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Dominik Frieser: Die Jagd nach dem Titel-Tattoo

LASK-Durchstarter im Interview über seinen Durchbruch und Auslands-Anfragen:

Dominik Frieser: Die Jagd nach dem Titel-Tattoo Foto: © GEPA

Abstiegskampf in der 2. Liga, Abstiegskampf in der Bundesliga - und plötzlich voll drinnen im Titelkampf und in der Euopa-League-Gruppenphase erfolgreich. Die Karriere von Dominik Frieser hat sich in den letzten eineinhalb Jahren höchst erfrelich entwickelt.

Im Sommer 2018 ablösefrei vom Wolfsberger AC - damals noch am Ende der Bundesliga-Tabelle zu finden - zum LASK gekommen, ist der 26-Jährige unter Valerien Ismael gesetzt und zahlt das Vertrauen zurück. Bei den Europa-League-Siegen über PSV und Rosenborg erzielte er jeweils den entscheidenden Führungstreffer.

Nach zähen Jahren hat der LASK-Wind unter seinen Flügeln in der Blüte seiner Fußballer-Karriere auch Auslands-Interesse erweckt. Ob der Steirer seinen bis Sommer 2022 laufenden Vertrag beim LASK erfüllt oder den Oberösterreichern eine dicke Ablösesumme beschert, könnte sich schon in naher Zukunft weisen.

Im Interview mit LAOLA1 spricht der Flügelspieler vor dem Europa-League-Duell mit Sporting Lissabon (heute, ab 18:55 Uhr auf DAZN und im LIVE-Ticker) über Gründe für seinen Durchbruch, seine fußballerische Vergangenheit und mögliche neue Aufgaben im Kicker-Leben.

LAOLA1: Der LASK geht relativ entspannt in das zweite Spiel gegen Sporting, es geht "nur" um den Gruppensieg. Was war das Gefühl bei der Auslosung, als große Namen kamen - und wie sieht es jetzt aus, wo der Aufstieg schon vor dem letzten Spiel feststeht?

Dominik Frieser: Ich wusste schon bei der Auslosung, dass es sehr gute Gegner, aber wir auch eine gute Mannschaft sind und dass wir weiterkommen können. Es wäre noch das i-Tüpfelchen. Dazu haben wir eine Rechnung offen. Wir müssen gleich auftreten wie dort, aber unsere Chancen auch reinhauen. Das wird entscheidend sein.

LAOLA1: Beim Thema Chancenverwertung kommst du ins Spiel, du hast bei den letzten beiden Europa-League-Auftritten und auch am Wochenende in der Bundesliga beim WAC getroffen. Gibt es einen bestimmten Anlass für deine momentane Hochform?

Frieser: Ich spüre das Vertrauen des Trainers momentan so richtig, ich merke, dass er auf mich baut. Das erleichtert es, macht frei im Kopf. Wenn du dann einmal anfängst, zu treffen, hast du die Leichtigkeit vor dem Tor wieder.

"Wenn wir einen Titel holen, wird sich der Meisterteller oder der Cup-Pokal sicher irgendwo auf der Haut wiederfinden."

Ein Versprechen des Tattoo-Fans

LAOLA1: Der Herbst war dein endgültiger Durchbruch, nachdem du in der Vorsaison unter Oliver Glasner tendenziell als Joker eingesetzt wurdest. Wie würdest du deine persönliche Entwicklung in letzter Zeit einstufen?

Frieser: Die Entwicklung ist schon nach oben gegangen, ich glaube aber, dass mir vor allem die Spielweise des LASK sehr entgegen kommt. Das Draufgehen, das Pressing, das viele Laufen - deswegen haut das in letzter Zeit so gut hin.

LAOLA1: Welche Rolle hat der Wechsel des Trainers gespielt? Valerien Ismael war doch sehr um Kontinuität bemüht.

Frieser: Bei Oliver Glasner waren Joao Victor und Thomas Goiginger gesetzt, die haben eben viel getroffen. Da war ich Joker Nummer eins. Ich habe meine Chance nie richtig bekommen. Weil Joao Victor gewechselt ist, hat mir Valerien Ismael von Beginn weg das Vertrauen geschenkt, und ich denke doch, dass ich das bislang zurückgezahlt habe. Ich glaube, dass dieser Wechsel der Schlüsselmoment war, weil ich dadurch die Chance bekommen habe und spiele.

LAOLA1: Dieser Wechsel von Joao Victor, der links gesetzt war, hat dich vorrangig auf die linke Seite gespült, obwohl du in der Vergangenheit doch verstärkt rechts in verschiedenen Rollen daheim warst. Wo fühlst du dich am wohlsten?

Schon beim WAC ein Kampf ums LASK-Trikot
Foto: © GEPA

Frieser: In der ersten Reihe - links, rechts oder Stürmer ist mir egal, Hauptsache ich bin am Feld. Eine echte Umstellung ist der Seitenwechsel nicht gewesen. Der rechte Fuß ist schon etwas besser, aber von links kann man nach innen ziehen und mit dem starken Fuß abschließen.

