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Gregoritsch: "Hätte es verdient, öfter zu spielen"

Der ÖFB-Kicker kann seine Situation in Hamburg nicht nachvollziehen:

Gregoritsch:

So intensive Glücksgefühle wie nach der Rettung des Hamburger SV hat Michael Gregoritsch in seiner Karriere noch nie erlebt.

Weniger glücklich ist der ÖFB-Teamspieler bezüglich seiner eigenen Situation beim "unabsteigbaren" Bundesliga-Dino.

"Ich glaube, dass ich es mir grundsätzlich öfter verdient gehabt hätte zu spielen, weil meine Quote vorne drinnen nicht so schlecht war. Vom Trainer war aber ein anderer Spielstil gefragt. Er hat gemeint, den kann ich nicht so gut spielen. Das habe ich natürlich nicht verstanden und war auch nicht zufrieden", erklärt der Stürmer am Rande des ÖFB-Camps in Stegersbach.

"Der Trainer hat trotzdem viel mit mir gesprochen und hat mich ja auch spielen lassen, aber von der Bank zu kommen, ist natürlich nicht mein Anspruch. Ich hoffe, dass sich das nächstes Jahr ändert und ich wieder mehr Spiele von Anfang an machen kann", so Gregoritsch weiter.

Keine Wechsel-Gedanken

Zum Einsatz kommt der Steirer bei Coach Markus Gisdol regelmäßig. Von 34 möglichen Bundesliga-Partien bestritt er in der abgelaufenen Spielzeit 30, drei Mal fehlte er verletzungsbedingt, nur ein Mal saß er über 90 Minuten auf der Bank. Am Ende standen fünf Tore und drei Assists zu Buche.

"Ich weiß, dass ich diese Quote erhöhen kann und auch will, soll und muss. Das ist mein eigener Anspruch."

Michael Gregoritsch

Aber gerade im Frühjahr war der Offensiv-Allrounder in der Startelf kaum mehr gefragt, nur fünf Mal durfte er von Beginn an ran, ansonsten gab er den Edeljoker.

An einen Vereinswechsel denkt Gregoritsch (Vertrag bis 2019) dennoch nicht, sondern will vielmehr in Hamburg seine Spuren deutlicher hinterlassen: "Nein, ich habe mir keine Gedanken gemacht. Ich bin jetzt einmal froh, dass wir den Nichtabstieg geschafft haben. Wie gesagt: Ich mache ja meine Spiele, und ich weiß auch, dass das Trainer-Team viel von mir hält, aber dass ich statt 15 lieber 28 Spiele von Beginn an machen würde, ist auch selbstredend."

Seine Torausbeute findet er in Ordnung: "Aber ich weiß, dass ich diese Quote erhöhen kann und auch will, soll und muss. Das ist mein eigener Anspruch, weil ich mich bis jetzt fast überall durchgebissen und meine Tore gemacht habe."

Noch nie erlebte Emotionen

Dass er seine Ambitionen für die kommende Saison in der höchsten Spielklasse in die Höhe schrauben kann, ist nicht selbstredend. Nach nur zwei Punkten und vier erzielten Toren in den ersten zehn Runden haben wohl nur mehr die Mutigsten auf einen Klassenerhalt des HSV gewettet.

"Die Emotionen waren auf jeden Fall das mit Abstand Intensivste, Höchste und Größte, was ich jemals erlebt habe, nachdem wir während dieser Saison wirklich so viel Scheiße gefressen haben."

Michael Gregoritsch

Dieser wurde mit einem 2:1-Heimsieg im direkten Duell mit dem VfL Wolfsburg sichergestellt, danach stand das Volksparkstadion Kopf.

"Die Emotionen waren auf jeden Fall das mit Abstand Intensivste, Höchste und Größte, was ich jemals erlebt habe, nachdem wir während dieser Saison wirklich so viel Scheiße gefressen haben. So laut wie das Stadion war, da kriege ich heute noch eine Ganslhaut", schildert Gregoritsch und ärgert sich gleichzeitig, dass man sich angesichts von drei April-Niederlagen in Folge gegen Werder Bremen, Darmstadt und Augsburg überhaupt erst in diese Situation gebracht hat.

Der Bayern-Dusel

Klammert man diese Schwächephase aus, bewiesen die Hanseaten in der entscheidenden Phase aber durchaus Nervenstärke.

"Wenn du nach 34 Spieltagen 14. bist, hast du es verdient geschafft. Man hat immer vom Bayern-Dusel geredet. Wir haben in der Frühjahrs-Saison sechs Spiele in den letzten zehn oder 15 Minuten gewonnen oder zumindest einen Punkt geholt. Das kommt nicht von irgendwoher. Unter Trainer Gisdol haben wir zu Hause nur drei Spiele verloren. Dass bei uns der Druck höher ist, weil wir noch nie abgestiegen sind und Hamburg eine Medienstadt ist, ist auch klar, aber der Klassenerhalt geht in Ordnung", betont Gregoritsch.

Dass die Ansprüche beim HSV andere seien, als bis zuletzt gegen den Abstieg zu fighten, ist laut Meinung des Grazers selbstverständlich. Dennoch plädiert er dafür, nach der Rettung für die kommende Saison die Ziele nicht zu hoch anzusetzen, sondern lieber Schritt für Schritt vorzugehen:

"Man muss jetzt die öffentliche Wahrnehmung einmal ein bisschen zurücknehmen und einfach sagen, wir wollen um Platz 10 bis 15 spielen, oder meinetwegen nicht einmal eine Platzierung nennen, sondern wirklich ein Jahr lang ohne Abstiegssorgen spielen, so wie in meinem ersten Jahr beim HSV. Dann kann man kontinuierlich Schritte weitergehen. Wenn man jetzt wieder Spieler für 15 oder 20 Millionen kauft und das sind dann nicht diese Heilsbringer, die man sich erwartet hat, geht das Muster wieder von vorne los. Ich hoffe einfach, dass es in der nächsten Saison anders sein wird."



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