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Conor O’Brien: Über untypische Dänen & großartigen Ilzer

Der frühere Neustädter ist so etwas wie die fleischgewordene Verbindung zwischen den Europa-League-Konkurrenten Sturm und Midtjylland.

Conor O’Brien: Über untypische Dänen & großartigen Ilzer Foto: © GEPA

Conor O’Brien. Klingt nach einem Rock-Star oder dem Gouverneur von Kalifornien. Ein Name, wie er typisch amerikanischer nicht sein könnte. Der Mann dahinter ist weder das eine noch das andere, dafür aber findigen Fußball-Liebhabern aus dem Osten Österreichs womöglich noch in guter Erinnerung.

Der heute 34-Jährige kickte 2014/15 für eine Saison beim damals noch als SC Wiener Neustadt firmierenden Bundesligisten (mittlerweile erfolgte die Rückbenennung in 1. Wiener Neustädter SC).

Für die Blau-Weißen kam der US-Amerikaner auf 31 Einsätze (sechs Scorerpunkte) und wurde dort zum Fan-Liebling - nicht nur, aber auch wegen dieses Treffers, den er für den Neustädter Anhang als Einstandsgeschenk im Gepäck hatte:

Treffen sich ein Steirer und ein "Ami"...

Die Niederösterreicher hatten damals an der Seite von Heimo Pfeifenberger einen Co-Trainer, der seine ersten Schritte auf der Bundesliga-Bühne machte und heute in aller Munde ist: Christian Ilzer, mittlerweile Erfolgscoach von Sturm Graz. Ilzers ehemaliger Schützling O’Brien hält viel von seinem früheren Trainer. "Er lebt Fußball jeden Tag", so der US-Amerikaner im LAOLA1-Talk.

Am Donnerstag trifft Ilzer mit Sturm in der UEFA-Europa-League (ab 18:45 Uhr im LIVE-Ticker >>>) auf den FC Midtjylland. Und hier kommt wieder O’Brien ins Spiel. Denn der 34-Jährige verbrachte nicht weniger als fünf Jahre seiner Karriere in der dänischen Superliga und machte dort zahlreiche Erfahrungen mit dem nunmehrigen Sturm-Gegner. Der Mann mit dem charakteristischen Namen stellt eine Art fleischgewordene Verbindung zwischen den beiden Europa-League-Kontrahenten dar.

Torreiche Erinnerungen

Der Mittelfeldspieler hat seine Laufbahn bereits 2018 beendet und lebt heute in New York. Im besten Fußballeralter war Schluss mit dem Profigeschäft.

"Ich habe, bevor ich nach Europa gegangen bin, einen Abschluss in Wirtschaftswissenschaften gemacht", erläutert O’Brien. "In der Vorbereitung 2018 habe ich bei Los Angeles FC in der MLS mittrainiert und dann bald bemerkt, dass andere Dinge wichtiger für mich sind", schildert er die Hintergründe für seinen Entschluss. "Ich war damals 30 und wollte zurück zu meiner Familie und meinen Freunden. Deswegen habe ich damals beschlossen, aufzuhören", so der Ex-Legionär.

Für Nordsjaelland, Odense, SönderjyskE und Horsens absolvierte der zweikampfstarke Techniker insgesamt 156 Spiele in der dänischen Superliga, in denen ihm 18 Scorerpunkte gelangen. Neun Begegnungen bestritt er gegen den amtierenden Vizemeister aus Midtjylland.

"Ich habe an beide Klubs sehr lebendige Erinnerungen", sagt O’Brien. Etwa an seine Duelle mit Wiener Neustadt gegen die Grazer, die stets sehr torreich waren. Zwar endete das erste Aufeinandertreffen noch 0:0, in den beiden folgenden Duellen fielen aber nicht weniger als 14 Treffer.

O'Brien hat gute Erinnerungen an den heutigen Sturm-Coach und Günter Kreissl
Foto: © GEPA

Einem glücklichen 3:3 in Graz folgte ein furioses 4:4 im alten Neustädter Stadion, bei dem Sturm durch zwei Last-Minute-Treffer von Kienast und Avdijaj noch einen Punkt retten konnte. "Daran denke ich heute noch oft, so viel Glück wir im ersten Spiel hatten, aber da hätten wir gewinnen müssen", weiß er.

Untypische Dänen

Auch an seine Begegnungen mit Midtjylland erinnert sich O’Brien noch sehr gut. "Sie waren damals schon ein Top-Team und haben sich seither kontinuierlich weiterentwickelt", erzählt er, "sie spielen eigentlich einen untypischen Fußball für dänische Verhältnisse."

