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Hoheneder: "RB-Hype ein bisschen abgeklungen"

Der Neo-Chemnitzer drückt im Bullen-Duell Leipzig die Daumen.

Hoheneder: Foto: © getty

Drei Jahre lang war Niklas Hoheneder Teil des Aufstiegsprojekts RB Leipzig.

In der Saison 2013/14 war er ein einer der Wegbereiter für den sofortigen Aufstieg von der dritten in die zweite Bundesliga.

Nur Dominik Kaiser, Yussuf Poulsen und Daniel Frahn hatten in dieser Saison mehr Liga-Einsätze als er. Letzterer sollte auch diesen Sommer eine wesentliche Rolle beim Vereinswechsel des 32-Jährigen spielen.

Nach zwei Jahren bei Holstein Kiel dockte Hoheneder auf Frahns Empfehlung beim Chemnitzer FC an. Als Abwehrschef nimmt der Oberösterreicher beim Drittliga-Absteiger in einer runderneuerten Truppe (18 Zugänge!) eine bedeutende Funktion ein.

Chemnitz gewann die ersten 15 Saisonspiele der Regionalliga Nordost und führt die Tabelle klar an. im LAOLA1-Interview spricht Hoheneder über seine Verbundenheit zu RB Leipzig, die Wahrnehmung des Klubs in der Region und seine alte Heimat LASK.

LAOLA1: Du spielst seit Sommer in Chemnitz und das sehr erfolgreich. Wie hast du dich dort eingelebt?

Niklas Hoheneder: Es hat von Anfang an alles gepasst. Daniel Frahn, den ich aus gemeinsamen Zeiten in Leipzig kenne, hat mir den Wechsel schmackhaft gemacht. Bis auf zwei Spieler sind alle neu zum Verein gekommen und wir haben eine gute Mischung aus alten und einigen jungen Spielern. Wenn fast alle versuchen, Anschluss zu finden, dann geht so etwas viel schneller, als wenn du alleine zu einer neuen Mannschaft kommst, die sich schon in- und auswendig kennt. Es war aber schon außergewöhnlich, dass wir uns so schnell gefunden haben und die ersten 15 Spiele gewonnen haben.

LAOLA1: Bist du bewusst als routinierter Spieler neben den jüngeren für die Abwehr verpflichtet worden?

Hoheneder: Ja, Trainer und Sportdirektor wollten in jedem Mannschaftsteil einen erfahrenen Spieler haben. Ich bin das in der Abwehr, Dennis Grote im Mittelfeld und Frahn vorne. Wir sind alle über 30 und sollten die drei Säulen im Spiel sein.

LAOLA1: Der Vertrag läuft bis 2021. War das auch ein Wunsch von dir, sich über mehrere Jahre noch einmal an einen Klub zu binden?

Hoheneder: Ich hätte im Sommer auch nach Österreich wechseln können, aber ich habe den Wechsel für die Familie gemacht. Meine Frau kommt aus Leipzig und meine Tochter wurde dort geboren. Deswegen wollte ich nach meiner Zeit in Kiel zurückkommen und auch nach meiner aktiven Karriere in Leipzig bleiben. Nach den drei Jahren hänge ich vielleicht noch eines dran oder auch zwei - je nachdem wie es mir geht. Aber nur ein Jahr wollte ich nicht unterschreiben und auch nicht wieder umziehen. Ich wohne in Leipzig und pendle jeden Tag die 80 Kilometer nach Chemnitz.

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LAOLA1: Du hast bei RB Leipzig drei Jahre verbracht und Erfolge gefeiert. Wie intensiv verfolgst du noch, was dort passiert?

Hoheneder: Der Klub wird immer ein Teil von meinem Leben sein. Ich habe damals mithelfen können, den Verein von der vierten in die zweite Liga zu bringen. Ich habe auch noch ein paar Freunde beim Verein, auch wenn sie immer weniger werden. Mit Diego Demme und Yussuf Poulsen stehe ich immer noch in Kontakt. Auch andere Mitarbeiter wie Physiotherapeuten und Zeugwarte kenne ich noch gut. Die treffe ich immer wieder gerne.

LAOLA1: Das Duell mit Salzburg in der Europa League hat schon beim Hinspiel für eine spezielle Stimmung gesorgt. Wie schätzt du die Lage von RB Leipzig vor diesem Spiel ein?

