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Marsch nach Heimpleite: "Aufstieg bleibt möglich!"

"Bullen"-Coach rechnet sich in Spanien trotz klarer Heimpleite noch was aus:

Marsch nach Heimpleite: Foto: © GEPA

Der FC Salzburg ist auf dem harten Boden der Realität angelangt.

Nachdem die "Bullen" im Herbst noch Glanzleistungen in der Champions League zeigten und auch der Start ins Frühjahr mit ausschließlich Siegen und einer neu gefundenen defensiven Stabilität verlief, ließ sich Jesse Marsch dazu hinreißen, ein Erreichen des Halbfinales in der Europa League als Ziel auszugeben.

Nach einer verdienten 0:2-Pleite zuhause gegen den FC Villarreal (Spielbericht>>>) im Sechzehntelfinale-Hinspiel ist der Semifinal-Traum der Mozartstädter allerdings schon früh in weite Ferne gerückt.

"Es wird jetzt ganz schwer. Wir sind zwei Tore hinten, also müssen wir mit 2:0 oder höher in Spanien gewinnen", weiß auch Marsch. Der US-Amerikaner lässt sich seinen Optimismus von der beinahe aussichtslosen Ausgangslage aber nicht nehmen: "Ich glaube, der Aufstieg bleibt eine Möglichkeit."

Marsch: "Zu viele junge Fehler"

Möglich ist im Fußball bekanntlich alles, statistisch äußerst unwahrscheinlich ist ein Salzburger Weiterkommen allerdings dennoch. Seit Bestehen der Europa League hat erst eine Mannschaft nach einer Heimpleite mit zwei Toren Unterschied oder mehr ein K.o.-Duell im Rückspiel noch drehen können: Dem Europa-League-Rekordsieger FC Sevilla gelang in der Saison 2013/14 gegen Stadtrivalen Betis Sevilla dieses Kunststück im Achtelfinale.

Gegen Salzburg spricht außerdem, dass die Leistung in der Red Bull Arena am Donnerstag wenig von den magischen Europacup-Nächten der vergangenen Jahre in sich trug. Villarreal spielte zwar auch keinen Zauberfußball, wirkte aber deutlich reifer und abgekochter. "Wir haben gegen einen schlauen Spieler mit vielen intelligenten Spielern auf dem Platz gespielt. Und wir haben zu viele junge Fehler gemacht und nicht genug konsequente Momente vor dem Tor gehabt", analysiert Marsch die Partie knapp.

Auch Aaronson glaubt noch dran

Der US-Amerikaner warf auch aufgrund vieler Ausfälle mit Oumar Solet und Winter-Neuzugang Brenden Aaronson zwei Europacup-Debütanten ins kalte Wasser, auch Eigengewächs Luka Sucic durfte erstmals im europäischen Geschäft in der Startelf ran. Vor allem Aaronson wusste seine Chance zu nutzen.

Der schmächtige Offensivmann war im Pressing enorm lästig, eroberte einige wichtige Bälle und konnte so unter anderem Patson Daka zu einer Großchance verhelfen - der Sambier brachte die Kugel nach idealem Steilpass des US-Amerikaners allerdings nicht an Villareal-Keeper Rulli vorbei.

Aaronson analysiert die Partie folgendermaßen: "Es war richtig hart heute. Wir haben unsere Chancen nicht zu Ende gespielt, während sie einen guten Job gemacht und zweimal getroffen haben. So einfach ist das." Der 20-Jährige hat den US-amerikanischen Optimismus seines Coaches verinnerlicht und glaubt ebenfalls noch an einen Aufstieg der "Bullen".

"Sicher haben wir noch eine Chance im Rückspiel. Für uns geht es jetzt darum, einfach unser Bestes zu geben. Im Fußball ist alles möglich, wir müssen positiv denken. Unsere Mentalität hier stimmt", bringt es Aaronson auf den Punkt.

Marsch ärgert Chancenauswertung

Im Durchschnitt war die "Bullen"-Startelf fast vier Jahre jünger als jene des "Gelben U-Boots". Die spanischen Gäste agierten vor dem Tor extrem abgezockt und machten aus drei Chancen zwei Treffer - nur ein katastrophaler Elfmeter-Versuch von Paco Alcacer saß nicht.

Salzburg wurde indes das leidige Thema Chancenverwertung wieder zum Verhängnis. "Insgesamt hatten wir viele Chancen und wir haben nicht konsequent gespielt vorne", sagt Marsch und meint damit unter anderem einen kläglich vergebenen Sitzer von Mergim Berisha in einer Salzburger Drangphase oder einige missglückte Abschlüsse von Patson Daka. Vom Powerfußball mit Torchancen im Minutentakt waren die Mozartstädter diesmal allerdings weit entfernt. Anders als oftmals im Herbst war es gegen Villarreal keine unglückliche Niederlage, sondern eine dem Spielverlauf entsprechende.

Dieser Umstand ist auch Marsch bewusst: "Wenn wir in Spanien eine bessere Leistung vorne liefern, können wir noch in dem Wettbewerb bleiben, besonders mit einem frühen Tor. Das wird sicher unser Ziel. Wir haben zu viele Fehler hinten gemacht und nicht genug Qualität vorne gehabt."

Villarreal eine Europa-League-Topmannschaft

Vergessen darf man bei der Kritik am Salzburger Auftritt allerdings auch nicht, dass der Gegner FC Villarreal hieß. Das "Gelbe U-Boot" befand sich nach sechs Spielen ohne vollem Erfolg zwar zuletzt in Unform und zeigte auch in Wals-Siezenheim ein eher biederes Gesicht, ist in der Europa League allerdings eine absolute Instanz. Villarreal ist mit nun 80 Spielen im zweitgrößten europäischen Klubbewerb jenes Team mit den meisten Auftritten in der Europa League, dicht gefolgt vom FC Salzburg mit nun 73 ausgetragenen Partien.

Vier Mal trafen das "Gelbe U-Boot" und die "Bullen" vor dem Spiel am Donnerstag bereits aufeinander, mit jeweils zwei Siegen war die Bilanz davor ausgeglichen. Dazu steht bei Villarreal mit Unai Emery ein absoluter Europa-League-Spezialist an der Seitenlinie, der 49-Jährige konnte mit dem FC Sevilla von 2014 bis 2016 drei Mal in Folge die Europa League gewinnen.

Emery, der nach Engagements bei Paris Saint-Germain und dem FC Arsenal im vergangenen Sommer in seine spanische Heimat zurückkehrte, kann mit der Leistung seiner Mannschaft in Salzburg gut leben: "Unser Ziel war ein gutes Ergebnis mit einem Auswärtstor zu erzielen. Ich bin sehr zufrieden, aber es ist noch nicht entschieden."

Entschieden ist tatsächlich noch nichts. Nach einer aus Salzburger Sicht mäßigen Leistung spricht momentan aber wenig für eine Aufholjagd der "Bullen" kommende Woche im Estadio de la Ceramica.

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