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Rapids Mert Müldür: "Ich will immer mehr"

"Sein" Tor? Rapid-Vertrauen, EL-Debüt, Türkei-Nominierung - Müldürs Durchbruch:

Für den SK Rapid gab es mit dem 2:0-Heimsieg zum Europa-League-Auftakt gegen Spartak Moskau ein Highlight in den Wochen der Wahrheit zu bejubeln.

Für den jungen Verteidiger Mert Müldür sind es derzeit die ereignisreichsten Wochen seiner bisherigen Karriere.

Bei den Hütteldorfern avanciert er immer mehr zum Stammspieler, im September wurde er erstmals ins türkische Nationalteam einberufen und in seinem ersten Europa-League-Gruppenspiel hatte er maßgeblichen Anteil am Sieg - auch wenn "sein" Tor zum 1:0 offiziell als Eigentor gewertet wurde.

Grund zur Freude hat der 19-jährige Jungspund trotzdem.

"Habe immer davon geträumt, vor 20.000 Fans zu treffen"

"Ich weiß, dass es offiziell als Eigentor gewertet wurde, aber für mich zählt es als mein Tor! Ich bin glücklich, dass wir gewonnen haben und dass mir mein erstes Tor im ersten Europa-League-Gruppenphasen-Spiel gelungen ist", strahlte Müldür nach dem Spiel.

Es war dies sein zehnter Einsatz für die Profis der Hütteldorfer, nachdem er seit 2006 alle Nachwuchsstufen im Westen Wiens durchlief. Ein Eigenbauspieler - einer der wenigen, der in letzter Zeit den Durchbruch schaffte.

Sein vermeintlicher Führungstreffer gegen Spartak war für den gebürtigen Wiener ein unbeschreibliches Gefühl: "Ich habe immer schon davon geträumt, vor 20.000 Fans zu treffen – in einem offiziellen Spiel. Ich bin umso glücklicher, dass es im ersten Europa-League-Spiel war."

Der ausgelassene Jubel hätte fast böse geendet. Beim Versuch des Rutschens auf den Knien blieb er im trockenen Rasen hängen. Doch Müldür nahm die Aktion mit Humor: "Ich habe gedacht, es ist rutschiger", lacht er. "Aber es ist egal, Hauptsache Tor."

Großes Vertrauen in Müldürs Stärken 

Dabei hatte sein erster Auftritt in der Gruppenphase nervös begonnen. In der Anfangsphase schlug er über den Ball und offenbarte den Russen damit die einzige richtige Chance im ersten Durchgang, auch danach wirkte er noch nicht ganz sattelfest.

Doch der Youngster steigerte sich, lernte aus seinen Fehlern und lieferte vor allem im zweiten Durchgang eine starke Performance ab - auch ohne Anerkennung seines Kopfball-Treffers.

Trainer Goran Djuricin weiß, was er an seinem Rohdiamanten hat und lässt diesen auch nicht aufgrund kleiner Fehler kritisieren: "Mert ist ein junger Spieler, der seine Schwächen, aber viel mehr Stärken hat. Und in diese habe ich Vertrauen. Dass er den einen oder anderen Fehler macht, gehört dazu, da ist er nicht der einzige. Wir sind alle belohnt worden. Zweite Halbzeit hat er richtig stark gespielt. Deswegen freue ich mich, dass er heute richtig gute 90 Minuten absolviert hat."


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Auch für Müldür selbst war es Neuland. Die Europa-League-Hymne vor dem Spiel, der russische Rekordmeister zu Gast. Alles ein bisschen viel, da kommt schon ein bisschen Nervosität auf.

"Ich habe versucht, mein Bestes zu geben. Am Anfang hat es gedauert, bis ich ins Spiel reingekommen bin, aber dann glaube ich, dass ich das gut runtergespielt habe und wir als Mannschaft eine sehr gute Leistung gezeigt haben."

Als Rechtsverteidiger in neuer Rolle 

In Abwesenheit des verletzten Christopher Dibon bekam auch Müldür in der Rotation mit Mario Sonnleitner, Mateo Barac und Max Hofmann immer wieder Einsatzzeit.

