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Wann erleben wir den SK Rapid in der Frauen-Bundesliga?

Wann erleben wir den SK Rapid in der Frauen-Bundesliga?

Am 5. Februar war es dann soweit: Der SK Rapid startete das Kapitel Frauenfußball. Cheftrainerin Katja Gürtler (34) bat die neu zusammengestellte Mannschaft zum ersten Training.

"Die Motivation ist groß. Die Mädels hatten eine enorme Vorfreude, dass es endlich losgeht", freut sich Gürtler im Gespräch mit LAOLA1.

Der Weg dorthin war ein langer. Über Jahre wurde zu dem Thema evaluiert. Katja Gürtler selbst war beteiligt, bis 2019 arbeitete sie im Marketing-Bereich bei Rapid, war Teil der Projektgruppe Frauenfußball.

Nach einer Baby-Pause geriet sie aber auf die Trainerschiene. "Damals gab es den ersten Berufsspielerinnen-Kurs", erzählt die ehemalige Nationalspielerin.

Nach einem Engagement in der Frauen-Akademie in St. Pölten ist sie jetzt als Trainerin in Hütteldorf zurück. "Es hat mich sehr gereizt, eine Frauen-Abteilung bei Rapid aufzubauen. Da musste ich nicht lange überlegen", erzählt sie.

Warum hat Rapid aber so lange gebraucht? Auf der einen Seite verzögerte die Corona-Pandemie die Planungen. Andererseits waren die Kapazitäten ein Thema. Mit der Fertigstellung des Trainingszentrums der Männer im Sommer 2023 war endlich genug Platz da.

Von Sichtungen bis zum ersten Kader

Im November ist das Projekt im Frauen-Bereich angelaufen, Sichtungstrainings wurden angeboten, eine erfolgsversprechende Truppe sollte aufgebaut werden.

"Rund 180 Spielerinnen sind erschienen. Im zweiten Schritt gab es einen verkleinerten Kader, der noch einmal kommen durfte", erzählt die Cheftrainerin.

Rein auf die beiden Probetrainings wollten sich die Hütteldorfer aber nicht verlassen. Die ÖFB-Profile der Kickerinnen wurden durchforstet. Bei einigen Spielen war eine Rapid-Delegation vor Ort, um den Akteurinnen in Matchsituationen auf die Füße zu schauen.

"Wir haben versucht, über die Mädels, die interessant waren, mehr Infos zu bekommen", erzählt Gürtler über die ersten Schritte.

Am Ende verständigte sich die Abteilung auf einen Finalkader von 21 Spielerinnen, sie wurden großteils bereits im Winter transferiert. Dazu nahm Rapid auch die Kosten für die Ausbildungsentschädigungen auf sich.

Ex-ÖFB-Kapitänin Wenninger als Zugpferd

Jenseits des Tellerrands gelang Gürtler noch ein wahrer Transfercoup. Die ehemalige ÖFB-Teamkapitänin Carina Wenninger wurde für das Projekt aus der Fußballpension geholt.

Dabei beendete die ehemalige Bayern- und Roma-Legionärin im Sommer ihre Karriere, um als Liga-Managerin der Frauen-Bundesliga für den ÖFB zu arbeiten. "Es war spontan. Ich habe gedacht, ich spiele noch ein weiteres Jahr bei der AS Roma", erzählte Wenninger im August 2023 LAOLA1 (Wenningers Pläne mit der Frauen-Bundesliga >>>).

"Sie hat einen Vollzeitjob, wir trainieren am Abend. Das kann sie ganz gut vereinbaren", meint Gürtler. Die Cheftrainerin sieht aufgrund ihres Jobs kein Problem. "Man muss abwarten. Den Konflikt sehe ich erst in der ersten Liga, weil sie dafür zuständig ist", so die Übungsleiterin.

WFV-Sondergenehmigung lässt Rapid zwei Spielklassen überspringen

Die Rapid-Frauen steigen mit der Wiener Frauen-Landesliga drittklassig ein, eine Sondergenehmigung des WFV macht es möglich, dass zwei Spielklassen übersprungen werden.

"Ich glaube, dass man schon schauen muss: Was macht es für einen Sinn, wenn wir jetzt in der 2. Klasse anfangen? In der letzten Klasse sind wirklich auch viele Anfängerinnen dabei", erklärt Gürtler, die diese Entscheidung nicht als unfair ansieht, denn "das Regulativ wird generell abgeändert, damit Bundesligisten von den Herren Zugang in die Landesliga haben. Das ist nicht unfair, weil andere können es auch machen."

"Natürlich wäre es das Ziel, viele Zuschauer herzubringen. Wir werden den Zuschauerschnitt in der Landesliga knacken", so Gürtler. Die Cheftrainerin wurde von den Fans bereits mehrmals angesprochen bezüglich Spieltermine.

Am 24. Februar geht es los. Im ersten Testspiel treffen die Rapid-Frauen auswärts auf SU Schönbrunn. Es darf durchaus damit gerechnet werden, dass der ein oder andere Fan den Weg dorthin findet. Im ersten Match des weiblichen Nachwuchses wurde das Team von einer ca. 20-köpfigen Fan-Gruppierung mit Transparenten und Schals unterstützt.

Welche Dynamik sich bis zur Meisterschaft im Herbst entwickelt, gilt es abzuwarten. Bis dorthin bleibt noch Zeit, das Team wettbewerbsfähig zu machen. Dafür wurden die Spielerinnen extra früher an Bord geholt.

Kraftkammer, Physiotherapie und Sportpsychologin

"Wir haben fast jedes Wochenende ein Spiel, wir wollen die Rapid-Philosophie bei den Frauen implementieren. Deswegen sind diese fünf Monate gut. Wir haben nicht so einen Zeitdruck. Hätten wir im Juli begonnen, müssten wir nach sechs Wochen performen", schätzt die Cheftrainerin die Anlaufzeit.

"Das ist einfach ein Prozess. Die erste Liga hat mit Carina erstmals eine Ligamanagerin, hat einen Namenssponsor. Es wird sich weiter positiv entwickeln", so die Trainerin.

Sie merkt an, dass es bereits Spielerinnen aus der heimischen Liga gäbe, die sich das Leben durch den Profifußball finanzieren können. Vor allem beim Ligakrösus SKN St. Pölten werden, wie Gürtler vermutet, entsprechende Gehälter ausgeschüttet.

"Natürlich ist es nicht so, dass sie für ihr Leben ausgesorgt haben, aber zumindest für den Zeitraum, wo sie aktiv sind", so die Trainerin.

Rapid ist im Frauen-Bereich aber noch ein Landesliga-Verein. An die Spielerinnen werden laut Gürtler keine Gehälter ausbezahlt.

Das kann sich in den nächsten Jahren aber schnell ändern. "Das Echo von den Medien und der Gesellschaft ist sehr, sehr positiv", vermerkt die Rapid-Trainerin schon einmal.

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