrag wird nicht verlängert werden, aber auch er verdient aktuell 90.000 Pfund pro Woche. Es könnte eine ziemliche Generalsanierung im Sturm geben.“

In den Medien kursieren bereits als potenzielle Neuzugänge im Sommer Fulham-Stürmer Aleksander Mitrovic oder Edin Dzeko. Letzteren schließt Inkersole aus: „Es wird berichtet, er habe bereits einen Monster-Vertrag mit einem Gehalt von 165.000 Pfund pro Woche unterschrieben. Das wird ganz einfach nicht passieren. West Ham kann es sich nicht leisten, so viel Geld zu zahlen.“

Dazu nennt er einen anderen Stürmer, der den Vorstellungen von West Ham entspricht: „Was West Ham vermutlich machen wird, ist Spieler zu verpflichten, die ein bisschen mehr Ablöse kosten, aber ein kleineres Gehalt bekommen. Aleksandar Mitrovic ist auf der Liste, gleich wie Maximiliano Lopez. Er ist ein Stürmer bei Celta Vigo und erfüllt das Anforderungsprofil perfekt: Er ist 22 Jahre alt, er würde sein Gehalt verdoppeln, aber immer noch in West Hams Rahmen liegen.“

Dorthin verschlägt es Arnautovic

Im Winter wollte West Ham noch 40 Millionen Pfund für den ÖFB-Legionär, im Sommer wird das wohl weniger sein: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie jetzt die im Winter veranschlagten 40 Millionen Pfund für ihn bekommen. Ich glaube, sie könnten immer noch zwischen 30 und 35 Millionen Pfund für ihn herausholen."

"Ich bin mir nicht sicher, ob irgendein Klub in Europa bereit ist so viel Geld für einen Stürmer zu zahlen, der bald 30 Jahre alt wird, keine überragende Saison spielt und recht temperamentvoll sein kann, und das ist noch eine Untertreibung."

Sam Inkersole

Mögliche Ziele gibt es für den Experten wenig: „Der einzige englische Klub, der mit ihm in Verbindung gebracht wurde, war Manchester United und das war noch, als Jose Mourinho dort Trainer war. Er ist nicht mehr dort, daher glaube ich, dass ein Wechsel zu einem anderen Premier-League-Klub vom Tisch ist. Wenn er wechselt, dann sicher ins Ausland und um ehrlich zu sein, ist China das einzig realistische Ziel.“

„Ich bin mir nicht sicher, ob irgendein Klub in Europa bereit ist, so viel Geld für einen Stürmer zu zahlen, der bald 30 Jahre alt wird, keine überragende Saison spielt und recht temperamentvoll sein kann, und das ist noch eine Untertreibung. Ein Wechsel nach China ist die einzige wirklich logische und realistische Option“, so seine Einschätzung.

Kein Flügelspieler mehr

Sollte auch ein Sommer-Transfer scheitern und West Ham gleichzeitig prominente Stürmer verpflichten, wäre eine Rückkehr auf die Flügelpositionen denkbar. Inkersole glaubt aber nicht daran.

„Er entspricht nicht den Erwartungen von Pellegrini an Flügelspieler. Er hat zuletzt gegen Chelsea (0:2-Pleite am 8. April, Anm.) in der ersten Halbzeit am rechten Flügel gespielt und es hat gar nicht funktioniert. In der zweiten Halbzeit hat er ihn dann ins Sturm-Zentrum gezogen und er zeigte die besten 45 Minuten seit Jänner“, hat der chilenische Trainer andere taktische Vorstellungen. „Wenn er unter Pellegrini spielt, dann als Mittelstürmer.“

„Er wurde zwar als Flügelstürmer gekauft, aber jetzt funktioniert er als Stürmer einfach besser. Und Arnautovic sagt das auch selbst, dass er es bevorzugt, ganz vorne zu spielen und mehr Tore zu schießen“, erzählt Inkersole.

Bei den Fans unten durch?

Das Wechsel-Theater im Winter hat Arnautovic auch einiges an Kredit bei den Fans der „Hammers“ gekostet. Vor Jänner war der Stürmer noch richtiger Fan-Liebling.

„Ohne seine Tore wäre West Ham letzte Saison wohl abgestiegen und das ist keine Übertreibung. Er wurde richtiggehend bewundert bei West Ham. Dann passierte allerdings der Jänner und die Meinung hat sich ziemlich rasch geändert“, schildert Inkersole.

Besonders Bruder und gleichzeitig Agent Danijel Arnautovic ist den Anhängern ein Dorn im Auge: „Die Fans wissen immer noch, dass er der beste Stürmer im Klub ist, darüber gibt es keine Zweifel. Sie sind nur nicht sehr begeistert von seiner Einstellung und vor allem von seinem Bruder Danijel, der gefordert hat, Marko gehen zu lassen. Aber es stimmt, davor haben sie ihn richtig verehrt im London Stadium. Ich will nicht sagen, dass sie ihn als Held gesehen haben, aber er war definitiv der Fan-Liebling.“

Besonders nachtragend sind die West-Ham-Fans aber nicht: „Sie werden ihm vergeben, wenn er sich richtig reinhaut. West-Ham-Fans sind relativ einfach zufrieden zu stellen. Wenn man sich das Spiel gegen Manchester United am Wochenende anschaut: Die Spieler haben Standing Ovations nach Spielende bekommen, obwohl sie 1:2 verloren haben, einfach weil sie 110 Prozent gegeben haben. Und das ist alles, was sie verlangen. Wenn er sich voll reinhängt und vollen Einsatz zeigt, werden die Fans das anerkennen.“

Die Rückkehr der Fan-Liebe – es wäre auch ein schönes Geburtsgeschenk für Arnautovic.

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