LAOLA1: Welche Dinge waren dafür verantwortlich, dass die guten Leistungen des Vorjahres auch unter Valerien Ismael prolongiert werden?

Frieser: Er hat sehr wenig umgestellt, wollte es weiterlaufen lassen, wie es ist. Den Ballbesitz-Fußball wollte er aber stärker forcieren und bei uns einbringen, das gelingt uns mittlerweile auch sehr gut. Wir sind nicht mehr hauptsächlich eine Pressing-Mannschaft.

LAOLA1: Und die menschlichen Unterschiede zu Oliver Glasner?

Frieser: Da ist er wirklich top, einer der besten Trainer, die ich bisher hatte. Er kann einfach mit Spielern umgehen. Er spricht viel mit uns, das ist wichtig - wenn du einen Trainer hast, der nie mit dir spricht, ist das fast das Schlimmste. Und er kommt immer auf einen zu, erklärt dir Dinge, sagt dir, dass er dir vertraut. Man hat immer ein gutes Gefühl.

LAOLA1: Du warst bei Hartberg und dem Wolfsberger AC in den Abstiegskampf der damaligen Ersten Liga und der Bundesliga involviert. Nachdem du dort weggegangen bist, haben die Vereine einen Sprung nach vorne gemacht und sind jetzt in der Bundesliga etabliert. Warum hast du dich dort noch nicht so als Stammspieler empfehlen können und wie beobachtest du die spätere Entwicklung bei diesen Klubs?

"Er kann einfach mit Spielern umgehen. Er spricht viel mit uns, das ist wichtig - wenn du einen Trainer hast, der nie mit dir spricht, ist das fast das schlimmste. Und er kommt immer auf einen zu, erklärt dir Dinge, sagt dir, dass er dir vertraut. Man hat immer ein gutes Gefühl."

Über Valerien Ismael

Frieser: Erstens freut es mich, dass es den Mannschaften so gut geht. Das finde ich super, sie spielen einen erfrischenden Fußball, der schön anzusehen ist. Bei Hartberg war es mein allererstes Profi-Jahr, da bin ich nicht so zum Spielen gekommen. Ich war 19, 20, bin frisch aus der Landesliga dazugekommen - das war alles noch ein bisschen schwierig. Beim WAC war es mein erstes Bundesliga-Jahr. Ich hatte 22 Einsätze, zum Schluss habe ich mehr gespielt, aber am Anfang habe ich mich erst an das Tempo gewöhnen müssen. In der Rückrunde habe ich ziemlich viel gespielt und ein paar Tore gemacht. Die Verlängerungsoption wurde nicht gezogen, weil sie meinten, dass sie anderweitig planen. Aber im Endeffekt war es das Beste, was mir passieren konnte.

LAOLA1: Ich weiß, dass du ein Tattoo-Fan bist. Hast du auch welche mit Fußball-Bezug?

Frieser: Nein, bislang noch nicht! Ich muss nämlich erst einmal etwas gewinnen, damit ich mir das tätowieren lassen kann.

LAOLA1: Womit ja nicht ausgeschlossen ist, dass deine LASK-Zeit auch auf der Haut Einzug finden könnte.

Frieser: So ist es. Wenn wir einen Titel holen, wird sich der Meisterteller oder der Cup-Pokal sicher irgendwo auf der Haut wiederfinden.

LAOLA1: Titel-Ansagen sind ein gutes Stichwort. Sehr weit weg von Red Bull Salzburg seid ihr nicht. Ist ein Angriff auf den Meister intern schon ein Thema oder noch ein Tabu?

Mit Hartberg ging es aus der Ersten Liga runter
Foto: © GEPA

Frieser: Thema ist das bei uns gar nicht. Salzburg ist so eine gute Mannschaft. Die Leistung, die wir jetzt bringen, müssen wir nächstes Jahr auch noch bringen und irgendwo hoffen, dass Salzburg einen Umfaller hat, was sehr selten vorkommt. Es wird auch auf die direkten Duelle ankommen. Wir spielen noch zweimal in Salzburg, das ist jetzt nicht so leicht. Wir werden unser Bestes geben, aber wirklich von einem Angriff zu sprechen, wäre vermessen. Wichtig ist, dass wir im Winter gar nicht zu viel ändern.

LAOLA1: Es gibt Interessenten aus dem Ausland an deiner Person - vor allem aus der zweiten deutschen Bundesliga und der englischen Championship. Mit 26 Jahren bist du kein Youngster mehr, aber diese Ligen sind doch häufiger Anlaufpunkt als "Sprungbrett". Solltest du dich für ein Auslands-Engagement entscheiden, was wären realistische Ziele in deinen Augen?

Frieser: Es war natürlich immer ein Traum, in den Top-Vier-Ländern zu spielen, sei es in der ersten oder zweiten Liga. Deutschlands zweite Liga ist schon richtig geil, das ist ein Ziel von mir, dort einmal hinzukommen. Auch England wäre ein Traum. Dafür muss ich jetzt aber weiter performen, gut spielen - und dann wird hoffentlich etwas draus.