Hoheneder: Ich war beim Hinspiel im Stadion und war vom Spiel der Salzburger sehr beeindruckt. Ich glaube, dass Leipzig die Mannschaft sogar ein bisschen unterschätzt hat, für mich war das damals auch nicht die stärkste Mannschaft, die bei Leipzig auf dem Feld stand. Salzburg hat das damals eiskalt ausgenützt und super gespielt.

LAOLA1: Auch in der Liga lief es damals nicht nach Wunsch, hat Salzburg die Leipziger damals ein bisschen wachgerüttelt?

Hoheneder: Ja, ich glaube, dass Trainer Ralf Rangnick damals auch erkannt hat, dass ein paar Spieler noch nicht so weit sind, wie er es gerne hätte. Das hat man in diesem Spiel gesehen, nicht umsonst hat er auch in der Halbzeit drei Mal gewechselt. Das war sicher ein Weckruf für die Mannschaft und danach lief es auch in der Liga besser.

LAOLA1: Wie siehst du das Standing von RB in der Region?

Hoheneder: Der erste Hype um den Klub nach dem Aufstieg und dem Vizemeistertitel in der Bundesliga ist ein bisschen abgeklungen. Das ist jetzt Alltag geworden. Jetzt erwartet man sich von RB in der Umgebung, dass sie ganz oben mitspielen und wieder Zweiter werden. Auch die Zuschauerzahlen sind zurückgegangen, auch wenn ich mir das nicht ganz erklären kann, weil die Mannschaft noch immer einen attraktiven Fußball spielt.

LAOLA1: Wie wird die Beziehung zum Klub aus Salzburg in der Öffentlichkeit wahrgenommen?

Hoheneder: Das wird aus Salzburger Sicht sicherlich dramatischer gesehen. Zu meiner Zeit in Leipzig war es noch so, dass Salzburg das Zugpferd von Red Bull war. Seit dem Aufstieg in die Bundesliga und der Teilnahme an der Champions League hat sich das natürlich verändert. Das sieht man auch daran, wie viele Spieler von Salzburg nach Leipzig gewechselt sind. Es wird vielleicht ein paar geben, die Salzburg als die "kleine Schwester" bezeichnen, aber das ist absoluter Schwachsinn. Ich glaube, dass Leipzig Respekt vor der Arbeit in Salzburg hat. Man hat auch in der Europa League in der vergangenen Saison gesehen, wie gut Salzburg arbeitet und sogar weiter gekommen ist als Leipzig.

LAOLA1: Bei einem Blick auf die österreichische Bundesliga muss dir ja momentan das Herz aufgehen. Der einzige Klub, der annähernd mit Salzburg Schritt halten kann, ist der LASK.

Hoheneder: Ich verfolge die Spiele noch ganz genau und finde super, wie sie das dort machen. Man sieht, wie sich vollstes Vertrauen zum Trainer bezahlt macht. Die Harmonie ist spürbar, die Mannschaft hat sich gefunden. Es macht Spaß, ihnen zuzuschauen. Ich habe Oliver Glasner ja damals noch als Spieler erlebt, als ich gerade in die Kampfmannschaft gekommen bin. Er war schon damals ein Typ, dem man genau zuhört, wenn er einem etwas sagt.

LAOLA1: Wäre eine Rückkehr zum LASK nicht doch reizvoll gewesen?

Hoheneder: Ich habe den LASK vor mittlerweile zehn Jahren verlassen und habe damals gesagt, ich will auf jeden Fall noch einmal zurückkommen, egal wann. Ich war leider zu lange weg und jetzt hat es nicht mehr funktioniert. Der LASK setzt jetzt auch auf viele junge Spieler mit drei, vier auserwählten älteren. Es ist schade, dass es nicht mehr geklappt hat. Vielleicht mache ich aber nach der aktiven Karriere etwas im Fußball - möglicherweise auch wieder in Österreich. Momentan bin ich noch zu aktiv dafür, um mir darüber Gedanken zu machen.

LAOLA1: Dein Tipp für das Spiel zwischen Salzburg und Leipzig und wem drückst du die Daumen?

Hoheneder: Eher den Leipzigern (schmunzelt). Aber ich tippe auf ein 2:2.


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