LAOLA1: Vielleicht kennst du das Lied "Austria Wien spielt international". Wie findest du es, dass das auch auf die Austria-Frauen zutrifft?
Lena Triendl: Ja, mega cool. Ich finde das richtig witzig. Das haben sie gleich am Anfang schon gesungen, weil wir uns ja schon für die Champions-League-Qualifikation qualifiziert haben. Und ich finde es cool, dass sie es immer weiter singen können. Ich hoffe, dass wir es auch am Mittwoch schaffen, damit das Lied auch nach Mittwoch weiter Teil der Fans bleibt.
"Wir hatten nicht einmal eine eigene Kabine"
LAOLA1: Immer mehr Fans kommen ins Stadion, um euch zuzusehen. Ihr wart auch "Mannschaft des Jahres" der Saison 2024/25. Was macht die Austria richtig?
Triendl: Wir erfahren sehr große Wertschätzung im Verein. Wir sind nicht einfach nur "die Frauen", die da nebenher sind, sondern wir trainieren in der gleichen Infrastruktur wie die Männer. Wir haben unsere Kabine im Stadion, wir haben super Trainingsbedingungen, nutzen das Gym – alles genauso wie die Männer. Wir werden auf eine ähnliche Ebene gestellt – das macht einfach auch viel mit uns Spielerinnen. Die Austria ist da ein Vorreiter. Bei vielen anderen Vereinen in Österreich ist die Wertschätzung noch nicht so groß.
LAOLA1: Du bist nach deiner Jugend bei Wacker Innsbruck nach Deutschland in die Bundesliga gewechselt. Zuerst zum SC Sand, dann zu Werder Bremen. Hast du negative Erfahrungen bei deinen Stationen in Deutschland gemacht?
Triendl: Dort hatten wir nicht annähernd die Infrastruktur, die wir hier bei der Austria haben. Der SC Sand ist ein Dorfverein, sehr familiär – was toll ist. Aber infrastrukturell kann Sand nicht mit Austria Wien mithalten. Werder Bremen ist mittlerweile besser, aber früher war die Wertschätzung nicht so groß. Wir hatten nicht einmal eine eigene Kabine. Das war vor vier Jahren. Das entwickelt sich immer weiter und ich glaube, da ist der Standard nun ziemlich gleich, wie wir ihn bei der Austria haben.
"Ich habe kurz davor sogar mit dem Gedanken gespielt, einfach aufzuhören."
LAOLA1: War der Schritt ins Ausland damals richtig für dich als so junge Spielerin?
Triendl: Ich denke schon. Es hat mir für meine Entwicklung enorm weitergeholfen. Ich wüsste nicht, ob ich diese Karriere gemacht hätte, wenn ich damals nicht ins Ausland gegangen wäre. Ich habe kurz davor sogar mit dem Gedanken gespielt, einfach aufzuhören. Deshalb ja, ich denke schon, dass es der richtige Schritt war. Würde ich jungen Spielerinnen einen Rat geben, würde ich aber sagen: Wartet ein bisschen.
LAOLA1: Wie kann man verhindern, dass junge talentierte Spielerinnen ins Ausland gehen?
Triendl: Es wäre mir ein Anliegen, dass unsere Liga immer besser wird. Dass unsere Liga einfach eine gute ist. Wenn die Liga professioneller wird, dann schafft man es vielleicht, junge Talente in Österreich zu halten. Sie wollen dann vielleicht auch gar nicht den Schritt nach Deutschland gehen, weil unsere Liga dann auch international interessanter wird. Da müssen Vereine einfach anfangen zu investieren und das Potenzial erkennen. Sonst werden Talente immer gehen.
LAOLA1: Wenn die Dichte der Mädchen, die Fußball spielen, höher ist, ist die Wahrscheinlichkeit auch höher, mehr Talente daraus zu formen. Wie kann man mehr Mädchen für Fußball begeistern?
Triendl: Durch mediale Präsenz – Mädchen sollen sehen, dass man Fußballerin werden kann. Ich empfehle Mädchen, lange mit Burschen zu spielen – man lernt, sich durchzusetzen. Wir Spielerinnen sollten Vorbilder sein. Ich kannte früher keine Fußballerin, Männer waren meine Vorbilder, weil es einfach keine Frauen gab. Heute ist das anders. Ich glaube aber, wir sind da auch auf einem sehr guten Weg.
LAOLA1: Lass uns über euer Spiel gegen Anderlecht am Mittwoch daheim reden. Das Hinspiel habt ihr mit 1:0 gewonnen. Solltet ihr zumindest ein Unentschieden holen, zieht ihr ins Europa-Cup-Viertelfinale ein. Was habt ihr euch vorgenommen?
Triendl: Wir werden wieder alles geben und unser Herz am Platz lassen. Es war beim Hinspiel schon ersichtlich, dass Anderlecht mehr Ballbesitz hatte und wir mehr verteidigt und gekontert haben. Wenn jede 100 Prozent gibt, ist es immer schwer, gegen uns zu spielen.
LAOLA1: Wohin kann es gehen, wenn man träumen darf?
Triendl: Ins Viertelfinale vom Europa Cup mal auf jeden Fall! In erster Linie müssen wir unsere Aufgabe am Mittwoch erledigen – das steht über allem. Aber der Turnierbaum schaut ja dann auch gar nicht so schlecht aus. Die Young Boys haben das Hinspiel gegen Sparta Prag mit 3:0 gewonnen. Da würde es dann wahrscheinlich nach Bern gehen.
LAOLA1: Dein Freund Simon Pirkl ist Fußballer bei Blau-Weiß Linz. Die Austria trifft am Wochenende auf die Linzer. Wem hältst du die Daumen?
Triendl: Ich sage immer: Ich hoffe, dass die Austria gewinnt – und dass Simon zwei Tore schießt.