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Astra Giurgiu: Spiegelbild alter Austria-Zeiten

Mächtiger Mäzen, viele Trainerwechsel und ein Coach, dessen Stuhl wackelt. Das ist Astra Giurgiu:

Astra Giurgiu: Spiegelbild alter Austria-Zeiten

Die Austria startet am Donnerstag (19:00 Uhr) mit dem Auswärtsspiel gegen Astra Giurgiu das Abenteuer Europa-League-Gruppenphase.

Das Duell mit den Rumänen, die im Playoff sensationell West Ham eliminierten, könnte für die Wiener unter dem Motto „ein Reise in der Vergangenheit“ stehen.

Die Geschichte des Gegners erinnert den einen oder anderen Austrianer an jene Zeit, als Frank Stronach in Wien-Favoriten das Sagen hatte.

Während sich die Veilchen von den „Fesseln“ des Mäzens längst lösen konnten, steht beim rumänischen Meister seit 20 Jahren ein mächtiger Mann an der Spitze: Klubeigentümer Ioan Niculae.

Mächtiger Klubeigentümer

Das Forbes-Magazin listete den 62-Jährigen (Hier geht’s zum Porträt, welches im Oktober 2014 anlässlich des EL-Duells von Astra gegen RB Salzburg erschien) im März 2015 als reichsten Rumänen.

Sein Vermögen wurde auf 1,2 Milliarden Dollar geschätzt. Heuer war der Gründer des Agrar- und Düngemittelkonzerns "Interagro" auf der Liste nicht mehr zu finden. Denn seit 2015 sitzt er auch im Gefängnis. Niculae wurde zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt, nachdem er 2009 den damaligen Kandidaten auf die rumänische Präsidentschaft, Mircea Geoana, illegalerweise finanziell unterstützt hatte.

Doch zurück zum Werdegang von Astra: Seit Niculaes Übernahme im Jahr 1996 hat sich beim ursprünglich in der Stadt Ploiesti gegründeten und beheimateten Verein einiges getan. Es gab Namensänderungen, einen Umzug nach Giurgiu, einige Auf-und Abstiege, den ersten Triumph im heimischen Cup-Bewerb 2014 und als Krönung den ersten Meistertitel in der abgelaufenen Saison.

Dafür „verbrauchte“ der Big Boss aber auch rund 30 Trainer.

Trainer der Niculae-Ära

Trainer Amtszeit
Gabriel Stan (ROU) 1996 - 1999, 2001
Valentin Sinescu (ROU) 1999
Vasile Simionas (ROU) 1999
Costica Stefanescu (ROU) 1999 - 2000
Marin Ion (ROU) 2000 - 2001
Constantin Stancu (ROU) 2001
Gheorghe Multescu (ROU) 2001 - 2002, 2012
Marian Bondrea (ROU) 2002
Florin Marin (ROU) 2002 - 2003, 2014
Marin Duna (ROU) 2005
Petre Gigiu (ROU) 2006
Vasile Cosarek (ROU) 2006
Dennis Serban (ROU) 2007
Valeriu Rachita (ROU) 2007 - 2009
Marius Sumudica (ROU) Jänner 2009 - Mai 2009, August 2011 - Oktober 2011, seit April 2015
Ion Moldovan (ROU) Juli 2009 - August 2009
Nicolo Napoli (ITA) August 2009 - April 2010
Marin Barbu (ROU) April 2010 - Juni 2010, April 2013
Mihai Stoichita (ROU) Juni 2010 - August 2010
Tibor Selymes (ROU) September 2010 - Dezember 2011
Toni Conceicao (POR) Jänner 2012 - März 2012
Micrea Rednic (ROU) März 2012 - Mai 2012
Bogdan Stelea (ROU) Juni 2012 - August 2012
Gheoghe Multescu (ROU) August 2012 - Oktober 2012
Valentin Sinescu (ROU) Oktober 2012 - 2013
Daniel Isaila (ROU) 2013 - 2014
Oleh Protasov (UKR) 2014 - 2015
Dorinel Munteanu (UKR) März 2015 - April 2015

Dieser Verschleiß erinnert stark an die violette Stonach-Ära, in der das Kommen und Gehen am Verteilerkreis Hochkonjunktur hatte.

