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Leo Greiml: "Da war ich so richtig überrascht"

Der Schalke-Legionär und Ex-Rapidler blickt bei LAOLA1 auf das Testspiel der beiden Vereine. Zudem spricht er über seine ersten Bundesliga-Erlebnisse.

Leo Greiml: Foto: © GEPA

"Das wird ein richtig cooles Testspiel", prophezeit Leo Greiml und ärgert sich gleichzeitig, dass er nicht mit von der Partie sein kann.

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Der Innenverteidiger bleibt in Gelsenkirchen, um sich seiner Reha nach einer Knieverletzung zu widmen.

Auch wenn dem 21-Jährigen das Verletzungspech treu geblieben ist, kann der Niederösterreicher auf seine ersten Einsätze in der deutschen Bundesliga zurückblicken.

"Ich wäre blöd gewesen, wenn ich das nicht gemacht oder noch gewartet hätte", sagt Greiml im LAOLA1-Interview und verrät zudem, was ihn auf Schalke besonders überrascht hat.

LAOLA1: Worauf dürfen sich unsere User beim Testspiel Rapid gegen Schalke freuen?

Leo Greiml: Der größte Verein Österreichs trifft auf einen der drei von der Anzahl der Mitglieder her größten Klubs Deutschlands. Das wird ein richtig cooles Testspiel, zu dem auch viele Fans ins Stadion kommen werden. Ich finde es echt schade, dass ich noch verletzt bin. Für mich wäre es etwas Spezielles gewesen, gegen meinen alten Verein aufzulaufen.

LAOLA1: Waren die Kontakte nach Hütteldorf in den vergangenen Tagen intensiver als sonst?

Greiml: Mit einigen Spielern von Rapid bin ich so oder so ständig im Austausch, daher hatte ich nicht mehr oder weniger Kontakt als sonst. Aber natürlich haben sie gefragt, ob ich zumindest mit nach Wien komme, wenn ich schon nicht spielen kann. Ich werde allerdings in Gelsenkirchen bleiben und weiter hart daran arbeiten, dass ich bald wieder auf dem Platz stehen kann.

"Ich finde, beide Vereine sind sich sehr ähnlich. Natürlich steht Schalke noch mehr in der Öffentlichkeit, es ist eben ein Traditionsklub der deutschen Bundesliga."

Leo Greiml

LAOLA1: Du hast in einem Wordrap auf der Schalke-Homepage gemeint, dass man in Wien unbedingt den Tiergarten Schönbrunn und den Prater besuchen muss. Haben sich deine Schalke-Kollegen schon erkundigt, welches der beiden Ziele sie angehen sollen?

Greiml (grinst): Sie haben mich schon gefragt, was in Wien empfehlenswert ist, und ich habe ihnen ein bisschen etwas gesagt. Aber im Endeffekt müssen sie selbst entscheiden.

LAOLA1: Schalke und Rapid sind Vereine, bei denen jeweils große Emotionen im Spiel sind. Du kennst beide Welten von innen – wie würdest du die Parallelen zwischen beiden Klubs beschreiben?

Greiml: Ich finde, beide Vereine sind sich sehr ähnlich. Natürlich steht Schalke noch mehr in der Öffentlichkeit, es ist eben ein Traditionsklub der deutschen Bundesliga. Wenn es auf Schalke nicht so läuft, kommt Kritik auf. Wenn es gut läuft, steht es aber natürlich auch in der Zeitung. Bei Rapid ist es ziemlich ähnlich.

LAOLA1: Wie wichtig ist es dir generell, dass dein Verein die Menschen emotional berührt?

Greiml: Sehr wichtig! Es gibt Vereine, beispielsweise in der Bundesliga in Österreich, über die vielleicht ein Mal im Monat etwas geschrieben wird. Rapid war mindestens jeden zweiten Tag in der Öffentlichkeit präsent. Schalke steht jeden Tag in den Medien. Das macht einen großen Verein einfach aus, dass er Interesse erzeugt.

(Text wird unter dem Video fortgesetzt)

LAOLA1: Man kennt Schalke natürlich in Österreich. Hat dich trotzdem etwas überrascht, als du den Verein persönlich erlebt hast?

Greiml: So richtig überrascht war ich beim "Schalke-Tag", als 70.000 Fans rund ums Stadion anwesend waren. Das war der Wahnsinn! Bei Rapid habe ich es schon als beeindruckend empfunden, als 6000 Leute beim Tag der offenen Tür waren. Da merkt man schon, wie sehr die Menschen hier Schalke leben und mit Begeisterung dabei sind. Ich wusste zwar, dass es von den Fans her echt geil sein muss, aber gleich beim Tag der offenen Tür vor 70.000 Zuschauern auf der Bühne zu stehen und bejubelt zu werden, ist einmalig.

LAOLA1: Merkt man in diesen Momenten, dass man in jenem Fußball angelangt ist, den man immer erreichen wollte?

Greiml: Natürlich habe ich immer davon geträumt, einmal in der deutschen Bundesliga zu spielen. Bislang hatte ich wegen meiner Verletzungen zwar erst vier Einsätze, aber es ist auf jeden Fall ein kleiner Traum in Erfüllung gegangen.

LAOLA1: Hast du das speziell gespürt, als du bei deiner ersten Bundesliga-Einwechslung im Heimspiel gegen Bochum an der Seitenlinie gestanden bist?

