Endstand
6:0
4:0, 2:0
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Sturm historisch schlecht: "Bittere Stunde!"

Grazer lecken nach höchster Europacup-Pleite in Klubgeschichte ihre Wunden:

Sturm historisch schlecht: Foto: © GEPA

Der SK Sturm Graz erlebt am Donnerstag einen historischen Abend - allerdings einen, den man lieber nicht erleben wollen würde.

Österreichs Vizemeister lief am zweiten Spieltag der Europa-League-Gruppenphase nämlich in ein 0:6-Debakel bei Feyenoord Rotterdam (Spielbericht >>>). Es war ein Spiel, das als die höchste Niederlage in der Europacup-Geschichte der Grazer in die Geschichtsbücher eingehen wird.

"Es ist eine bittere Stunde", erklärt Sturm-Cheftrainer Christian Ilzer auf der Pressekonferenz nach dem Spiel. "Man kommt hierher und will Geschichte in die andere Richtung schreiben. Es ist kein schöner Moment für uns, dass wir da so untergehen."

"Sehr bitter, ein schmerzvoller Abend für uns", so der Steirer, dem "das Ergebnis unglaublich wehtut. Ich habe eine erste Halbzeit erlebt wie selten zuvor, es ist wirklich alles gegen uns gelaufen."

Sturm zu "naiv" nach Rotterdam?

Ein Torwartpatzer von Jörg Siebenhandl öffnete den Niederländern bereits in der 9. Minute die Pforten. Was danach folgte, will man in Graz wohl so schnell wie möglich aus dem Gedächtnis verdrängen.

"Es ist relativ viel zusammengekommen", meint Siebenhandl vor dem "Sky"-Mikro. "Angefangen von Naivität, dann habe auch ich mit dem falschen Ball gerechnet." Danach sei Sturm Feyenoord ein ums andere Mal "ins offene Messer gerannt".

"Mit dem ersten Gegentor sind wir dann immer weiter in uns zusammengefallen, haben nicht mehr das auf den Platz gebracht, was uns auszeichnet. Das war natürlich nicht das, was wir auf diesem Niveau bringen müssen, um da zu bestehen", sagt Ilzer.

Besonders im Abwehrverhalten habe man einiges vermissen lassen. Teiweise fehlte Sturm das "internationale Niveau", wie der Sturm-Trainer bei "Sky" meint. "Mit jedem Gegentor ist das Selbstvertrauen geschwunden."

Siebenhandl: "Wenn sie einmal in einen Flow kommen..."

Dazu kam auch noch, dass Feyenoord "unglaubliche Effizienz" an den Tag legte, wie der 44-Jährige erklärt. Schon vor der Pause fingen sich die "Blackies" vier Gegentreffer.

"Man hat gesehen, dass sie riesige Qualität haben und wir haben ihnen immer wieder Räume gegeben. Sie haben dann alles eiskalt ausgenutzt. Wenn sie einmal in einen Flow kommen, dann kommen auch die abgefälschten Tore", sagt Siebenhandl. 

"Zweite Halbzeit war es ein Spiel, wo wir versucht haben, den Schaden zu begrenzen, wo wir nicht zerfallen wollten. Auch das ist uns am Ende nicht geglückt", erklärt Ilzer, der dabei zusehen musste, wie seine Mannschaft noch zwei weitere Gegentore kassierte. "Somit war es ein sehr gebrauchter Abend."

Hat Sturm ein Stürmer-Problem?

Noch schmerzvoller wird der Abend, wenn man in Betracht zieht, dass die Grazer auch noch früh im Spiel Emanuel Emegha mit einer Schulterverletzung verloren (Alle Infos >>>).

Nach der Auswechslung des 19-Jährigen agierte das Offensivspiel der Grazer relativ leblos. "Heute haben wir gemerkt, dass wir keine Tiefe in unserem Spiel hatten, die Aggressivität gegen den Ball nicht auf den Platz bringen konnten", so Ilzer, der im Angriff demnächst wohl zum Improvisieren gezwungen ist.

Neben dem Ausfall von Emegha muss Sturm auch noch immer auf Jakob Jantscher und Albian Ajeti verzichten. "Als Coach ist die Aufgabe nicht, sich Sorgen zu machen, sondern Lösungen zu finden", so Ilzer, der auch in Sachen Mentalarbeit gefragt sein wird.

Auf Sturm wartet "Charaktertest"

"Für uns gilt es, die Lehren aus dem Spiel mitzunehmen, sehr schnell dieses Spiel aus dem Kopf zu bringen", erklärt der Steirer. "Das ist jetzt ein Charaktertest", weiß auch Siebenhandl. "Wir haben es komplett verhaut, aber das ist ein Spiel."

Mit einem Blick auf die Tabelle fällt auf, dass Sturm noch immer alle Möglichkeiten hat, um sogar um Platz eins mitreden zu können, halten doch alle vier Teams bei drei Punkten nach zwei Spielen - auch dank des überraschenden 5:1-Siegs von Midtjylland gegen Lazio Rom.

"Mir fehlt der Platz, um an eine Tabelle zu denken", hat Ilzer derzeit jedoch noch andere Sorgen. "Jetzt gilt es mal, diese Niederlage zu verarbeiten, den richtigen Zugang zu den Jungs zu finden, dass sie sich wieder schnell aufrichten, ihnen das passende Feedback zu geben, dass sie auch aus dieser Niederlage verbessert rausgehen und nicht in Verunsicherung stecken bleiben."

Und dann wollen die Grazer auch wieder zeigen, was wirklich in ihnen steckt und spätestens im Rückspiel zuhause in Graz auch wieder ihr "wahres Gesicht zeigen".

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