Eine Phase, die eigentlich bis heute andauert. Denn bis zuletzt geizte der österreichische Traditionsverein nicht mit Trainerentlassungen, wie diese Diashow beweist:

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Thorsten Fink ist übrigens der längstdienende FAK-Übungsleiter seit Karl Daxbacher. Sein Pendant, Marius Sumudica, sitzt bereits zum dritten Mal auf Astras Trainersessel. Zum ersten Mal länger als ein paar Monate.

Die erste Amtszeit des ehemaligen Stürmers, der es in seiner aktiven Karriere insgesamt auf 334 Liga-Spiele in Rumänien, Portugal, Ungarn und Zypern brachte, dauerte gerade einmal von Jänner 2009 bis Mai 2009.

Nachdem Ion Moldovan zum technischen Direktor ernannt wurde, löste Sumudica seinen Kontrakt auf.

Entlassung nach Wechsel-Verweigerung

Von noch kürzerer Dauer war sein zweites Gastspiel. Und sein Abschied noch skurriler. Doch der Reihe nach: Am 11. August 2011 wurde der heute 45-Jährige erneut als Chefcoach präsentiert.



Nach zehn ungeschlagenen Meisterschaftsspielen setzte es am 27. Oktober im Cup ein bitteres Aus gegen Rivale Petrolul Ploiesti. Drei Tage später wurde der Rumäne dann entlassen, weil er sich weigerte, die Wechselanweisungen von Big-Boss Niculae in der Halbzeitpause des Ligaspiels gegen Rapid Bukarest zu befolgen.

Anweisungen in der Pause? Auch hier werden unweigerlich Erinnerungen an den Austro-Kanadier wach: Am 7. April 2004 im Duell gegen die Admira verließ der Big-Spender unmittelbar vor dem Halbzeitpfiff den VIP-Klub in der Südstadt und suchte von der Tribüne aus das Gespräch mit Austrias damaligen Sportmanager Günter Kronsteiner.

Sumudica unter Druck

Ob der Steirer Stronachs Aufforderung befolgte, ist bis heute ungeklärt. Im Unterschied zu Sumudica durfte er jedenfalls bis Saisonende bleiben.

Dass Sumudica seine dritte Ära bis Vertragsende ausüben wird, scheint derzeit jedenfalls alles andere als gewiss.

Obwohl der Ex-Internationale bereits seit April 2015 beim EL-Starter tätig ist und die erste Meisterschaft der Vereinsgeschichte holte, dürfte sein Stuhl aufgrund der sportlichen Talfahrt in der Liga gehörig wackeln.

Nach sieben Runden hat der Titelverteidiger lediglich eine Partie gewonnen und liegt mit fünf Zählern am elften Tabellenplatz. Zudem fasste der Chefcoach zuletzt eine zweimonatige Sperre aus, weil er verbotenerweise Wetten auf Spiele u.a. in der rumänischen Meisterschaft und Champions League gesetzt hatte.

Spitze von Steaua-Boss

Als wäre das nicht schon genug, setzte es am Wochenende ein 0:1 bei Steaua Bukarest, womit der Rückstand auf den an der Spitze liegenden Rekordmeister auf 12 Zähler anstieg.

„Es ist vorbei für Astra. Wir haben 17 Punkte, sie haben 5 Punkte. Sie sollten sich darauf konzentrieren, das Playoff zu erreichen, anstelle sich mit uns zu messen“, posaunte Steaua-Boss George Becali daraufhin.

Würde Niculae nicht aktuell hinter Gittern sitzen, wäre es um den Astra-Coach wahrscheinlich schon längst geschehen.

Astra Giurgiu - FK Austria Wien
Bukarest, Arena Nationala, 19.00 Uhr MESZ, SR Ekberg/SWE)

Astra: Lung Jr. - Sapunaru, Alves, Fabricio, Junior Morais - Ionita, Lovin, Seto, Teixeira - Alibec, Niculae

Ersatz: Gavrilas - Oros, Boudjemaa, Nicoara, Stan, Balaure, Budescu

Austria: Hadzikic - Larsen, Rotpuller, Filipovic, Martschinko - Serbest, Holzhauser - Venuto, Grünwald, Pires - Kayode

Ersatz: Pentz - Stronati, Salamon, De Paula, Vukojevic, Tajouri, Kvasina, Friesenbichler

Es fehlen: Almer (Adduktorenzerrung), Windbichler (Muskelfaserriss), Prokop (im Aufbautraining nach Knieverletzung)

Parallelspiel der Gruppe am Donnerstag: Viktoria Pilsen - AS Roma

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