Greiml: Da war die Anspannung ehrlicherweise gar nicht so groß, weil es so schnell geht, man nicht viel Zeit zum Überlegen hat. Bei meinem ersten Pflichtspiel von Beginn an wusste ich schon ein paar Tage vorher, dass ich wahrscheinlich erstmals von Anfang an in der Bundesliga auflaufen werde. Das war dann schon mit einer anderen Spannung verbunden als bei einer Einwechslung. Wobei: Bei meinem Debüt im Derby gegen Bochum haben wir das Tor zum 3:1-Endstand geschossen, als ich schon auf dem Spielfeld war. Da spürt man das Rundherum mit den Fans so richtig. Wenn 62.000 Leute am liebsten vor Freude auf den Platz "hupfen" würden, ist das schon ein geiles Gefühl.

"Aber unterm Strich ist das für mich eine einmalige Chance, bei so einem Riesen-Verein mein Können unter Beweis zu stellen. Ich wäre blöd gewesen, wenn ich das nicht gemacht oder noch gewartet hätte."

Leo Greiml

LAOLA1: Schalke hat dir einen Vertrag gegeben, obwohl du bei Rapid das halbe Jahr zuvor mit einem Kreuzbandriss ausgefallen bist. War es eine Überlegung, nach dieser schweren Verletzung zumindest noch einmal ein Jahr Bundesliga in Österreich zu spielen? Oder war dir klar, dass du diese Auslands-Chance wahrnehmen musst, wenn sie sich bietet?

Greiml: Als ich gehört habe, dass Schalke an mir interessiert ist, habe ich nicht lange überlegen müssen. Natürlich ist es mir nicht leicht gefallen, weil mir Rapid sehr am Herzen liegt und ich sehr viele Verbindungen zu diesem Klub habe. Aber unterm Strich ist das für mich eine einmalige Chance, bei so einem Riesen-Verein mein Können unter Beweis zu stellen. Ich wäre blöd gewesen, wenn ich das nicht gemacht oder noch gewartet hätte.

LAOLA1: In welchen Bereichen hast du auf Schalke bislang die größten Fortschritte gemacht?

Greiml: Sich gegen Topmannschaften zu präsentieren und dagegenzustemmen, ist eine große Erfahrung, die man mitnimmt. Die Verletzung wirft mich jetzt natürlich zurück: Denn eigentlich ist nach meinem Wechsel im Juli alles so gelaufen, wie ich mir das vorgestellt habe – zuerst hatte ich ein paar Spiele in der U23, war dann im Bundesliga-Spieltagskader dabei und habe schließlich meine Spielminuten bekommen. Dann ist eben leider die Verletzung passiert.

LAOLA1: Inwiefern helfen die bisherigen Einsätze am Weg zurück, sprich das Wissen, sich in die Startelf kämpfen zu können?

Greiml: Wenn der Trainer nicht von mir überzeugt gewesen wäre, hätte er mich nicht spielen lassen. In den Wochen, in denen ich trainieren konnte, denke ich schon, dass ich gezeigt habe, wo ich der Mannschaft helfen und was ich auf den Platz bringen kann. Bis jetzt waren es zwei Spiele von Beginn an, aber ich werde einen neuen Angriff starten, sobald ich fit bin. Das erste Ziel ist, dass ich auf dem Platz stehen und trainieren kann, und mich wieder gut fühle. Die Einsatzminuten kommen dann mit der Zeit.

LAOLA1: Wann strebst du ein Comeback an.

Greiml: Ich habe bereits wieder mit Lauf- und Krafttraining begonnen. Wie lange es konkret dauern wird, kann ich nicht sagen, aber ich bin optimistisch, dass ich bald wieder auf dem Platz stehen kann.

"Seit Zoki Barisic als Trainer übernommen hat, sind sie in einem guten Flow."

Leo Greiml

LAOLA1: Was stimmt dich aus Mannschaftssicht zuversichtlich, dass im weiteren Saisonverlauf der Turnaround gelingt?

Greiml: Wir arbeiten daran, in einen Flow zu kommen und möglichst viele Spiele zu gewinnen. Sobald wir zwei oder drei Spiele in Folge gewinnen, wird es auch ein bisschen ruhiger auf Schalke. Dann sind wir auch voll mit dabei, denn man sieht ja, dass im Tabellenkeller alles eng beieinander ist. Wenn wir eine kleine Serie starten, sind wir gleich wieder voll im Geschäft.

LAOLA1: Apropos Turnaround. Rapid wird mit einer neuen Führungsriege ins Frühjahr gehen. Wie lautet deine Ferndiagnose: Ist man in Hütteldorf auf dem richtigen Weg?

Greiml: Es ist schade, dass sich Rapid gegen Vaduz nicht so gut präsentiert hat, denn ich glaube, dass die Mannschaft sehr wohl die Qualität hat, um international dabei zu sein. Seit Zoki Barisic als Trainer übernommen hat, sind sie in einem guten Flow. Ich gehe davon aus, dass Rapid im Frühjahr wieder angreifen und auf jeden Fall in der Meistergruppe dabei sein wird. Das ist natürlich auch der Anspruch. Man hat zuletzt jedenfalls wieder gemerkt, dass sie Spiele gewinnen, die sie im September oder Oktober nicht gewonnen haben, weil es nicht so gelaufen ist.



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