Denn in Dänemark sei eher Ballbesitzfußball üblich, "aber sie spielen eher einen Red-Bull-ähnlichen Stil", so O’Brien. Midtjylland stünde für einen "aktiven und auf schnelles Umschalten ausgelegten Fußball", führt er weiter aus. Die Dänen seien physisch sehr stark und extrem fit, hält er fest.

Das Hinspiel liegt mittlerweile knapp zwei Monate zurück. Anfang September hatten die Grazer die Nase vorne: Bereits früh im Spiel (8.) sorgte Emanuel Emegha für den entscheidenden 1:0-Siegestreffer und damit für einen gelungenen Start in die Gruppenphase.

Die Ausgangslage vor dem Rückspiel ist klar: Dank des späten Sieges gegen Feyenoord Rotterdam in der Vorwoche (Spielbericht >>>) reicht der Ilzer-Elf ein Remis, um den Aufstieg ins Achtelfinale zu fixieren

Midtjylland "will sich zeigen"

"Beide Teams bringen große Qualitäten im physischen Bereich und im Umschaltspiel mit", so O’Brien im Hinblick auf die Partie. Der Ex-Legionär erwartet ein enges Spiel, sieht die Grazer aber ob der besseren Ausgangsposition im Vorteil. Hinzu kommt, dass es für Midtjylland in der Liga heuer nicht so rund läuft, wie in den Jahren zuvor.

Derzeit rangiert man in der Tabelle lediglich auf Platz acht, hat in der extrem ausgeglichenen Superliga aber auch nur zwei Punkte Rückstand auf Rang drei. Als Pluspunkt für die Dänen sieht O’Brien die Kulisse. "Es hilft ihnen sicher, dass sie daheim spielen. Auch wenn sie mit ihren Leistungen noch nicht an die Vorsaison herankommen, wollen sie den Fans sicher zeigen, dass sie noch immer ein Top-Team sind", sagt er.

Angesprochen auf Christian Ilzer kommt O’Brien ins Schwärmen. "Ilzer ist ein großartiger Trainer", sagt sein früherer Schützling über den Steirer. "Er ist sehr leidenschaftlich und ein echter Taktik-Experte. Das hat uns damals auch immer verbunden, wir denken ähnlich über Fußball", erinnert er sich mit Freuden an seine Zeit in Österreich zurück.

O'Brien wäre beinahe ein "Blackie" geworden

Diese hätte mit etwas Glück sogar länger dauern können als nur jenes eine Jahr, wie er LAOLA1 exklusiv verrät. "Ich hatte damals ein Angebot von Sturm", offenbart er. Maßgeblich dafür verantwortlich: Günter Kreissl.

Der heutige "Head of Goalkeeping" des ÖFB wechselte 2016 als Sportdirektor nach Graz. "Günter und ich haben uns von Anfang an gut verstanden, ich hätte mir den Wechsel gut vorstellen können", erzählt O’Brien. Am Ende präferierte der damalige Sturm-Coach Franco Foda aber Uros Matic. Traurig sei er deswegen aber nicht, hält O’Brien fest. "So ist der Fußball", weiß er. 

Ilzer "kann es weit bringen"

Während die Karriere des US-Amerikaners danach an Schwung verlor, nahm jene von Christian Ilzer erst richtig Fahrt auf. Regelmäßig wird der Name des Sturm-Trainers in den Diskurs geworfen, wenn namhafte Klubs auf der Suche nach neuen Übungsleitern sind. Zuletzt war der Steirer etwa bei Schalke 04 im Gespräch, wo man sich letztlich für Thomas Reis entschied. 

O’Brien vergleicht den 47-Jährigen mit seinem früheren Coach Kasper Hjulmand. Dieser fungiert mittlerweile als dänischer Teamchef. "Ich habe ja unter ihm bei Nordsjelland gespielt", blickt O’Brien zurück. "Er ging danach nach Mainz in die deutsche Bundesliga und ist jetzt äußerst erfolgreich dänischer Teamchef. So etwas traue ich auch Christian Ilzer zu, er kann es sehr weit bringen", sieht er Parallelen zwischen den beiden. 

Zunächst steht für den Erfolgstrainer und seine Mannen jedoch die Hürde Midtjylland auf dem Programm. Sollten sie diese nehmen, traut O’Brien den Grazern einiges zu. "Das wichtigste ist, die Gruppenphase zu überstehen, und so wie sie Fußball spielen ist dann alles möglich", meint er abschließend. 

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