LAOLA1: Wären das Ligen, deren Kragenweite du dir selbst attestierst?

Frieser: Es kommt immer darauf an, zu welchem Verein konkret. Wenn das ein Aufstiegs-Aspirant ist, wäre das nicht so schlecht. Wenn es gut läuft, spielst du in ein, zwei Jahren in der deutschen Bundesliga oder der Premier League. Das ist dann wieder etwas ganz anderes. Daran muss man auch denken, so würde ich die Sache auch angehen - wenn, dann würde ich zu einem Verein gehen, der Aufstiegs-Ambitionen hat. Aber ich bin beim LASK absolut nicht unglücklich - daher müsste wirklich alles richtig passen.

"Momentan weiß ich, dass drei Vereine angefragt haben. Es gäbe aber Schlechteres, als noch zwei Jahre bei einer österreichischen Spitzenmannschaft zu spielen."

Über Auslands-Interesse

LAOLA1: Dein Vertrag beim LASK läuft bis Sommer 2022 - ein längerer Verbleib wäre also die Alternative. Wie realistisch schätzt du selbst einen baldigen Wechsel ein?

Frieser: Gedanklich bin ich voll beim LASK, für diese Dinge habe ich meinen Manager Josef Bachleitner von der Agentur "More than Sport", der alles macht. Der informiert mich, wenn es Neuigkeiten gibt - aber keine Gerüchte, nur Konkretes. Lose Anfragen braucht er mir nicht mitzuteilen, die helfen mir nicht weiter. Momentan weiß ich, dass drei Vereine angefragt haben. Es gäbe aber Schlechteres, als noch zwei Jahre bei einer österreichischen Spitzenmannschaft zu spielen.

LAOLA1: Ablösefreie Wechsel hast du einige hinter dir, aber das wird es so schnell nicht mehr geben. "Transfermarkt.at" beziffert deinen Marktwert mit einer Million Euro, das ist aber ein Wert aus dem Sommer. Wenn du dir selbst ein Preisschild geben müsstest, wie viel müsste man für dich hinblättern?

Frieser: (lacht) Wenn man eine Million wert ist, hört sich das nicht schlecht an. Den Preis könnte der LASK aber frei bestimmen, ich habe keine Ausstiegsklausel. Jürgen Werner hat immer gesagt, sollte es eine Möglichkeit auf einen "Life Changer" geben, wie es etwa die zweite englische Liga wäre, wo es auch um viel Geld geht - da legt er keine Steine in den Weg.

LAOLA1: Ein guter Freund von dir, Florian Flecker, steht jetzt bei einem deutschen Bundesligisten unter Vertrag - Union Berlin. Er spielt aber nicht. Ist seine Situation eine Warnung, einen möglichen Auslands-Transfer mit Bedacht zu wählen?

Frieser: Sollte es wirklich einmal so weit sein, dass ein Transfer bevorsteht, würde ich mich bei ihm erkundigen. Wir sind aber ständig in Kontakt. Bei ihm ist die ganze Sache unglücklich, Union hat einen 35-Mann-Kader. Er kommt von Hartberg, das kennt dort niemand, hat nicht so einen Stellenwert - das ist dann schon schwierig. Aber "Flecki" wird das schon machen, er ist ein richtiger Kämpfer.

LAOLA1: Am Sonntag folgt der Abschluss des Jahres in der Bundesliga gegen Sturm Graz. Du bist Grazer, hast auch zeitweise in der Sturm-Jugend gespielt, am Ende keine leichte Zeit für dich. Inwiefern ist das für dich vielleicht immer noch ein besonderes Spiel?

Frieser: Groß geworden bin ich vorher eigentlich beim roten Verein in Graz. Als ich aus der Sturm-Akademie weggegangen bin, hatte ich ein halbes Jahr fast gar nicht gespielt. Dann habe ich den Weg gewählt, mit 15 Jahren in den Kampfmannschafts-Fußball zu gehen (zum SC Seiersberg, Anm.), das war der richtige. Persönlich als Grazer freut man sich immer ein bisschen mehr, wenn man gegen Sturm gewinnt, auch wenn jeder Sieg schön ist.

LAOLA1: Wir nähern uns dem Ende des Jahres - wie sehen deine persönlichen Neujahrswünsche und wie jene für den LASK aus?

Frieser: Für mich: Dass ich der Mannschaft so gut wie möglich helfen kann - nicht nur mit Toren und Vorlagen. Privat ist ohnehin alles perfekt. Für den Verein: Dass er weiter auf so gesunden Beinen steht. Es wird richtig gute Arbeit geleistet, das sieht jeder in Österreich. Wir haben mit Jürgen Werner und Siegmund Gruber gute Leute, die wissen, wie der Hase läuft.

LAOLA1: Chancen auf Titel und eine große Überraschung in der Europa League leben auch noch - wünschen könnte man es sich ja.

Frieser: Ich wünsche es mir schon - am liebsten würde ich ja das Double holen.

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