Durch die Ausfälle der Außenverteidiger Boli Bolingoli und Manuel Thurnwald hat sich jedoch eine neue Möglichkeit als Rechtsverteidiger aufgetan - obwohl der österreichische und türkische Staatsbürger gelernter Innenverteidiger ist.

Ein Problem stellt es für den 19-Jährigen nicht dar, er spielt, wo er gebraucht wird: "Der Trainer vertraut mir und setzt mich als Rechtsverteidiger ein. Ich nehme das gerne so an und gebe mein Bestes – egal, wo mich der Trainer einsetzt."

Auch Abwehr-Routinier Mario Sonnleitner weiß, dass es für Müldür eine Umstellung war: "Mert hat sich am Anfang ein bisschen schwer getan auf der neuen Position. Das ist ganz normal, er ist ein junger Spieler. Wir haben ein paar Ausfälle gehabt und ihn dann rechts probiert. Er wächst jetzt in diese Position rein."

"Ein hochtalentierter Spieler", der dank Routinier wächst

Defensiv zeigt der 1,88-Meter-Mann immer mehr, welches Talent er mitbringt. In der Offensivbewegung hat er sicherlich noch viel Luft nach oben. Im Spielaufbau und im Aufrücken überlässt er noch seinem Pendant auf links, Marvin Potzmann, den Vortritt.

In diesem Alter saugt man jedoch alles auf und versucht sich zu verbessern. Auch Müldür, der sich glücklich schätzt, schon in so jungem Alter all diese Erfahrungen auf der großen Bühne machen zu dürfen.

"Die sind sehr wichtig. Ich habe einen Sonnleitner, der neben mit spielt. Er gibt mir auch sehr viel Selbstvertrauen und unterstützt mich, auch dass ich von Spiel zu Spiel selber Selbstvertrauen sammle. Das ist einfach sehr gut. Er hat schon sehr viele Europacup-Spiele gespielt und ich hoffe, dass es auch bei mir mehr werden", blickt das Rapid-Juwel in die Zukunft.

Abwehrchef Sonnleitner, mittlerweile 31 Jahre alt, gibt seine Erfahrung gerne an die nächste Generation weiter. "Natürlich versuche ich, ihm Kraft zu geben, ihm zu helfen und taktische Fehler auszumerzen. Und er wird immer stärker. Das freut mich für ihn, weil er ist ein hochtalentierter Spieler. Aber er muss weiter so arbeiten, dann wird er ein sehr guter Spieler."

Müldür: "Ich gebe mich sicher nicht zufrieden damit" 

Die nötige Einstellung, um sich längerfristig auf diesem Niveau anzusiedeln, scheint Müldür mitzubringen. Er wirkt lernbegierig, smart, präsentiert sich trotz seiner erst 19 Jahre abgeklärt und auch dank Medientrainings souverän im Umgang mit der Öffentlichkeit.

Dazu gesellen sich die sportlichen Leistungen, Ende Mai unterschrieb er seinen ersten Profi-Vertrag bei den Grün-Weißen. Teamchef Mircea Lucescu belohnte die ersten Bewährungsproben mit der Einberufung ins türkische Nationalteam. Für einen Einsatz reichte es zwar noch nicht, doch der Zug für den ÖFB scheint abgefahren, schließlich spielte das Rapid-Eigengewächs schon in der U17 und U19 für das Heimatland seiner Eltern. Und nun auch noch die Europacup-Premiere inklusive Treffer - ereignisreiche Wochen, die es in sich haben.

"Es läuft für mich sehr gut mittlerweile, ich habe mich jetzt auch in die Mannschaft hineingefunden und mit jeder Partie habe ich mehr Selbstvertrauen. Ich bin glücklich, dass es momentan so gut läuft, aber ich gebe mich sicher nicht zufrieden damit. Ich will immer mehr und versuche weiterhin mein Bestes zu geben für Rapid."

Sprach er, und das Funkeln in seinen Augen unterstrich seine Entschlossenheit. Der Name Müldür ist in Hütteldorf kein unbekannter mehr. Schon in den letzten Jahren wurde immer darauf verwiesen, dass der Defensivspieler einer ist, der es bei Rapid schaffen könnte. Die ersten Schritte sind gesetzt, doch wenn es nach dem Shootingstar geht, war das erst der Anfang.

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