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Das macht Sporting zu einem "richtigen Kaliber"

Ein Schlüsselspieler, Fragezeichen und ein pragmatischer Coach. Warum der EL-Gegner von Sturm Graz selbst für Roger Schmidts Benfica schwer zu pressen ist.

Das macht Sporting zu einem Foto: © getty

Sturm-Trainer Christian Ilzer beschreibt Sporting Lissabon vor dem Auftakt in die Europa League (Donnerstag, 21 Uhr im LIVE-Ticker) als "richtiges Kaliber".

"Sie sind eigentlich Dauergast in der Champions League gewesen. Für mich wäre es nicht verwunderlich, wenn sie morgen am Platz stehen und denken, dass die falsche Hymne für sie gespielt wird", erklärt der 45-Jährige.

Auch wenn es nach Luís Mateus geht, kommt auf die Grazer eine gewaltige Aufgabe zu.

Der Journalist der auflagestärksten portugiesischen Tageszeitung "A Bola" sieht den Traditionsklub nach dem enttäuschenden vierten Platz in der Vorsaison nun wieder gut in Schuss.

Der Glaube wie in der Meister-Saison

"Sie sind sehr stark. Sie haben zwar Manuel Ugarte verkauft, und er ist ein schwer zu ersetzender Spieler, aber irgendwie wirken die Spieler zuversichtlich und neu erfrischt. Sie glauben an den Prozess von Ruben Amorim, ganz ähnlich wie 2020/21, der letzten Meistersaison", erklärt Mateus bei LAOLA1.

Amorim ist der Trainer von Sporting und - obwohl erst 38 Jahre alt - schon langgedient. Anfang März 2020 heuerte er im Verein an, gut ein Jahr später galt es bereits den ersten Meistertitel seit 2002 zu feiern.

Dass Amorim sein Handwerk versteht, steht außer Frage. Laut Mateus ist es vor allem ein gewisser Pragmatismus, der den Coach auszeichnet:

"Amorim ist kein Fanatiker des Positionsspiels, auch wenn er selbst ein Spieler des Positionsspiels war. Deshalb nenne ich ihn realistisch und pragmatisch, weil er definitiv kein defensiver Trainer ist. Er spielt immer auf Sieg, aber er versucht, das Ergebnis auf jede erdenkliche Weise zu erzielen. Wenn das Spiel einen direkten Ansatz erfordert, wird er ihn verwenden. Wenn es Kontrolle erfordert, fordert er sie an."

Schlüsselspieler Gyökeres

Die Spieler würden stets hinter dem früheren defensiven Mittelfeldspieler stehen: "Egal, was passiert."

Mit vier Siegen und einem Remis hat Sporting einen starken Start in die Saison erwischt. In dieser Spielzeit würde man nach der Verpflichtung des schwedischen Nationalteam-Stürmers Viktor Gyökeres, mit dem das ÖFB-Team vergangene Woche in Stockholm konfrontiert war, mehr als zuvor auf Umschaltspiel setzen.

"Sie setzen ihn mit langen Bällen ein: Der Schwede hat einen kräftigen Oberkörper und verstärkt auch das Pressing, sein Abschluss ist tödlich. Wenn er mit Paulinho an seiner linken Seite spielt, schafft er Raum für die Abschlüsse seiner Kollegen - einschließlich Pedro Goncalves, der sich seinen Platz im Angriffstrio zurückerobert hat."

Hjulmand eines der Fragezeichen

Aber es gibt auch Fragezeichen. Ugarte wurde für 60 Millionen Euro an PSG verkauft, sein Nachfolger ist mit dem Ex-Admiraner Morten Hjulmand ein in Österreich alter Bekannter.

"Ob er Ugarte wirklich ersetzen kann, ist die Hauptfrage", findet Mateus, der zudem zum in der Dreierkette agierenden Kapitän Sebastian Coates meint:

"Er ist nicht der schnellste Innenverteidiger, also muss die Mannschaft in der Abwehr sehr konzentriert sein."

Auch für Roger Schmidts Benfica schwer zu pressen

Sporting hat nicht nur wegen legendärer Europacup-Duelle mit Austria Salzburg und Rapid in den 90ern nicht die besten Erinnerungen an österreichische Teams.

Zuletzt machte der LASK den Portugiesen das Leben schwer. In der Europa-League-Saison 2019/20 unterlag man nach einem 2:1-Heimsieg in Linz mit 0:3. In der darauffolgenden Spielzeit setzte es gegen die Oberösterreicher zu Hause ein 1:4 - mit Amorim als Coach.

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Sturms Spielstil ist ähnlich wie jener des LASK damals. Dass Sporting mit dieser aggressiven und direkten Herangehensweise Probleme bekommen könnte, glaubt Mateus jedoch nicht:

"Roger Schmidt hatte mit Benfica letztes Jahr große Schwierigkeiten, das Aufbauspiel von Sporting zu pressen. Amorim schafft viele Variablen, um dem hohen Pressing zu entkommen."

"Bei Sporting steckt viel mehr dahinter..."

Es würde jedoch auch Akteure geben, die nicht allzu pressingresistent sind.

Etwa Innenverteidiger Goncalo Inacio, auch Coates sei nicht der beste Passgeber und würde manchmal auch schlampig wirken. Der 36-jährige Goalie Antonio Adan hätte ebenfalls schon mal mehr Konstanz unter Beweis gestellt.

Sollte es Sturm gelingen, die jeweiligen Bewegungen der Spieler vorherzusagen, könnte das Pressing Schaden anrichten: "Aber bei Sporting steckt viel mehr dahinter, als es auf dem ersten Blick scheint."

Mögliche Aufstellungen:

Sturm: Scherpen - Gazibegovic, Affengruber, Wüthrich, Dante - Gorenc-Stankovic - Hierländer, Kiteishvili, Prass - Sarkaria, Böving

Es fehlen: Jatta (nach Wirbelbrüchen im Mannschaftstraining), Serrano (Bienenstich)

Sporting: Adan - Diomande, Inacio, Coates - Esgaio, Hjulmand, Morita, Santos - Paulinho, Gyökeres, Goncalves

Es fehlt: St. Juste (Muskelverletzung)

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