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Leverkusen: Dragovic soll sich nicht "schleichen"

Bayer Leverkusen benennt jedoch einen Punkt, wo sich Dragovic steigern muss.

Leverkusen: Dragovic soll sich nicht Foto: © GEPA

18 Liga-Spiele absolvierte Aleksandar Dragovic in dieser Saison für Bayer Leverkusen. Beim erfolgreichen Finish im Kampf um einen Champions-League-Platz war er beim deutschen Bundesligisten jedoch nur mehr eiserne Reserve.

Letzmals in der Startelf stand er Mitte März, danach folgten noch drei Joker-Einsätze. Grund genug, um das Gespräch mit den Vereins-Verantwortlichen um Trainer Peter Bosz und Geschäftsführer Rudi Völler zu suchen.

"Sie haben mir nicht signalisiert, dass ich mich schleichen soll, um es auf gut Deutsch zu sagen", berichtet der ÖFB-Teamspieler.

Sollte der Innenverteidiger an einen Abgang gedacht haben, dürfte dies in diesem Sommer angesichts seines bis 2021 laufenden Vertrags also schwierig werden. Andererseits ist es als gutes Zeichen zu werten, dass man in Leverkusen auf ihn baut.

Dragovic: "Wichtig zu wissen, wie es weitergeht"

"Ich kann mir nichts vorwerfen, meine Leistungen waren sehr gut", betont Dragovic. Die Verwunderung, dennoch immer wieder auf der Ersatzbank zu landen, war aber wohl Motivation genug, um sich eingehend mit den Bayer-Machern auszutauschen.

"Die Gespräche waren sehr gut", erklärt der 28-Jährige, der seine Einsatzstatistik auch nicht zu negativ bewertet wissen will: "Als ich vor einem Jahr aus Leicester zurückgekehrt bin, hätte ich nie gedacht, dass ich so viele Spiele mache. Es war mehr, als ich erwartet habe."

Inklusive Europacup und DFB-Pokal waren es insgesamt 28 Pflichtspiele. Aber da geht natürlich mehr. Bosz und Co. haben ihm auch erläutert, wie das klappen könnte.

"Wichtig ist, was der Trainer von mir hält und wo ich mich noch verbessern muss. Das haben sie mir mitgeteilt. Sie bauen voll auf mich, und das ist eine sehr gute Wertschätzung des Vereins. Es war wichtig für mich zu wissen, wie es weitergeht", findet Dragovic.

Leverkusen fordert mehr Führungsqualität

"Ich arbeite an mir, damit ich mehr aus mir rauskomme und als Anführer auf und außerhalb des Platzes auftrete. Dann stehen die Chancen auch sehr gut, dass ich über kurz oder lang Stammspieler bei Bayer Leverkusen werde."

Das entscheidende Feedback betrifft dabei weniger das fußballerische Können: "Ich muss mich mehr zum Leader entwickeln. Das geht nicht von heute auf morgen. Meiner Meinung nach muss man auch die Spiele dafür haben, um ein Führungsspieler zu werden. Denn wenn man nur auf der Bank sitzt, ist es ein bisschen schwierig, die Anerkennung zu bekommen. Aber dennoch: Ich arbeite an mir, damit ich mehr aus mir rauskomme und als Anführer auf und außerhalb des Platzes auftrete. Dann stehen die Chancen auch sehr gut, dass ich über kurz oder lang Stammspieler bei Bayer Leverkusen werde."

Mit dieser Arbeit habe er unmittelbar nach Saisonende begonnen - mit wem, möchte er nicht verraten. Für Spieler mit der Erfahrung von Dragovic gibt es wenig Grund, introvertiert aufzutreten. Dass Bosz ihn immer wieder zurück auf die Bank wandern ließ, begründete der Niederländer aber genau damit:

"Es lag an der Leadership, weil gegen Ende der Saison jedes Spiel ein Endspiel war. Das haben sie mir so gesagt, das muss ich anerkennen und daran arbeiten."

Von Baumgartlinger lernen

Sowohl in Leverkusen als auch beim Nationalteam hat Dragovic mit Julian Baumgartlinger ein Vorbild in Sachen Führungsqualität, von dem er sich viel abschauen kann. Was den ÖFB-Kapitän in Sachen Leadership auszeichnen würde?

"Qualität setzt sich über kurz oder lang durch, dabei bleibe ich. Natürlich weiß ich, dass Fußball viel Business ist, aber am Ende des Tages zählt die Leistung, und wenn man die bringt, kann der Trainer früher oder später nicht darüber hinwegschauen."

"Er macht alles immer sehr sachlich. Ich habe in der Vergangenheit oft aus der Emotion heraus gehandelt, was auch nicht immer positiv ist. Jules geht alles sehr sachlich an, überlegt zwei oder drei Mal, ob es auch gut ist, dass man das so macht. Aber in Leverkusen sehe ich zum Beispiel auch die Benders, die machen das auch sehr gut in Sachen Führungsqualitäten. Da versuche ich mir viel abzuschauen."

Die Bender-Brüder verfügen in Leverkusen über eine beachtliche Hausmacht. Gerade an Sven Bender ist es für Dragovic nicht so einfach, in der Innenverteidigung vorbeizukommen. Auch Baumgartlinger hatte zu Beginn der Amtszeit von Bosz keinen leichten Stand, hat sich jedoch im Verlauf des Frühjahrs unverzichtbar gemacht.

"Qualität setzt sich über kurz oder lang durch, dabei bleibe ich. Natürlich weiß ich, dass Fußball viel Business ist, aber am Ende des Tages zählt die Leistung, und wenn man die bringt, kann der Trainer früher oder später nicht darüber hinwegschauen", will Dragovic diesem Beispiel folgen.

Ob Zweiter oder Vierter ist egal

Dass sich Bayer als Vierter für die Champions League qualifiziert hat, sei natürlich ein Plus, wobei der Wiener scherzt: "Ich habe eh schon genug Champions-League-Spiele, von dem her ist es nichts Besonderes."

19 Mal lief Dragovic für Basel, Dynamo Kiew und Leverkusen bereits in der Königsklasse auf. In der Schweiz und der Ukraine krönte er sich auch insgesamt sechs Mal zum Meister - aus diesem Blickwinkel verwundert folgende Einordnung wenig:

"Am Ende des Tages ist es mir persönlich egal, ob ich Zweiter oder Vierter werde - eine Medaille kriegst du dafür nicht. Es zählt nur der Meistertitel und dann noch die Champions League. Dortmund und Leipzig haben viel mehr Punkte als wir, aber gewonnen haben sie auch nichts - so wie wir. Wir wurden bis zum Winter zum Teil zurecht kritisiert, da wir hinter den Erwartungen geblieben sind, aber am Ende des Tages haben wir das große Ziel Champions League erreicht und es den Kritikern auch wieder gezeigt."

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