Man kann getrost behaupten, dass Florian Kainz beim 1. FC Köln seine besten Wochen als Deutschland-Legionär hinter sich hat.
Zwei Tore und vier Assists in den letzten drei Bundesliga-Partien gegen den FC Bayern, Hertha BSC und Schalke sprechen für sich - vor allem den beiden Kantersiegen gegen die Hertha (Doppelpack) und Schalke (zwei Assists) drückte er seinen Stempel auf.
"Alles in allem durchlebt er gerade seine beste Zeit in Köln", findet gegenüber LAOLA1 Frank Lußem, Leiter der Regionalredaktion West und langjähriger Köln-Experte des "Kicker".
Doch warum die plötzliche Leistungs-Explosion?
So plötzlich ist sie für den Experten gar nicht: "Bereits in der Hinrunde gehörte Florian Kainz zu den Spielern, die durch sinnvolle Dinge eher positiv auf sich aufmerksam machten - selbst in der Phase, als in Köln alles den Bach runter ging."
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Kainz und seine Zurückhaltung
Zuletzt ging in Köln gar nichts mehr den Bach runter. Von den letzten neun Liga-Spielen wurden sieben gewonnen - der Trendwende unter Markus Gisdol sei Dank. Der Neo-Coach setzte jedoch erst bei der Hertha-Partie am 22. Februar erstmals in der Startformation auf Edelreservist Kainz.
Auch beim ÖFB-Nationalteam kann man den Eindruck gewinnen, dass sich der Steirer lieber zurückhaltend äußert anstatt verbaler Werbung in eigener Sache zu betreiben. Bei aller erfreulicher Mannschaftsdienlichkeit kann es dann auch passieren, dass man leichter als manch anderer auf die Bank gesetzt wird.
"Diese Zurückhaltung wird auch in Köln registriert. Kainz ist keiner, der seinen Einsatz lautstark fordert - auch nicht nach überzeugenden Spielen", betont Lußem.
Kainz "gut bis überragend"
Auch in der Gisdol-Ära hätte es schon Anlassfälle gegeben, früher von Beginn an auf Kainz zu setzen: "Gegen Augsburg kam er zur zweiten Halbzeit, leitete die Wende zum Remis ein und war mit Jhon Cordoba auffälligster Spieler. Anschließend saß er erneut auf der Bank, enttäuschte wie alle in Berlin, sorgte allerdings in Frankfurt entscheidend mit für die Wende vom 0:2 zum 4:2, als er zwei Tore vorbereitete - anschließend wieder Funkstille."
Zwei Assists, denen zwei Spiele über die volle Distanz auf der Ersatzbank folgten. Besserung folgte erst Mitte Februar. "Gegen die Bayern kam er zur Halbzeit und überzeugte auf rechts. Seitdem spielt er und spielt gut bis überragend."
Beim 1:4 gegen den Rekordmeister bereitete er den Kölner Treffer vor. Geholfen hat aber vor allem, dass der Flügelflitzer von der linken auf die rechte Seite übersiedelt ist.
"Der Wechsel auf die rechte Seite hat ihm gut getan, verkürzt den Weg zum Tor und erleichtert das Flanken aus dem Spiel. Dazu kommt, dass er in der Defensivarbeit häufiger richtig zum Gegenspieler steht als auf der linken Seite", findet Lußem.
Kainz "macht sich derzeit fast unentbehrlich"
Generell würde der 16-fache ÖFB-Teamspieler "dynamischer denn je und sehr zielstrebig" wirken. Dazu käme das Glück des Tüchtigen. Als Beispiel führt Lußem das 3:0 gegen Schalke an, als Goalie Alexander Nübel seinen Schuss über die Linie gestoßen hat.
Trotz der persönlich starken Phase wirkt der 27-Jährige laut Lußem nach wie vor sehr zurückhaltend. Der frühere Sturm- und Rapid-Kicker lässt offenkundig lieber Taten auf dem Platz sprechen. Wenn er in seine jüngsten Leistungen Kontinuität bringt, hat Gisdol ohnehin kaum Argumente, ihn wieder aus der Anfangsformation zu nehmen.
Lußem: "Durch seine Effektivität macht er sich derzeit fast unentbehrlich - sieben Assists hat beim 1. FC Köln sonst keiner auf dem Konto, seine Schnelligkeit kann kein Konkurrent toppen. Deshalb dürfte er seinen Platz zunächst gesichert haben."
Für das ÖFB-Team wäre es im Hinblick auf die EURO 2020 natürlich wünschenswert, wenn Kainz als Kadermitglied mehr Druck auf die Stammkräfte ausüben würde, als ihm das bisher gelungen ist.
Seine aktuelle Kölner Topform wird sicherlich auch Teamchef Franco Foda registrieren.
